Nach den Zins-Entscheiden von Fed und EZB jubilieren die Börsen und steigen deutlich. Dabei markiert der DAX am Donnerstagabend ein neues Rekordhoch und die Aktien von Deutsche Bank, Mercedes und Commerzbank befinden sich im Fokus.

Nach den Zinsentscheiden der Fed und der EZB sind die Börsen am Donnerstag durchgestartet. Der deutsche Leitindex DAX schloss um 1,7 Prozent auf 16.406 Zähler zu. Und nur wenige Minuten, gegen 17:40 war es soweit: Der DAX markiert bei 16.432,5 Punkten ein vorläufiges neues Rekordhoch!

Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, notierte 1,9 Prozent fester bei 4428 Zählern. Die Erleichterung nach dem Fed-Entscheid und starken Zahlen der Facebook-Mutter Meta vom Mittwochabend hat die Wall Street am Donnerstag ins Plus gehievt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte zur Eröffnung 0,1 Prozent höher auf 35.559 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 0,7 Prozent auf 4598 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq100 kletterte um 1,25 Prozent auf 15.695 Punkte.

Die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed beschlossen bei ihren Sitzungen am Donnerstag und Mittwoch, die Schlüsselsätze um ein Viertel Prozentpunkt anzuheben. Knapp 80 beziehungsweise 60 Prozent der Investoren gehen derzeit davon aus, dass die Zinsen der beiden Notenbanken nun zunächst konstant bleiben. "Wenn diese Woche der geldpolitischen Entscheidungen eines gezeigt hat, dann ist es das, dass der Zinsgipfel erreicht ist", sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst vom Broker CMC Markets. "Es könnte zumindest die Fed mit wehenden Fahnen als Sieger vom Platz gehen, wenn die Wirtschaft gerade noch so an einer Rezession vorbeischrammt und die Inflation trotz späten Handelns besiegt werden konnte."

Mit ihrem Zins-Marathon hat die Fed die Teuerungsrate bereits auf 3,0 Prozent gedrückt und damit in Sichtweite des Fed-Ziels von 2,0 Prozent. Die Kerninflationsrate im Euroraum liegt dagegen bei 5,5 Prozent. Daher zeigten sich die Analysten vorsichtig. "Es ist gut, dass sich die EZB die Möglichkeit offen gelassen hat, ihre Zinsen weiter anzuheben", sagte Jörg Krämer, Chefökonom der Commerzbank. "Denn ein Einlagensatz von 3,75 Prozent steht noch nicht für eine ausgeprägt restriktive Geldpolitik, die mit Blick auf die deutlich gestiegenen Inflationserwartungen notwendig ist."

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DAX (WKN: 846900)

DAX-Gewinner und DAX-Verlierer am Donnerstag

Am Donnerstagnachmittag befinden sich die Aktien von HeidelbergMaterials (+5,55 Prozent), Infineon (+4,71 Prozent) und Sartorius (+5,96 Prozent) an der Spitze des DAX. 

Am anderen Ende verlieren die Titel von Volkswagen (-2,54 Prozent), Deutsche Bank (-3,20 Prozent) und Commerzbank (-1,73 Prozent).

Das überraschend starke Wachstum der US-Wirtschaft beflügelte unterdessen den Dollar-Index, der um 0,6 Prozent auf 101,456 Punkte zulegte. Der Euro verlor im Gegenzug ein halbes Prozent auf 1,1025 Dollar. Das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von April bis Juni aufs Jahr hochgerechnet um 2,4 Prozent zu. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich ein Plus von 1,8 Prozent erwartet.

Auf der Unternehmensseite sorgte eine Flut von Quartalszahlen für Bewegung. Heidelberg Materials punktete mit einer Gewinnsteigerung und der Erhöhung des Jahresziels. Die Aktien notierten 5,7 Prozent fester. Auch die Chipwerte erwischten einen guten Tag: Infineon gewannen knapp fünf Prozent, nachdem der Chiphersteller STMicroelectronics Umsatzzahlen über den Erwartungen vorgelegt hatte. STMicro-Aktien sprangen um 7,3 Prozent in die Höhe. Aixtron schossen im MDax um bis zu 15 Prozent auf 35,58 Euro, den höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren. Der Chip-Anlagenbauer hob die Prognose für das Gesamtjahr an.

