Mit einem beispiellosen Kurssturz hat BMW am Dienstag bei deutschen Autoaktien eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt. Die eh schon kriselnde Branche bekommt jetzt sogar noch mehr Druck. Ist das wirklich noch eine spottbillige Einstiegschance für Anleger?

Am Ende waren es mehr als elf Prozent, die die Aktie des deutschen Autoherstellers BMW am Dienstag an der Börse verlor. Das Papier landete auf einem tiefsten Stand seit Jahren und folgerichtig am Ende des DAX-Rankings. Ein gesenkter Ausblick aufgrund von Problemen bei zugelieferten Bremssystemen hatte zuvor Anleger schockiert. Nach ersten Informationen von „Bloomberg“ handelte es sich um fehlerhafte Bremssysteme des Zulieferers Continental, die nun Rückrufe und Lieferstopps für 1,5 Millionen Autos zur Folge haben. 

Kein Wunder also, dass auch Continental mit einem zweistelligen Minus aus dem Handel ging. Dahinter folgten aber auch direkt weitere Autowerte wie Mercedes-Benz, Porsche und Volkswagen mit Tagesverlusten zwischen knapp drei und knapp fünf Prozent. VW hatte zuletzt umfangreiche Sparmaßnahmen angekündigt und in diesem Kontext die seit 1994 geltende Beschäftigungssicherung formal aufgekündigt. Die Anleger sind nervös, das zeigt auch die heftige Reaktion bei allen Aktien aus dem Sektor, obwohl zunächst nur ein Unternehmen im Fokus stand.

BMW Vz. (WKN: 519003)

Probleme der deutschen Auto-Aktien reichen viel tiefer

In der deutschen Autobranche kriselt es schon länger. Denn obwohl die Industrie mit 770.000 Beschäftigten eine Schlüsselbranche in Deutschland ist, stecken Unternehmen gerade in einem schwierigen Transformationsprozess aufgrund der Mobilitätswende und anderen geopolitischen Faktoren. So kämpfen Hersteller wie Volkswagen mit schwachen Absatzzahlen und hohen Kosten für den Umstieg zu E-Antrieben. Das drückt auch den Gewinn. Im ersten Halbjahr meldete VW 14 Prozent weniger Überschuss, BMW fast 15 Prozent und Mercedes-Benz sogar fast 16 Prozent. BMW war jetzt der letzte Player, der seine Gewinnziele für das Gesamtjahr kappen musste. Zudem blickt die Branche nach einer Erhebung des Münchener Ifo-Instituts mit Sorge in die Zukunft.

Das liegt auch an den schleppenden Exporten, die für die deutschen Hersteller einen extrem wichtigen Absatzmarkt darstellen. In Europa und Amerika schrumpfen diese Märkte aber. In China wachsen sie. Genau dort bedienen aber immer mehr örtliche Wettbewerber die Kunden. China ist die neue Autoheimat, die Traditionsmarken aus Deutschland bekommen aber keinen Fuß in die Tür.

Das kann Anlegern von BMW, VW und Co. noch Hoffnung machen

Dementsprechend konservativ sind mittlerweile auch die Kursziele von Experten bei den deutschen Auto-Aktien. Viele Analystenhäuser korrigieren schon seit Monaten ihre Kursziele nach unten. Aktien wie VW sind mit einem KGV von um die 3 gerade spottbillig, aber im derzeitigen Marktumfeld bleiben Anleger vorsichtig. 

Immerhin: Experten wie die DZ Bank sehen bei BMW immer noch strategische Wettbewerbsvorteile im Bereich der E-Mobilität bei einer günstigen Bewertung. Und auch Volkswagen wird nicht über Nacht aufhören, Autos zu verkaufen. Die starke Marke sowie eine Menge Cash auf der Seite sollten dem Konzern durch die schwierige Zeit helfen. Spätestens mit neuen Automodellen wie dem zuletzt verschobenen Trinity-Wagen muss VW aber eine Trendwende erkennen lassen. Bis dahin üben sich Investierte in Geduld.

Mit Material von dpa-AFX

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