Eine Möglichkeit sind schwimmende Lager. Sie könnten gleichzeitig der Rettungsring für die kriselnden Reedereien sein, die unter dem weltweiten Konjunktureinbruch leiden. Transportrouten wurden eingestellt, die Schiffe liegen vor Anker.
Wie gut das Geschäft mit flüssigem Erdgas vor Corona lief, zeigen die starken Zahlen, die BW LPG für die ersten drei Monate vorgelegt hat. Die Norweger sind mit ihrer Flotte von 51 Schiffen Marktführer für den Seetransport von Flüssiggas. Die Erlöse legten im Jahresvergleich um rund 169 Prozent auf 162 Millionen Dollar zu. Das Unternehmen erzielte im Schnitt Frachtraten von 42 300 Dollar pro Tag und erwirtschaftete einen Nettogewinn von 81 Millionen Dollar. An das Ergebnis werden die Norweger aber nicht anknüpfen können. Der Ausblick für das zweite Halbjahr bleibt getrübt.
Schwimmende Lager
Noch vor einem Jahr waren die Aussichten blendend. Die Internationale Energieagentur IEA geht davon aus, dass der globale Erdgashandel bis 2040 um rund zwei Drittel wächst, über 80 Prozent dieses Zuwachses soll Erdgas in flüssiger Form ausmachen. Das "Liquefied Natural Gas" (LNG) entsteht, indem man den fossilen Brennstoff auf minus 164 Grad kühlt.
Erdgas spielt vor allem als Brücke vom Kohlezeitalter ins Zeitalter der erneuerbaren Energien eine zentrale Rolle. Die größten LNG-Exporteure wie Katar, Australien oder Malaysia sind auf den Seetransport angewiesen. Auch die großen Abnehmer wie Japan, China oder Taiwan können auf keine Pipelines zurückgreifen. In Europa sind Spanien, Frankreich und Italien die Top-Importeure. BÖRSE ONLINE stellte die Aktie von BW LPG erstmals in Ausgabe 10 im März 2019 vor. Im November 2019 erreichte sie das Kursziel bei 6,90 Euro. Anfang Januar gipfelte die Notiz dann im Allzeithoch bei mehr als acht Euro. Es lief rund bis zum Ausbruch von Corona in Asien. Mit der Korrektur im März fiel der Kurs auf 2,58 Euro, den tiefsten Stand seit 2016.
Bietet das niedrige Niveau nun eine Einstiegsgelegenheit beim Marktführer? Fundamental ist die Aktie unterbewertet. Pluspunkte der Norweger sind die starke Bilanz und die Dividende. Die Analysten von Kepler Cheuvreux sehen auf kurze Sicht die Chance auf eine Kurserholung bis 4,70 Euro. In den kommenden Monaten könnte BW LPG seine Flotte als schwimmende Lagerstätten nutzen und sich so einen Teil der Erlöse sichern. Wann das Geschäft der LNG-Reederei wieder in Fahrt kommt, hängt indes davon ab, wie schnell sich die Weltwirtschaft erholt. Nur sehr Mutige steigen ein.