Aktien von Mercedes-Benz im Fokus

Am Donnerstag stehen zudem die Aktien von Mercedes-Benz bei Anlegern im Fokus. Der Autobauer wird nach einem weiteren überraschend gut verlaufenen Quartal zuversichtlicher für das Gesamtjahr. 2023 rechnet der Konzern nun dank erneut angehobener Aussichten für das Lieferwagengeschäft mit einem Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf dem Niveau des Vorjahres, wie er am Mittwochabend in Stuttgart mitteilte. Bisher hatte Mercedes mit einem leicht sinkenden Gewinn gerechnet. Der freie Barmittelzufluss (FCF) im Kerngeschäft mit Pkw und Transportern (Industrie) soll jetzt das Niveau von 2022 etwas übertreffen (bisher: Stagnation).

Die im Dax notierte Aktie legte zum Handelsstart am Donnerstag minimal um 0,1 Prozent zu. Seit Februar bewegt sich der Kurs vorwiegend in einer Spanne von 70 bis 75 Euro, nachdem er im Herbst 2022 teils nur noch knapp über 50 Euro notiert hatte.

Sowohl die Profitabilität in den beiden Hauptsparten als auch die operativen Ergebnisse insgesamt seien besser ausgefallen als am Markt gedacht, schrieb Analyst Tom Narayan von der kanadischen Bank RBC. Jefferies-Experte Philippe Houchois schrieb, die Erwartungen am Markt für den Zufluss an Finanzmitteln seien ohnehin bereits von einer Verbesserung ausgegangen.

Mercedes profitiert wie auch Konkurrent BMW <DE0005190003> seit längerer Zeit von hohen Verkaufspreisen, im zweiten Quartal fiel das Umsatzplus im Pkw-Bereich allerdings etwas schmaler aus als der Absatzanstieg. Manche Fachleute sehen auch die Schwaben nicht vor einer Eintrübung des Wirtschaftsumfelds gefeit, gleichwohl dürfte die schwächere Kauflaune wegen der schlecht laufenden Konjunktur zunächst bei Massenautoherstellern stärker ins Gewicht fallen. Finanzchef Harald Wilhelm sagte in einer Telefonkonferenz mit Analysten, die Verkäufe im kommenden Jahr dürften unter anderem wegen der neu auf den Markt kommenden Modelle nicht unter denen von diesem Jahr liegen.

Den Umsatz steigerte der Konzern im zweiten Quartal um fünf Prozent auf 38,2 Milliarden Euro. Vor allem die Van-Sparte kann derzeit stark zulegen, sowohl bei Absatz und Umsatz. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern legte insgesamt um sechs Prozent auf 5,21 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich stieg der Gewinn im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um 14 Prozent auf 3,64 Milliarden Euro. Mercedes-Chef Ola Källenius hat in beiden Sparten Sparprogramme auf den Weg gebracht, um die früher hohen Fixkosten herunterzubringen.

Die Umsatzrendite im Pkw-Geschäft lag bei 13,5 Prozent und übertraf ebenfalls die Vorhersagen, ging gegenüber dem hohen Vorjahresniveau aber zurück. Dabei standen auf der positiven Seite ebenfalls höhere Preise und Absatzmengen, negativ machten sich Währungseffekte, höhere Materialkosten, Einmalzahlungen an Zulieferer und höhere Investitionen bemerkbar.

Die Geschäfte in der Finanzdienstleistungs- und Mobilitätssparte laufen dagegen nicht mehr so glänzend wie noch im vergangenen Jahr, als der Konzern von den hohen Gebrauchtwagenpreisen zehrte. Leasing-Rückläufer konnten so deutlich besser weiterverkauft werden als gedacht. Angesichts höherer Zinsen und sich normalisierender Preise hat sich das Umfeld allerdings abgekühlt. Zudem fiel in der Sparte der Ausstieg aus dem Russlandgeschäft mit 276 Millionen Euro an Kosten zu Buche, wie Finanzchef Harald Wilhelm in einer Telefonkonferenz mit Analysten sagte.

Mercedes-Benz (WKN: 710000)

Mit Material von dpa-afx

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