Wer auf Superlative steht, dem dürften die schieren Zahlen der Baustelle des Westfield Hamburg-Überseequartiers (WHU) wohl ziemlich gut gefallen: Auf dem rund 84 Fußballfelder großen Areal sind bis zu 24 Kräne im Dauereinsatz. Dort entstehen bis 2023 etwa 650 Wohnungen und 4000 Büroarbeitsplätze. Insgesamt wird eine Million Tonnen Erde ausgehoben - genug, um die Hamburger Binnenalster einmal komplett aufzufüllen. Auch andernorts sind Großprojekte in Gang: In München und in Stuttgart etwa wird eifrig an den neuen Bahnhöfen gebaut.

Auch wenn solche gigantischen Baustellen eher die Ausnahme sind: Überall in Deutschland rollen die Bagger; der tägliche Weg zur Arbeit dürfte da vielen entsprechendes Anschauungsmaterial liefern. Laut dem Haushaltsplan will die Bundesregierung in diesem Jahr allein in den Bereich "Wohnungswesen und Stadtentwicklung" drei Milliarden Euro investieren, das sind rund 500 Millionen Euro mehr als 2020.

Und wer meint, dass die Bundesrepublik dabei eine Ausnahme darstelle, täuscht sich. Rund um den Globus wird gebuddelt und gemauert, was das Zeug hält. Der internationale Bauboom hat dazu geführt, dass es bei einigen Baustoffen mittlerweile schon zu Engpässen kommt - was die Preise entsprechend steigen lässt. So ist etwa der begehrte Baustoff Holz in den USA, dem größten Häusermarkt der Welt, fünfmal so teuer wie noch vor einem Jahr. Das zieht zunehmend auch Spekulanten an, die sich etwa Holz sichern, ohne es verbauen zu wollen, stattdessen mit der Absicht, es später mit Gewinn zu verkaufen.

Wie so oft sind es jedoch gerade solche Entwicklungen, die einen Preis volatil werden lassen. Entsprechend folgen auf Kursexplosionen häufig ebenso rasante Abwärtsbewegungen. So hat sich Holz an der Warenterminbörse in Chicago Mitte Juni binnen einer Woche um 18 Prozent verbilligt.

Im Schweinezyklus. Neben Spekulanten sorgt auch die Baubranche für solche Kurskapriolen bei Baustoffen. Sie hängt auf Gedeih und Verderb an der allgemeinen Konjunktur. Boomt die Wirtschaft, profitiert sie in besonderem Maß. Dann produzieren die Baustoffhersteller in Zeiten starker Nachfrage entsprechend mehr. Das führt in der Folge dazu, dass bald wieder ausreichend Material zur Verfügung steht. So haben zum Beispiel US-Sägemühlenbetreiber ihre Produktion zuletzt hochgefahren. Kühlt die Konjunktur irgendwann wieder ab, bleiben die Unternehmen auf ihrer Ware sitzen und die Preise purzeln. Bis das Spiel wieder von vorn beginnt. Man spricht auch von einem "Schweinezyklus".

Der fällt allerdings im Bauwesen zunehmend schwächer aus als in früheren Zeiten, weil die Nachfrage nicht mehr so stark schwankt. Grund: Gerade bei Infrastrukturprojekten wie dem Straßenbau profitiert die Branche davon, dass die Regierungen in Krisenzeiten Geld gern in solche Maßnahmen stecken, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Wie beispielsweise der im Gefolge der Pandemie aufgelegte viele Milliarden schwere EU-Wiederaufbaufonds zeigt, bei dem viel Geld für Bauprojekte rund um Klimaschutz und Digitalisierung in die Hand genommen wird.

In den USA und in Großbritannien laufen ähnliche Programme, um die Wirtschaft nach der Pandemie wieder in Schwung zu bringen. "In den USA entwickelt sich das gerade erst mit diesem riesigen Biden’schen Stimulierungsprogramm, das über mehrere Jahre angelegt ist. Auch hier in Europa gibt es entsprechende Programme. Das führt bei einigen Rohstoffen zu einem längerfristig stark steigenden Bedarf. Und das dürfte die Preise längerfristig hoch halten", sagt Klaus-Jürgen Gern vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Die Beratungsgesellschaft Deloitte ist sogar noch optimistischer: "Der weltweite Bedarf an Infrastruktur in den nächsten 30 Jahren ist nach wie vor sehr groß, da heute lediglich 25 Prozent der bis 2050 benötigten Infrastruktur vorhanden ist", heißt es im von ihr herausgegebenen Report "Global Powers of Construction".

Abgesehen von den stabilen Nachfrageperspektiven kommt den Baustoffherstellern derzeit auch noch zugute, dass die Inflation anzieht. Weil die Nachfrage stark bleibt, dürfte es den Unternehmen gelingen, höhere Preise bei ihren Kunden durchzusetzen und somit die Gewinnmarge zu steigern.

Solide investieren. Damit sind die aktuellen Rahmenbedingungen für die Bauindustrie sehr gut. Das hat zwar dazu geführt, dass die Bauaktien deutlich angezogen haben. Gemessen an fundamentalen Kennzahlen wie etwa dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) sind die Papiere jedoch noch vergleichsweise günstig. €uro stellt nachfolgend vier attraktive Baustoffaktien vor, die von dem Boom profitieren. Hinzu kommt ein Zertifikat von €uro, das die gesamte Wertschöpfungskette der Baubranche abbildet.

