Nach einer kurzen Verschnaufpause haben die europäischen Börsen am Donnerstag an ihre jüngsten Kursgewinne angeknüpft. Der Leitindex notierte gegen Mittag 0,3 Prozent höher bei 12.551 Punkten, nachdem er am Vortag 1,2 Prozent verloren hatte. Der EuroStoxx 50 lag 0,2 Prozent im Plus.

Die Aktienmärkte würden weiter getrieben von der Hoffnung, dass die Notenbanken weltweit "auf einen langsameren Straffungskurs einschwenken würden", kommentierte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. "Als Unterstützung müsste der offizielle Arbeitsmarktbericht aus den USA am Freitag der US-Notenbank Fed genau das geben, worauf sie lange gewartet hat: Einen Rückgang der Nachfrage nach Arbeit." Allerdings habe der am Mittwoch veröffentlichte ADP-Arbeitsmarktbericht keine Hinweise darauf gezeigt. Zudem gebe es keine Signale der Fed, ihr Tempo im November zu drosseln.

ÖLPREIS STEIGT ERNEUT

Der Ölpreis legte nach einer kurzen Pause wieder zu. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete mit 93,69 Euro 0,3 Prozent mehr als am Vortag. Die Sorte WTI verteuerte sich um 0,2 Prozent auf 87,97 Dollar. Im Juni hatte Brent zeitweise noch bei rund 125 Dollar notiert. Im September war der Preis aus Angst vor einer weltweiten Rezession auf unter 90 Dollar gefallen.

"Die jüngsten Maßnahmen der OPEC+ deuten darauf hin, dass unsere aktuelle Prognose für das Gesamtjahr 2023 von 97 Dollar pro Barrel Luft nach oben hat", urteilten die Analysten von ING. Das Ölkartell Opec+ hatte sich am Mittwoch auf eine Drosselung der Ölfördermenge um zwei Millionen Barrel pro Tag geeinigt, was die Notierungen ach oben getrieben hatte. In Wirklichkeit dürfte die Kürzung aber schmaler ausfallen, da einige Staaten unter ihren Zielvorgaben produzieren. Saudi-Arabiens Energieminister Abdulasis bin Salman sagte, die tatsächliche Drosselung dürfte bei einer bis 1,1 Millionen Barrel pro Tag liegen.

SHELL AUF TALFAHRT

Gefragt waren bei den deutschen Indizes besonders konjunkturabhängige Werte. Größter Gewinner im Dax waren etwa die Papiere des Onlinehändlers Zalando mit einem Aufschlag von knapp vier Prozent. Im MDax zählten Delivery Hero mit einem Kursgewinn von 2,5 Prozent zu den Spitzenreitern. Beide Werte hatten am Mittwoch deutlich verloren. Gefragt waren auch Aktien aus dem Autosektor wie Continental, die 1,6 Prozent zulegten sowie Mercedes Benz, Daimler Truck, Porsche und BMW.

Im Londoner Leitindex gerieten Shell unter die Räder. Sie rutschten um knapp vier Prozent ab, nachdem der Ölriese mitgeteilt hatte, dass der Gewinn im dritten Quartal belastet würde durch eine Halbierung der Raffineriemarge, niedrigere Margen im Chemiebereich und den schwächeren Handel mit Erdgas. Im Schlepptau von Shell fielen Aktien des Konkurrenten BP um knapp ein Prozent.

Von Reuters