Luxus-Edel-Sportwagen-Bauer Aston Martin stellt weitere Weichen Richtung Elektromobilität. In etwa zwei Jahren soll das erste Elektroauto aus der britischen James-Bond-Auto-Schmiede kommen. Dazu wurde nun auch eine Vereinbarung mit der amerikanischen Lucid Group getroffen. Beide Aktien profitieren von dem Deal. Änderungen gibt es beim bisherigen Partner Mercedes-Benz.
Der britische Sportwagenbauer Aston Martin wird mit dem US-Elektro-Autohersteller Lucid künftig Ultra-Luxus-Elektrofahrzeuge entwickeln. Im Rahmen der Vereinbarung erwirbt das Start-up einen Anteil von 3,7 Prozent an Aston Martin, der im Gegenzug Zugang zu Lucids "Hochleistungstechnologie" bekommt, wie die Briten mitteilte.
Vorbehaltlich der Zustimmung der Aktionäre wird Aston Martin rund 28,4 Millionen neue Stammaktien an Lucid ausgeben, sowie schrittweise Barzahlungen in Höhe von insgesamt rund 232 Millionen Dollar leisten.
Chinesen und Saudis mischen mit
Zudem gab das britische Unternehmen in einer separaten Mitteilung bekannt, dass es eine Vereinbarung mit Mercedes-Benz geändert hat, auf deren Technologie Aston Martin bei seinen Elektroautos bisher gesetzt hat. Der Stuttgarter Autobauer stockt seinen Anteil nicht wie geplant auf, sondern bleibt mit rund neun Prozent beteiligt. Auch der chinesische Autobauer Geely ist an den Briten beteiligt – seit Mai mit rund 17 Prozent. Am Partner Mercedes-Benz hält Geely wiederum knapp zehn Prozent der Anteile.
Auch der saudische Staatsfonds hält 18 Prozent der Anteile von Aston Martin. Der Public Investment Fonds Saudi-Arabiens ist wiederum mit knapp 60 Prozent auch Hauptaktionär bei der Lucid Group. Anfang Juni erhielt Lucid eine Finanzspritze von rund drei Milliarden Dollar durch einen Aktienverkauf an die Saudis.
Am Montag reagierten die Aktien von Aston Martin und von Lucid zeitweilig euphorisch mit prozentual zweistelligen Aufschlägen. Am Dienstag relativiert sich das Ganze wieder. Während Aston Martin sich schon seit Monaten aus dem Tal der Tränen herausbewegt, hat die Lucid-Aktie ihre Bodenbildung noch nicht abgeschlossen.
Kooperation mit Mercedes bleibt
Die Kooperation mit Lucid ersetzt nicht die langjährige Partnerschaft mit Mercedes, betont Aston Martin. Die deutsche Marke werde dem britischen Autobauer weiter Zugang zu Antriebssträngen und elektrischen sowie elektronischen Architekturen gewähren, die für reine Verbrenner, Hybrid- und Elektrofahrzeuge bestimmt sind.
Aston-Martin-Chef Lawrence Stroll sagte: "Zusammen mit Mercedes-Benz haben wir jetzt zwei erstklassige Zulieferer, welche die interne Entwicklung und die Investitionen unterstützen, die wir zur Umsetzung unserer Elektrifizierungsstrategie tätigen."
Aston Martin ist bei der Elektromobilität spät dran. Ein erster Plug-in-Hybrid namens Valhalla (siehe Foto oben) wurde 2021 vorgestellt, in Serie kommt er aber voraussichtlich erst 2024. Das Elektrifizierungsprogramm von Aston Martin sieht für die nächsten fünf Jahre eine Investition von über zwei Milliarden Pfund vor. Ab 2030 soll die gesamte "Kernpalette" elektrisch sein.
Heißes Pflaster
Ob das gelingt, steht noch in den Sternen. Bereits sieben Mal war Aston Martin pleite. Im vergangenen Jahr steuerten die Briten erneut auf ein Desaster zu. 2022 stand unter dem Strich ein Nettoverlust von 529 Millionen britischen Pfund (knapp 620 Millionen Euro). Die Aston-Martin-Aktie hat sich allerdings zuletzt erholt. Seit dem Allzeittief im vergangenen Herbst unter 100 Britischen Pence hat sich der Wert mehr als verdreifacht.
BÖRSE ONLINE hält beide Werte nur für sehr risikobewusste Anleger kaufenswert, wobei die Aston Martin Aktie charttechnisch deutlich besser aussieht. Vor einem Einstieg sollte eine Kursberuhigung abgewartet werden. Mögliche Orders sollten auf jeden Fall streng limitiert werden.
(Mit Material von Reuters)
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