Ashtead-Aktie


In der Baubranche werden teure Maschinen und Geräte benötigt. Für längst nicht jedes Unternehmen aber rechnet es sich, alle diese Maschinen zu besitzen und dadurch viel Kapital zu binden. Da bietet es sich an, solche Gerätschaften auszuleihen, wenn man sie mal braucht. Das britische Unternehmen Ashtead vermietet alles, was das Bauherrenherz höher schlagen lässt: "Unsere Geräte können zum Heben, Antreiben, Erzeugen, Bewegen, Graben, Verdichten, Bohren, Stützen, Schrubben, Pumpen, Leiten, Heizen und Belüften eingesetzt werden", so die Londoner in ihrer Selbstbeschreibung. Der wichtigster Markt des Unternehmens sind die USA, aber auch in Kanada und in Großbritannien ist Ashtead stark. Die Aktie hatte den Corona-Crash im Frühjahr vergangenen Jahres innerhalb weniger Monate komplett wettgemacht und strebt derzeit von einem Allzeithoch zum nächsten.

CRH-Aktie


Wenn es um Baustoffe geht, kommt man um CRH nicht herum. Nach eigenen Aussagen ist das irische Unternehmen das größte Baustoffunternehmen in Nordamerika (mit Niederlassungen in 46 US-Bundesstaaten und sechs kanadischen Provinzen). In Europa ist es in 19 Ländern präsent. Aber auch in den boomenden Ländern China und Indien sind die Iren vor Ort. Das Kürzel CRH steht für Cement Roadstone Holding und entstand 1970 durch den Zusammenschluss der irischen Unternehmen Cement Holding und Roadstone. Entsprechend hat CRH mit Sitz in Dublin seinen Schwerpunkt in Beton und Zement für die unterschiedlichsten Anwendungen. Die CRH-Aktie ist im Auswahlindex Euro Stoxx 50 gelistet, Analysten sehen sie ziemlich positiv: Von 25 beim Wirtschafts- dienst Bloomberg gelisteten Experten raten 18 zum Kauf der Aktie und vier, sie zu halten. Nur drei empfehlen den Verkauf.

Sto-Aktie


Nicht nur wegen des Klimawandels wird bei Gebäuden immer mehr darauf geachtet, dass sie energieeffizient und gut gedämmt sind. Das steigert die Nachfrage für Produkte aus dem Hause Sto, denn das Unternehmen mit Sitz im baden-württembergischen Stühlingen bietet Beschichtungssysteme sowie Wärmedämmverbundsysteme an. Daneben hat Sto auch Farben, Lacke und Putze im Angebot. Produkte von Sto werden nicht nur dazu verwendet, Fassaden zu dämmen, sondern auch um Beton instand zu setzen oder Lärm zu dämmen. Für Dividendenjäger bietet die Sto-Vorzugsaktie ein besonderes Zuckerl. Zwar ist die reguläre Dividende recht mickrig, zuletzt gab es 0,31 Euro. Das entspricht beim aktuellen Kurs einer Dividendenrendite von gerade einmal 0,15 Prozent. Aber Sto packt fast immer einen Bonus obendrauf, in diesem Jahr waren es 4,69 Euro pro Aktie.

Weyerhaeuser-Aktie


Wenn es um Holz geht, kommt man an dem US-Giganten Weyerhaeuser kaum vorbei. Der Forstwirtschaftskonzern ist einer der größten Waldbesitzer weltweit und bewirtschaftet in Nordamerika zehn Millionen Hektar Wald - das entspricht der Fläche Islands. Das Unternehmen mit Sitz in Seattle ist in vier Geschäftsfeldern tätig: Holzprodukte, Forstwirtschaft, Immobilien und Energie (Öl und Gas, Sonne, Wind). Der mit Abstand größte Bereich sind die Holzprodukte, die etwa beim Hausbau verwendet werden. Das Unternehmen erwirtschaftet über 80 Prozent seines Umsatzes auf dem riesigen US- Wohnungsmarkt, der Rest verteilt sich auf Kanada, Japan und China. Die Entwicklung des Aktienkurses hängt nicht unwesentlich vom Holzpreis ab. Das Unternehmen wurde im Jahr 1900 von dem in die USA ausgewanderten Deutschen Friedrich Weyerhaeuser gegründet.

Wer breit gestreut in den Immobiliensektor investieren möchte, setzt auf das im März 2021 aufgelegte Immo-Maxx-Zertifikat von €uro. Das Portfolio investiert in Aktien von Unternehmen, die an verschiedenen Stationen der Wertschöpfungskette von Immobilien tätig sind: Planung, Finanzierung/Bewertung, Baustoffe/Bau, Bestandshaltung/ Investment, Verwaltung (Property Manage- ment und Facility Management), Betrieb (zum Beispiel von Pflegeheimen oder Hotels) sowie Vermittlung/Makler. Das Papier eignet sich auch für eher längerfristig orientierte Anleger, weil der Immobilienboom in vielen Ländern der Erde wohl anhalten wird: Sowohl die wachsende Weltbevölkerung als auch die Geldpolitik der Notenbanken werden diesen Trend weiter befeuern. Zudem profitieren Anleger davon, dass viele Immobilienunternehmen attraktive Dividenden zahlen, die in das Portfolio mit einfließen.
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