Vor der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten hat der Dax am Freitag etwas Fuß gefasst. Der deutsche Leitindex näherte sich mit einem Plus von 1,7 Prozent auf 12.839 Zählern wieder der psychologisch wichtigen 13.000-Punkte-Marke.
Der EuroStoxx50 gewann ein Prozent. Ein Mix aus Inflations- und Rezessionssorgen hatte den europäischen Märkten zuletzt deutlich zugesetzt. Börsianer gehen davon aus, dass die Verschnaufpause zum Wochenschluss nur von kurzer Dauer sein dürfte. Ein robuster Stellenaufbau in den USA dürfte die Marktspekulationen um einen dritten 75 Basispunkte großen Zinsschritt der US-Notenbank Fed im September weiter anheizen, prognostizierten die Analysten der Bayern LB.
Experten erwarteten in den USA einen Zuwachs von 300.000 Jobs außerhalb der Landwirtschaft, nach einem Plus von 528.000 im Juli. Um der ausufernden Inflation Herr zu werden, hat die US-Notenbank den Leitzins zuletzt zwei Mal in Folge kräftig um 0,75 Prozentpunkte angehoben - auf die Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent. Anleger fürchten, dass eine zu aggressive Zinspolitik der Wirtschaft auf breiter Front zusetzen könnte. Die US-Währung, die seit Wochen wegen der Aussicht auf kräftig steigende Zinsen im Aufwind ist, gab vor den Daten etwas nach. Der Dollar-Index verlor 0,2 Prozent auf 109,4660 Punkte. Der Euro handelte knapp unter der Parität zum Dollar.
GAS- UND STROMPREISE IM RÜCKWÄRTSGANG
Am Energiemarkt machten sich vor dem angekündigten Ende der Wartungsarbeiten an der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 Entspannungssignale breit. Der europäische Erdgas-Future verlor bis zu 8,1 Prozent auf 215 Euro je Megawattstunde. Vor einer Woche war er noch auf den Rekordwert von 343 Euro gestiegen. Aus den Daten des Betreibers der Gaspipeline ging hervor, dass am Freitag wieder Buchungen für russische Gaslieferungen ab Samstagfrüh nach Deutschland registriert wurden. Das nährte die Hoffnung, dass die Gasströme bald wieder flössen. Vor der vom russischen Staatskonzern Gazprom angekündigten Wartungs-Unterbrechung vom 31. August bis zum 2. September waren die Buchungen auf null gefallen. Russland macht technische Probleme wegen der westlichen Sanktionen verantwortlich, während etwa Deutschland und Frankreich der Führung in Moskau vorwerfen, die Gasversorgung als Kriegswaffe einzusetzen.
Nach Einschätzung von LBBW-Analyst Michael Köhler bleiben die Herausforderungen allerdings immens: "Zu der alles dominierenden Frage, wie der hohe Gasbedarf in Europa bei reduzierten oder gar ausbleibenden Lieferungen aus Russland gedeckt werden soll, gesellt sich zunehmend die Frage, wie die zahlreichen Ausfälle französischer Atomkraftwerke kompensiert werden sollen." Der Strompreis erklomm zu Wochenbeginn Rekordhöhen von 1050 Euro je Megawattstunde, gab seitdem aber wieder nach und lag am Freitag bei rund 500 Euro.
E.ON NACH STRESSTEST-BERICHT ZU AKW IM AUFWIND
Unter den Einzelwerten ragten im Dax E.ON mit einem Plus von 3,2 Prozent heraus. Laut Börsianern profitierten die Aktien von einem "Handelsblatt"-Bericht, demzufolge der sogenannte Stresstest für die Stromversorgung in Deutschland den Weiterbetrieb von zwei AKW nahe lege. Ein Branchenvertreter sagte Reuters, aus zwei der drei geprüften Szenarien ergebe sich, dass ein Weiterbetrieb der AKW Isar II (E.ON) in Bayern und Neckarwestheim II (EnBW) in Baden-Württemberg über die Wintermonate von Vorteil wäre.
Bei SLM Solutions sorgte das Übernahmeangebot von Nikon für den größten Kurssprung der Firmengeschichte. Die Aktien des Anbieters von 3D-Druckern stiegen um 74 Prozent auf 19,82 Euro. Der japanische Kamera-Hersteller bietet den Eignern des Lübecker Unternehmens 20 Euro je Aktie. Die Offerte wird den Angaben zufolge von den Großaktionären unterstützt, darunter der Firmengründer Hans-Joachim Ihde und der US-Hedgefonds Elliott.
Von Reuters