Das Reiseverhalten scheint sich nach der langen pandemiebedingten Pause zu normalisieren. Das US-amerikanische Center for Disease Control and Prevention (CDC) hatte am Ende März ihre Covid-19-Einschränkungen gegen Kreuzfahrten aufgehoben. 22 der 23 Carnival-Schiffe seien in den US-Häfen wieder in Betrieb.

Auch in Deutschland bietet die Kreuzfahrtindustrie ihren Fans im dritten Corona-Jahr wieder das volle Programm. Fast alle Schiffe stehen unter Dampf. Die vier großen Kreuzfahrthäfen Hamburg, Kiel, Warnemünde und Bremerhaven haben durchweg doppelt und dreifach so viele Abfahrten auf dem Plan wie noch 2021. In einzelnen Häfen übersteigt die Zahl der Anläufe sogar 2019, das letzte Jahr vor der Pandemie.

Neben den großen Marken - der Carnival-Tochter Aida Cruises, TUI Cruises, einer Tochter von TUI und Royal Caribbean, sowie MSC Cruises - mischen praktisch alle namhaften Kreuzfahrtanbieter wieder mit.

Dabei werden die Schiffe zusehends auch voller. TUI Cruises beispielsweise will im Laufe des Jahres schrittweise zur normalen Auslastung zurückkehren. Auch andere Reedereien gehen davon aus, dass es an Bord wieder gen Vollauslastung gehen soll. Für die Erfolgsrechnung der Reedereien wäre das dringend nötig, denn die oft Hunderte Millionen Euro teuren und mehrere Tausend Passagiere fassenden Schiffe rechnen sich nur, wenn sie möglichst voll belegt sind.

Zwar mag sich kein Unternehmen dazu äußern, wie sich das Geschäft im vergangenen Jahr auf dem deutschen Markt entwickelte. Einen groben Anhaltspunkt liefert aber die Jahresbilanz des Deutschen Reiseverbandes (DRV). Demnach betrug der Umsatz der Hochsee- und Flusskreuzfahrten 1,1 Milliarden Euro und damit 52 Prozent weniger als im ersten Corona-Jahr. "Verglichen mit der Zeit vor Corona ist der Umsatz innerhalb von zwei Jahren um über 80 Prozent eingebrochen", heißt es beim DRV.

Global betrachtet war das vergangene Jahr für die Branche ähnlich desaströs wie 2020. Die großen Vier - Carnival, Royal Caribbean, Norwegian und MSC - fuhren zusammen gut 20 Milliarden Dollar Verlust ein, nach 21 Milliarden im Jahr zuvor, wie aus den Geschäftsberichten hervorgeht.

Dass es 2022 besser werden soll, liegt aus Sicht der Branche an der aufgestauten Reiselust, die sich laut DRV auch bei Kreuzfahrten in steigenden Vorausbuchungen niederschlägt. "Die Unternehmen sind sehr zuversichtlich, dass das Geschäft anzieht und ab Sommer und im nächsten Winter auch wieder deutlich mehr Ziele angesteuert werden können." Auch einzelne Reedereien berichten von einem hohen und wachsenden Interesse der Kundschaft, die der Kreuzfahrtindustrie bis 2019 einen Dauerboom beschert hatte.

Börse Online Einschätzung zur Carnival-Aktie


Die Nachricht mit dem Buchungsrekord schickte die Aktien von Carnival am Dienstag kräftig nach oben. Am Mittwoch sorgen Gewinnmitnahmen kurzfristig orientierter Anleger schon wieder für fallende Kurse. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Rivalen Royal Caribbean Group und Norwegian Cruise Line. Alle drei Aktien liegen wieder auf dem Niveau vom Montag.

Die Papiere von Kreuzfahrtgesellschaften bleiben bis auf weiteres wankelmütig. Börse Online rät Anlegern von einem Einstieg noch ab.

mmr mit dpa-AFX/rtr