Der DAX startet rund 0,4 Prozent schwächer in den Donnerstag und gibt dann im Verlauf des Vormittags weiter ab. Doch am Nachmittag kann er Teile dieser Verluste wieder wettmachen. Dabei stehen der Absturz der Sartorius-Aktie nach Quartalszahlen, sowie die Aktien von Deutsche Bank, Porsche und Daimler Truck im Fokus.
Nach seiner jüngsten Annäherung an die 16.000-Punkte-Marke hat der DAX am Donnerstag den Rückwärtsgang eingelegt. Der deutsche Leitindex fiel zunächst um 0,9 Prozent auf 15.754 Punkte zurück, der EuroStoxx50 verlor 0,5 Prozent auf 4372 Zähler. "Die weitere Marschrichtung an den Aktienmärkten wird in den kommenden Wochen durch die laufende Berichtssaison entschieden", sagte Analyst Christian Henke vom Broker IG. "Nach einem verheißungsvollen Auftakt gab es nun die eine oder andere Enttäuschung."
Doch am späten Nachmittag kann der DAX seine Verluste eingrenzen. Gegen 17 Uhr steht er lediglich 0,55 Prozent tiefer, weil die US-Börsen nach einem schwachen Start stärker anziehen.
Für lange Gesichter sorgte vor allem der Margenrückgang beim US-Elektroautobauer Tesla. Sein Umsatzwachstum um 24 Prozent im ersten Quartal sei nur durch hohe Preisrabatte möglich gewesen, sagte Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Dadurch sei der Gewinn in gleichem Maße zurückgegangen. "Es ist ein alarmierendes Zeichen für die Investoren, die den erkauften Absatz nicht honorieren", sagte Molnar. Im vorbörslichen US-Handel verloren die Tesla-Aktien acht Prozent. Die deutschen Rivalen BMW, Volkswagen und Mercedes-Benz gaben im Dax jeweils mehr als drei Prozent nach. Der europäische Autosektor verlor knapp vier Prozent.
DAX-Gewinner und DAX-Verlierer am Donnerstag
Am Donnerstagmittag befinden sich die Aktien von Daimler Truck mit plus 1,47 Prozent an der DAX-Spitze. Dahinter folgen die Papiere von Siemens Healthineers mit plus 1,33 Prozent und Deutsche Börse mit plus 1,25 Prozent.
Auf der anderen Seite des DAX verlieren die Titel von Sartorius mit minus 10,98 Prozent am meisten, vor Continental mit minus 4,46 Prozent und Porsche SE mit minus 4,13 Prozent.
Sartorius auf Talfahrt
Auch der US-Telekommunikationskonzern AT&T und der Kreditkartenanbieter American Express büßten nach Quartalszahlen vorbörslich 5,4 beziehungsweise 1,3 Prozent ein.
In Deutschland erwischte auch Sartorius keinen guten Tag. Die Aktien fielen um rund zwölf Prozent auf ein Vier-Monats-Tief von 341,70 Euro. Ein Umsatzminus und höhere Kosten führten bei dem Laborausrüster im ersten Quartal zu einem Rückgang des operativen Ergebnisses (Ebitda) um 22,1 Prozent auf 272 Millionen Euro.
Gegen den Trend im Plus halten konnten sich Daimler Trucks. Die Aktien legten im Dax knapp ein Prozent auf 30,21 Euro zu, nachdem der schwedische Lkw-Bauer Volvo seine Markterwartungen angehoben hatte. Volvo rechnet 2023 in Europa und Nordamerika nun mit einem Absatz von schweren Lkw von jeweils 320.000 statt 300.000 Stück. Die Aktien gewannen 0,6 Prozent auf 210,35 Kronen.
Insider verrät: Deutsche Bank will Stellen streichen und Vorstand umbauen
Die Deutsche Bank plant einem Insider zufolge Stellenstreichungen im Infrastrukturbereich und im Privatkundengeschäft und eine Verkleinerung des Vorstands von zehn auf neun Mitglieder. Mit diesen Maßnahmen wolle Deutschlands größtes Geldhaus Kosten senken, sagt der Insider. Die Bank, die am 27. April ihre Quartalszahlen vorlegen wird, wollte die Pläne nicht kommentieren.
Die Stelle des scheidenden Privatkundenchefs Karl von Rohr soll trotz der Kostensenkungspläne nachbesetzt werden, wie es hieß. Das Institut hatte am Dienstag angekündigt, dass von Rohr seinen Vertrag als Chef der Privatkundenbank Ende Oktober auslaufen lassen wird. Über seinen Nachfolger will die Bank "in Kürze" entscheiden. Über die geplante Verkleinerung des Vorstands hatte zuerst "Bloomberg" berichtet.
Vorstandschef Christian Sewing hatte bereits im Februar gesagt, er könne Stellenstreichungen nicht ausschließen. Trotz einer zuletzt verbesserten Aufwands-Ertrags-Relation hat sich Sewing weitere Kostensenkungen vorgenommen. Im europäischen Vergleich hat die Deutsche Bank immer noch hohe Kosten im Verhältnis zum Ertrag.
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Zinspolitik verunsichert Anleger
Neben der Berichtssaison verunsicherte die Aktienanleger aber auch das Rätselraten um das weitere Vorgehen der US-Notenbank Fed. Spätestens mit der nächsten Fed-Sitzung im Mai werde sich der Dax entscheiden müssen, ob er die 16.000-Punkte-Marke übertrete oder eben nicht, prognostizierte Oldenburger von CMC Markets. Der Präsident der Federal Reserve Bank of New York, John Williams, erklärte, dass die Inflationsrate nach wie vor problematisch sei und dass die US-Notenbank handeln werde, um sie zu senken. Der Markt rechnet derzeit mit einer weiteren Zinserhöhung um 25 Basispunkte im nächsten Monat. Die Zentralbank hat die Zinsen binnen Jahresfrist rasant nach oben geschraubt - von nahe null auf eine Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent. Sie will damit die Inflation eindämmen und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abkühlen.
Die Erwartung weiterer Zinserhöhungen hatte dem Dollar zuletzt wieder Schwung verliehen. Der Dollar-Index. legte in dieser Woche bislang gut 0,4 Prozent zu. Im Gegenzug ging es für die Ölpreise bergab, da eine stärkere US-Währung in Dollar gehandelte Rohstoffe teurer für Investoren in anderen Währungsräumen macht. Seit Montag sind die Preise für Brent und WTI um jeweils rund fünfeinhalb Prozent auf 81,49 beziehungsweise 77,73 Dollar je Fass abgerutscht.
(Mit Material von Reuters)