Eine interessante Sondersituation hat sich aktuell bei der Biotechaktie aufgetan. Das Papier ist allerdings nicht nur an der deutschen Börse gelistet (ISIN DE0006046113), sondern auch in den USA in Form von American Depositary Receipts, kurz ADRs (ISIN US09075G1058). Ein ADR verbrieft zwei Basisaktien. Ein ADR sollte also in der Regel immer das Doppelte kosten. Bis Anfang August war das auch der Fall. Doch seit einigen Tagen laufen die Kurse auseinander. Der Grund ist eine massive Spekulation von Robin-Hood-Tradern, die die ADRs aufgrund diverser Gerüchte nach oben treiben. In einschlägigen Diskussionsforen wie Stocktwits wurden zum Beispiel die Hautkrebs-Medikamente von Biofrontera genannt.
Der gestrige Schlusskurs von 30,50 Dollar entspricht einem Kurs von circa 12,85 Euro bei der Basisaktie. Aktuell steht diese jedoch nur bei 4,60 EUR. Normalerweise findet ein "natürlicher" Ausgleich zwischen den Kursen statt, indem die US-Händler Aktien kaufen und diese in ADRs bündeln. Doch derzeit findet dieser Prozess nicht statt, weil aktuell eine Kapitalmaßnahme bei Biofrontera läuft. Das Unternehmen begibt gerade eine nachrangige Pflichtwandelschuldverschreibung. Diese ist eingeteilt in bis zu 2.638.150 Stück im Nennbetrag von je drei Euri und in einem Gesamtnennbetrag von bis zu 7.914.450 Euro. Die Aktionäre bzw. Inhaber von Bezugsrechten wurden durch Bekanntmachung im Bundesanzeiger vom 29. Juli 2020 aufgefordert, ihr Bezugsrecht auf die Teilschuldverschreibungen zur Vermeidung des Ausschlusses in der Zeit vom 30. Juli 2020 bis einschließlich 13. August 2020 während der üblichen Geschäftszeiten auszuüben.
Normalerweise sorgt der ADR-Administrator BNY Mellon dafür, dass ein ständiger Ausgleich zwischen dem US-Handel und dem deutschen Handel stattfindet. Allerdings ist dieser Prozess bis einschließlich 13. August unterbrochen. Deshalb können derzeit keine neuen ADRs gebündelt werden und deshalb laufen die Kurse so stark auseinander.
Nach Abschluss der Kapitalmaßnahme von Biofrontera, also ab dem 14. August, sollten sich ADRs und Aktie wieder angleichen. Aufgrund der massiven Umsätze in den ADRs an den vergangenen Tagen (allein am 11. und 12. August wurden insgesamt fast drei Millionen ADRs gehandelt), ist mit einer größeren Eindeckungswelle im deutschen Handel zu rechnen. Am Ende werden sich die Kurse wieder aneinander angleichen. Vermutlich werden die ADR fallen und der Aktienkurs steigen. Die Biofrontera-Aktie könnten also durchaus noch einige Prozente nach oben laufen. Drauf zocken sollten allerdings nur spekulative Anleger.