Bis zum 15. Dezember muss US-Präsident Donald Trump entscheiden, ob er die zu diesem Stichtag geplante Verschärfung der Strafzölle auf chinesische Waren in Kraft setzt oder aufschiebt. "Ein aufklärender Tweet des US-Präsidenten wäre in diesem Fall ausnahmsweise mal wünschenswert", sagte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen. Die wachsende Nervosität der Anleger setzte vor allem den Autobauern und den Technologiewerten zu, deren Geschäft stark vom Handel mit China abhängt. Die europäischen Indizes für diese beiden Branchen büßten jeweils 1,7 Prozent ein. Unter Druck geriet auch der Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,5 Prozent auf 63,94 Dollar je Barrel (159 Liter).
PFUND VOR "BREXMAS"-WAHL FEST - EURO AUF ERHOLUNGSKURS
Am Devisenmarkt baute das Pfund Sterling seine jüngsten Kursgewinne trotz enttäuschender britischer Konjunkturdaten aus. Es verteuerte sich auf 1,3172 Dollar und 1,1886 Euro. "Angesichts der nahenden Parlamentswahl spielen realwirtschaftliche Faktoren derzeit nur die zweite Geige", schrieben die Analysten der ING Bank.
Sollten die Umfragen Recht behalten, könne Premierminister Boris Johnson mit einer absoluten Mehrheit rechnen und seinen Brexit-Deal durch das Parlament bringen, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Dann stehe einem geordneten EU-Ausstieg Großbritanniens zum 31. Januar 2020 nichts mehr im Weg. "Dann beginnt jedoch das Ringen um die zukünftigen Beziehungen. Jede Brexit-Ruhe dürfte also nur von kurzer Dauer sein."
Kurz vor den Zinsentscheiden der US-Notenbank Fed am Mittwoch und der Europäischen Zentralbank am Donnerstag scheuten Investoren auch bei Dollar und Euro größere Engagements, obwohl sie keine Kursänderungen in der Geldpolitik erwarten. Die Gemeinschaftswährung verteuerte sich leicht auf 1,1079 Dollar. Bei der Fed richte sich die Aufmerksamkeit auf die Prognose für die Zinsentwicklung, sagte Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst des Brokerhauses ActivTrades. Die neue EZB-Chefin Christine Lagarde könne bei ihrer ersten Pressekonferenz neue Akzente setzen, die der Markt so nicht erwarte, prognostizierte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.
AUSBLICK DER DEUTSCHEN BANK ÜBERZEUGT NICHT
Am deutschen Aktienmarkt stand die Deutsche Bank im Rampenlicht, die mit ihrem Ausblick Anleger nicht überzeugen konnte. Die Papiere des Geldhauses verloren nach anfänglichen Gewinnen ein Prozent. Der Investorentag habe nicht viel Neues gebracht, sagte ein Händler. Das Geldhaus leide unter strukturellen und hausgemachten Problemen und habe an Glaubwürdigkeit verloren. "Erst einmal will man sehen, dass sie liefern."
In London rutschten die Titel des Maschinenvermieters Ashtead sogar um bis zu 8,7 Prozent ab und steuerten auf den größten Tagesverlust seit fast vier Jahren zu. Das Unternehmen will wegen des harten Wettbewerbs sein Großbritannien-Geschäft umbauen und warnte vor negativen Wechselkurs-Effekten. Vor diesem Hintergrund senke es seine Gewinnprognosen um fünf bis neun Prozent, schrieb Analyst Will Kirkness von der Investmentbank Jefferies. Dank der insgesamt guten Wachstumsaussichten halte er aber an seiner Kaufempfehlung fest.
rtr