Die Berichtssaison beginnt wieder. Und Analysten rechnen für das erste Quartal mit einem Ergebnisrückgang um acht Prozent. Doch es gibt auch gute Chancen für positive Überraschungen.
In einem von Bankpleiten aufgewühlten Umfeld geben die großen US-Geldhäuser JP Morgan Chase, Cititgroup und Wells Fargo an diesem Freitag den Auftakt in die US-Berichtssaison für das erste Quartal. Neben konjunkturellen Risiken, Inflation und hohen Zinsen hat sich der Finanzsektor zu einem neuen Gefahrenherd für die Wirtschaft entwickelt.
Zwar konnten Regierung und US-Notenbank Fed nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und zweier weiterer mittelgroßer US-Institute eine Eskalation verhindern. Dennoch hat die Krise Vertrauen beschädigt und Schwachstellen in der Branche markiert. Das lässt weitere Risiken in den Büchern der Institute vermuten.
Andererseits profitieren gerade die großen US-Banken vom Zustrom der verunsicherten Kundschaft kleinerer Häuser, da sie in turbulenten Zeiten als sichere Häfen gelten. Über 100 Milliarden Dollar Kundengelder sollen innerhalb weniger Tage auf die Branchenriesen umgeschichtet worden sein.
Insgesamt wird bei den Großbanken tendenziell mit sinkenden Gewinnen im ersten Quartal gerechnet. Bei JPMorgan erwarten Analysten dennoch einen Anstieg des Zinsüberschusses um gut ein Drittel und einen 30 Prozent höheren Konzerngewinn. Bei der Citigroup rechnen die von Refinitiv befragten Experten dagegen mit einem rund 15 Prozent niedrigeren Gewinn je Aktie.
Berenberg-Portfoliomanager Karsten Schneider rechnet allerdings nicht damit, dass sich die Auswirkungen der jüngsten Banken-Turbulenzen schon nennenswert in den Zahlen zum ersten Quartal niedergeschlagen haben.
Für die Berichtssaison der US-Konzerne insgesamt dürfte die eingetrübte Konjunktur bestimmend sein. So erwartet der Analystenkonsens für die Unternehmen aus dem US-Leit-index S & P 500 für das erste Quartal einen Gewinnrückgang um acht Prozent. „Diese Erwartung bietet Potenzial für positive Überraschungen“, sagt Schneider. „Auch weil sich die Konjunkturdaten im ersten Quartal trotzdem besser entwickelt haben als erwartet.“
Dollarschwäche beflügelt
Rückenwind für die US-Unternehmen kommt zudem vom schwächeren Dollar. Gerade die Stärke der US-Währung im vergangenen Jahr hatte das Gewinnwachstum der S & P-500--Unternehmen beeinträchtigt. Seit seinem Höchststand im Oktober ist der Dollar um über acht Prozent gefallen.
Mit positiven Gewinnüber-raschungen könne sich der Aufwärtstrend an den Märkten noch etwas fortsetzten, so Schneider. Allerdings sei das Aufwärtspotenzial limitiert. Spätestens im zweiten Quartal werde sich die schwächere Konjunktur bei den Gewinnen dann doch bemerkbar machen. „Wir erwarten somit nur geringes Potenzial bei Aktien bis zum Jahresende und sehen eher Abwärtsrisiken Richtung Herbst“, lautet Schneiders Fazit.
Christian Henke, Senior Market Analyst beim Onlinebroker IG Europe, ist gespannt darauf, wie US-Bankriesen wie die Bank of America die rückläufige Kreditnachfrage verdaut haben. „Dennoch könnten die US-Banken vom Umfeld steigender Zinsen und anziehender Anleiherenditen profitiert haben.“
Dabei neigen sich die Zinsanhebungen der Fed ihrem Ende zu. Im März ging die Teuerungsrate stärker als erwartet auf 5,0 (Februar: 6,0) Prozent zurück. Auch wenn die Kerninflation, also ohne Preise für Energie und Nahrung, auf 5,6 (Vormonat: 5,5) Prozent gestiegen ist, weckte der insgesamt sinkende Inflationsdruck neue Zinshoffnungen an den Börsen.
Laut Henke sind die US-Konsumenten weiter in Kauflaune. „Die Einzelhandelskonzerne dürften davon in den ersten drei Monaten profitiert haben — in erster Linie in den Bereichen Lebensmittel und Konsumgüter.“
An den US-Technologie-Aktien scheiden sich die Geister. Grundsätzlich leiden sie an den hohen Zinsen, die Aktienkurse konnten sich aber seit Jahres-anfang wieder etwas erholen. Doch Henke rechnet damit, dass sich die gestiegenen Finanzierungskosten nun negativ in den Quartalszahlen bemerkbar machen. BNP Paribas warnte gar vor einer Korrektur der Kurse.
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