Nicht weniger als 13 Notenbanken entscheiden in dieser Woche rund um den Globus über ihre Zinspolitik - für Anleger an den europäischen Aktienmärkten Grund zur Nervosität. "Wir stehen vor einer der aggressivsten Zinserhöhungsphasen der Geschichte", warnten die Analysten der Bank of America. "85 Prozent der Zentralbanken sind in einem geldpolitischen Straffungsmodus."

Dax und EuroStoxx50 fielen daher am Montag um jeweils etwa ein halbes Prozent auf 12.699 beziehungsweise 3478 Punkte. Der Euro geriet ebenfalls unter Verkaufsdruck und büßte 0,4 Prozent auf 0,9977 Dollar ein. Freuen können sich die Anleger über ein neues Investitionsobjekt: Volkswagen kündigte den Börsengang seiner Sportwagentochter Porsche AG für den 29. September an.

Ihr Hauptaugenmerk richten Anleger auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed am Mittwoch. Eine Anhebung um 0,75 Prozentpunkten gilt als sicher und selbst ein Plus von einem vollen Prozentpunkt wird nicht ausgeschlossen. "Es wird spannend sein zu sehen, ob und wie der Aktienmarkt einen solchen Schritt verkraftet", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Es könnte sich durchaus ein gewisser Gewöhnungseffekt gegenüber den geldpolitischen Straffungsmaßnahmen eingestellt haben und nach geschaffenen Fakten die Kurse wieder steigen."

STEIGENDER DOLLAR SETZT ROHSTOFFEN ZU - BITCOIN IM MINUS

Die Aussicht auf den dritten XXL-Zinsschritt der Fed in Folge gab der Weltleitwährung Rückenwind. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um 0,5 Prozent und lag mit 110,07 Punkten wieder in Reichweite seines jüngsten 20-Jahres-Hochs. Dies machte Rohstoffe für Investoren außerhalb der USA unattraktiver. Gepaart mit den Konjunktursorgen drückte dies die Preise für die Rohöl-Sorte Brent, für Gold und für Kupfer um bis zu ein Prozent auf 90,27 Dollar je Barrel (159 Liter), 1662 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) beziehungsweise 7740 Dollar je Tonne.

Abwärts ging es auch für den europäischen Erdgas-Future, der sich um gut sieben Prozent auf 174 Euro je Megawattstunde verbilligte. Börsianer verwiesen auf anhaltende Spekulationen auf eine sinkende Nachfrage durch die drohende Rezession.

Andere riskante Anlagen wie Kryptowährungen flogen ebenfalls aus den Depots. Bitcoin fiel um bis zu 7,6 Prozent auf ein Drei-Monats-Tief von 18,250 Dollar und Ethereum um elf Prozent auf ein Zwei-Monats-Tief von 1280 Dollar. "Offensichtlich scheint noch nicht jeder Marktteilnehmer das mögliche Ausmaß der restriktiven Maßnahmen durch die Fed eingepreist zu haben", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research.

VOLKSWAGEN ZIEHT BÖRSENGANG DER TOCHTER PORSCHE DURCH

Bei den Unternehmen rückte Volkswagen in den Mittelpunkt. Der Wolfsburger Autokonzern bietet im Rahmen des Börsengangs von Porsche Vorzugsaktien seiner Sportwagentochter zu je 76,50 bis 82,50 Euro an. Das entspricht einem Firmenwert von 70 bis 75 Milliarden Euro. Die Erstnotiz von Porsche am Aktienmarkt ist für den 29. September geplant, ab Dienstag können die Aktien gezeichnet werden. "Wegen der Bekanntheit der Marke und der generellen Affinität deutscher Investoren für Autobauer hat der Börsengang trotz der nicht gerade optimalen Rahmenbedingungen gute Chancen auf Erfolg", sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Die Papiere von VW und des Großaktionärs Porsche SE stiegen um 0,4 beziehungsweise drei Prozent.

Abwärts ging es dagegen für die Titel von TF1 und M6. Sie rutschten in Paris um bis zu 4,5 Prozent ab, nachdem die TV-Sender wegen zu hoher wettbewerbsrechtlicher Hürden ihre Fusion abgeblasen hatten. Die Mutterkonzerne Bouygues und Bertelsmann büßten jeweils etwa 1,5 Prozent ein.

Von Reuters