BÖRSE ONLINE: Sie kritisieren in einem Interview die aktuelle Ausweitung der Geldmenge durch die Notenbanken und den Staat. Warum?
Philip Beer: Kurzfristig gibt es keinen Weg vorbei an Konjunkturprogrammen. Die Corona-Krise hat die Wirtschaft zu plötzlich getroffen, als dass man die Hände in den Schoss legen könnte. Allerdings fällt doch auf, dass wir aus den vielen Wirtschafts-, Finanz- und Euro-Krisen der vergangenen 20 Jahre zu wenig gelernt haben.
Statt mutiger Schritte, wählen wir leider immer wieder den einfachsten Weg: Geld drucken und nochmals Geld drucken. Damit wird auch der Euro immer weiter verwässert. Langfristig kann diese Rechnung nicht für uns alle aufgehen.
Was macht den Bitcoin für Sie so einzigartig?
Der Bitcoin hat seit 2009 mit einer einfachen Formel weltweit das Vertrauen von Krypto-Anlegern gewinnen können: Die Gesamtmenge ist auf 21 Millionen Bitcoin begrenzt und durch die Blockchain-Technologie vor Hacker-Angriffen und sogar staatlichen Eingriffen geschützt. Dafür ist das System hinter dem Bitcoin für jeden kalkulierbar: Alle 4 Jahre halbiert sich die Menge an neugeschaffenen Einheiten, wie zuletzt am 11. Mai 2020. Seitdem kommen nur noch 900 Bitcoin täglich auf den Markt. Mit dieser eingebauten Liquiditäts-Bremse, die Bitcoin Halving genannt wird, belohnt das System vor allem jene, die früh in den Bitcoin investieren.
Kann inzwischen nicht jeder Computer Freak seinen eigenen Bitcoin erschaffen?
Nein. Es kann nur eine Art von Bitcoin (BTC) geben, dies ist so im Code der Blockchain festgelegt.
Es gibt natürlich Abermillionen Varianten von Kryptowährungen, mit vielen verschiedenen Ansätzen und Zielen die oftmals weit über das Thema reiner Währung hinausgehen.
Dennoch dominiert Bitcoin sie alle mit großem Abstand.
Ist der Bitcoin also eine Konkurrenz für das Notengeld?
Der Bitcoin hat sich bereits in einigen Bereichen der Finanzwirtschaft zu einer Alternative entwickelt. Denken Sie etwa an Auslandsüberweisungen, die über per Bankanweisung teuer und langwierig sind. Dagegen ist eine Bitcoin-Transaktion gleich schnell, egal wohin sie gesendet wird.
Als Zahlungsmittel kann der Bitcoin auch eingesetzt werden, jedoch sind die dabei anfallenden Netzwerk-Gebühren der Blockchain für kleinere Transaktionen, etwa an der Kasse in Geschäften, meist gar nicht konkurrenzfähig.
Für mich sind Bitcoin der Goldstandard der weltweit wachsenden Internetwirtschaft. Im Gegensatz zu Facebooks Kryptowährungsprojekt Libra ist der Bitcoin auch völlig unabhängig.
Wie haben die Kunden bei Bitwala auf die Corona-Krise reagiert?
Bei Bitwala haben wir es aktuell mit einem großen Kundenansturm zu tun. In März, April und Mai sind mehr als 50.000 neue Kontoeröffnungsanträge hinzugekommen, die wir jetzt abarbeiten - wir haben uns also in kürzester Zeit auf insgesamt mehr als 100.000 Kunden verdoppelt.
Da wir als einzige Krypotwährungen in einem verbraucherfreundlichen Online-Konto "Made in Germany" anbieten, empfehlen uns unsere Kunden kräftig weiter. Außerhalb Deutschlands liegt Bitwala vor allem in Spanien und Polen voll im Trend.
Damit ist Bitwala nach N26 Deutschlands zweitgrößte Challenger Bank?
So ist es.