In einem beispiellosen Machtmanöver, orchestriert nach dem Drehbuch des ultrakonservativen „Project 2025“, plant Donald Trump die Entmachtung von Jerome Powell – ein Angriff auf die Unabhängigkeit der US-Notenbank, der das globale Finanzsystem ins Chaos stürzen könnte.
Project 2025 – Der Umbau Amerikas
Die Tweets – pardon, Truths – fliegen wie Geschosse durch den digitalen Äther. Donald J. Trump, wiedergewählter Präsident der Vereinigten Staaten, attackiert Jerome Powell, den Vorsitzenden der Federal Reserve, frontal:
„Jerome Powell ist ein Desaster. Er hat uns die Inflation eingebrockt und will jetzt unsere Wirtschaft abwürgen. CUT INTEREST RATES – OR YOU’RE OUT!!!“
Was für viele wie eine weitere impulsive Drohung Trumps klingt, ist tatsächlich Teil einer systematisch vorbereiteten Kampagne: Ein Machtplan, codename Project 2025, der die Grundfesten der amerikanischen Demokratie ins Wanken bringt – und jetzt die Unabhängigkeit der Federal Reserve ins Visier nimmt.
Der neue Trumpismus: Plan statt Chaos
Wer dachte, eine zweite Trump-Präsidentschaft würde wieder im Chaos versinken, hat Project 2025 noch nicht gelesen. Die konservative Heritage Foundation, das wohl einflussreichste konservative Thinktank der USA, hat 2023 ein mehr als 900 Seiten starkes Dokument veröffentlicht – eine Art Regierungs-Handbuch für die MAGA-Bewegung.
Das Ziel: Den "Deep State" austrocknen, sämtliche föderalen Institutionen politisieren – von Umweltbehörden über Gesundheitsinstitutionen bis hin zur Zentralbank.
In Project 2025 heißt es wörtlich:
„Unabhängige Behörden sind ein Hindernis für demokratische Kontrolle. Eine republikanische Präsidentschaft muss alle Machtmittel nutzen, um den föderalen Verwaltungsapparat zu disziplinieren.“
Im Klartext: Beamte raus, Gefolgsleute rein. Und das schließt offenbar auch Jerome Powell mit ein – den Mann, der als Garant der Geldwertstabilität und als Bollwerk gegen politische Einflussnahme galt. Bis jetzt.
Warum Trump Powell loswerden will
Trumps Fehde mit Powell ist alt – sie reicht zurück bis in die Jahre 2018–2020. Damals hatte Trump Powell zwar selbst ernannt, doch der zeigte wenig Interesse daran, sich zum geldpolitischen Erfüllungsgehilfen des Weißen Hauses zu machen.
Als Powell 2018 und 2019 die Zinsen trotz wachsender Kritik erhöhte, flippte Trump öffentlich aus. 2020 senkte die Fed dann pandemiebedingt auf Null – aber nicht wegen Trumps Druck, sondern aus ökonomischer Notwendigkeit.
Jetzt, im Frühjahr 2025, sieht Trump seine Chance: Die Inflation ist moderat, das Wachstum schwächelt, die Fed hält dennoch die Zinsen hoch. Für Trump ist das ein Affront – politisch, wirtschaftlich, persönlich.
„Europa senkt, China pumpt, und unsere Fed steht auf der Bremse!“, so Trump bei einem Wahlkampfauftritt in Michigan.
„Jerome Powell will Amerika sabotieren! Ich werde das nicht zulassen.“
Juristische Vorstöße: Supreme Court ebnet den Weg
Doch wie realistisch ist die Entlassung eines Fed-Chefs? Bisher galt: Nur bei „grober Pflichtverletzung“ – ein extrem hoher juristischer Standard. Die Notenbank ist unabhängig, um genau solche politischen Druckversuche zu verhindern.
Doch genau diese Grundlage wird nun aktiv untergraben – mithilfe der Justiz.
Im März 2025 fällte der Supreme Court ein Urteil, das kaum Beachtung fand – aber möglicherweise historische Folgen hat. Trump erhielt das Recht, zwei Führungspersonen unabhängiger Behörden zu entlassen: Gwynne Wilcox (National Labor Relations Board) und Cathy Harris (Merit Systems Protection Board). Die Begründung: Der Präsident müsse „effektiv exekutiv tätig sein können“, auch gegenüber eigentlich unabhängigen Stellen.
Damit ist die Tür einen Spalt breit geöffnet. Project-2025-nahe Juristen bereiten nun eine Ausweitung dieses Urteils auf die Federal Reserve vor. Ihr Ziel: Humphrey’s Executor – das historische Grundsatzurteil von 1935, das die Unabhängigkeit der Fed schützt – soll gekippt werden.
Wenn das gelingt, könnte Trump Jerome Powell tatsächlich vorzeitig entlassen – ein bisher undenkbares Szenario.
Wer Powell ersetzen könnte
Hinter verschlossenen Türen kursieren bereits Namen möglicher Nachfolger:
Judy Shelton, eine Goldstandard-Verfechterin und langjährige Trump-Vertraute.
Stephen Moore, Trumps ehemaliger Wirtschaftsberater, der die Fed „für die Reichen“ hält.
Oder gar Russell Vought, der stille Architekt von Project 2025, der den Umbau der Regierung zentral mitsteuert.
Alle eint: Nähe zu Trump, Ablehnung der Fed-Unabhängigkeit, und die Bereitschaft, die Geldpolitik direkt der Exekutive zu unterstellen.
Was das für Märkte und Anleger bedeutet
Ein Eingriff in die Fed wäre ein Tabubruch – mit immensen Konsequenzen:
1. Verlust institutionellen Vertrauens: Die Glaubwürdigkeit der US-Zentralbank würde massiv leiden. Der Dollar könnte unter Druck geraten.
2. Inflationsrisiken steigen: Politisch gelenkte Zinssenkungen könnten die Preisstabilität gefährden – und in der Folge aggressive Gegenmaßnahmen nötig machen.
3. Marktvolatilität: Schon Gerüchte über eine Powell-Entlassung führten zu Kursschwankungen bei US-Staatsanleihen und einer Flucht in Gold.
4. Kapitalflucht: Investoren könnten sich aus US-Treasuries zurückziehen – mit langfristigen Folgen für die Finanzierung der amerikanischen Schuldenpolitik.
Für Anleger ist jetzt Wachsamkeit geboten: Die institutionelle Architektur der USA steht auf dem Prüfstand. Und das betrifft auch jeden ETF, jede Anleihe, jedes Zinsprodukt mit US-Bezug.
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