Die Schweizer Währungshüter wollen eine weitere Aufwertung des Franken gegenüber der wichtigsten Exportwährung verhindern. Denn die starke Landeswährung macht Schweizer Waren im Ausland teuer und die exportorientierte Industrie weniger konkurrenzfähig. Das bekam die Schweiz Anfang 2015 zu spüren, nachdem die SNB überraschend den mehr als drei Jahre durchgesetzten Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken aufgab. Der Franken legte daraufhin massiv zu, ein Euro kostete vorübergehend nur 0,8588 Franken. Seither hat sich die Lage etwas entspannt und aktuell werden für die Gemeinschaftswährung 1,0960 Franken gezahlt.
Im Folgenden Szenarien, wie die SNB einer Aufwertung des Franken entgegenwirken könnte:
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ZINSSENKUNG
Die SNB hat sich die Tür für eine weitere Zinssenkung stets offengelassen. Ökonomen sehen darin das letzte Mittel, um einen Höhenflug des Frankens zu verhindern. Auszuschließen sei es jedoch nicht, erklärte Devisenexperte Thomas Stucki von der St. Galler Kantonalbank.
Der Schweizer Leitzins Dreimonats-Libor ist mit minus 0,75 Prozent bereits rekordtief. Zudem belasten die Währungshüter ab einem bestimmten Freibetrag Einlagen von Banken bei der SNB mit einer Gebühr von 0,75 Prozent. Viele Institute geben diesen Strafzins zumindest an große institutionelle Kunden wie Versicherungen oder Pensionsfonds weiter. Die Währungshüter wollen bewirken, dass weniger Anleger ihr Geld in der Schweiz horten. Besonders achten sie darauf, dass die Zinsen niedriger sind, als in anderen Währungsräumen. In der Euro-Zone liegt der Einlagezins derzeit bei minus 0,3 Prozent, Ökonomen rechnen jedoch mit einer weiteren Senkung durch die EZB.
Bei zu hohen Strafzinsen riskieren die Zentralbanken allerdings, dass Anleger beginnen, auf breiter Front Bargeld zu horten. Zudem bringen sie Finanzinstitute unter Druck: Der Versicherer Zurich etwa warnt, dass Negativzinsen schlecht für die Finanzstabilität sind und die Erträge der Banken schmälert. Auch deshalb erwarten Volkswirte, dass sich die SNB mit einer weiteren Zinssenkung zurückhalten dürfte.
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GERINGERER FREIBETRAG FÜR EINLAGEN BEI DER NOTENBANK
Die Währungshüter könnten die bestehenden Strafzinsen von 0,75 Prozent auf einen größeren Teil der in der Schweiz geparkten Gelder ausweiten. Banken müssen die Gebühr derzeit nur auf jene Einlagen bei der SNB bezahlen, die das 20-fache des mindestens bei der SNB zu hinterlegenden Reservebetrags übersteigen.
SNB-Präsident Jordan hat eine Änderung des Freibetrags als ein mögliches geldpolitisches Instrument bezeichnet. Änderungen seien hier jedoch nicht geplant. Die Experten der Valiant-Bank bezeichneten einen solchen Schritt als "probables Mittel". Sollte die SNB dazu greifen, dürften das viele Banken zu spüren bekommen. "Das übelste Szenario wäre ein Zins von minus ein Prozent und eine Senkung des Freibetrags", sagte der Chef der Schweizer Raiffeisen-Gruppe, Patrik Gisel, der Zeitschrift "Finanz und Wirtschaft".
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INTERVENTIONEN
Die Experten von Credit Suisse und Raiffeisen rechnen mit weiteren Devisenkäufen der SNB im Umfeld der EZB-Entscheidung. Mit dem Kauf anderer Währungen schwächt die Notenbank den Franken. Dieses Mittel dürfte die SNB bereits in den vergangenen Wochen verstärkt eingesetzt haben, erklärten die Analysten von Raiffeisen. Ein Indikator für die erhöhten Aktivitäten der Währungshüter am Devisenmarkt sind die zuletzt steigenden Sichteinlagen von Banken und Bund bei der SNB: Die Zentralbank kauft Euro und schreibt den Banken den entsprechenden Franken-Betrag auf deren SNB-Konten gut.
Doch diese Eingriffe am Markt blähen die Bilanz der Notenbank auf: Sie hatte zuletzt bereits fast die jährliche Wirtschaftsleistung der Schweiz erreicht. Schwankungen in ihrem mittlerweile umfangreichen Fremdwährungsportfolio hatten der Zentralbank im vergangenen Jahr zudem einen Verlust von 23,3 Milliarden Franken eingebrockt.
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NEUE EURO-ANBINDUNG
Gewerkschaften in der Schweiz hatten wiederholt eine neue Obergrenze für den Franken gefordert. Die SNB lehnt einen solchen Schritte ab. Einen festen Wechselkurs des Franken zum Euro halten Ökonomen für unwahrscheinlich. Dies käme der Aufgabe einer eigenständigen Währungspolitik gleich.
WÄHRUNGSKORB
Einflussreiche Ökonomen wie der frühere SNB-Berater Ernst Baltensperger hatten vorgeschlagen, den Franken nicht nur an den Euro, sondern auch an den Dollar anzubinden. Die Reaktion der SNB war kühl. "Wir sind aus dem Mindestkurs ausgestiegen, weil er nicht mehr nachhaltig war, und es macht keinen Sinn, gleich wieder in ein sehr rigides Konzept einzusteigen", hatte Jordan gesagt.
Reuters