Die Anleger im DAX setzen weiter darauf, dass die Notenbanken - die Europäische Zentralbank (EZB), die US-Notenbank Fed und die Bank of England (BoE) - demnächst die Zinsen senken. Die Wahrscheinlichkeit, dass Mario Draghi bei der Zinssitzung am Donnerstag die Einlagenzinsen von minus 0,4 auf minus 0,5 Prozent senkt, wird mittlerweile bei etwa 50 Prozent gesehen. Zudem wird erwartet, dass EZB-Chef Mario Draghi den Zinsausblick anpasst. Ob der Italiener die Anleihenkäufe wiederaufnimmt, oder eine Wiederaufnahme in Aussicht stellt, wird ebenfalls im Fokus der Investoren stehen.

Eine Leitzinssenkung der US-Notenbank in der kommenden Woche gilt dagegen als sicher. Hier drehen sich die Diskussionen um die Frage, ob sich die Federal Reserve zu einem Schritt von einem viertel oder einem halben Prozentpunkt entschließt.

Aus den USA kamen am Dienstag weitere positive Nachrichten, die für gute Stimmung an der Börse sorgten: Regierung und führende Vertreter aus dem Kongress einigten sich auf ein Haushaltspaket sowie auf eine Schuldenobergrenze und wendeten damit größere Turbulenzen bis hin zu einem Regierungsstillstand ab. In den vergangenen Jahren hatte der Streit um den Staatshaushalt mehrfach die Regierungsgeschäfte in den USA zeitweise lahmgelegt.


Continental-Aktie steigt nach Gewinnwarnung

Auf Unternehmensseite richteten die Anleger die Blicke auf den Zulieferer Continental. Der DAX-Konzern strich wegen der schwächelnden Automobilindustrie die Umsatzziele für das Gesamtjahr zusammen. Weil die weltweite Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen in diesem Jahr wohl um 5 Prozent sinken dürfte statt stabil zu bleiben, wird der Umsatz wohl nur noch 44 bis 45 Milliarden Euro erreichen, wie der Dax-Konzern am Montagabend in Hannover mitteilte. Zuvor waren 45 bis 47 Milliarden Euro angepeilt worden.

Am Aktienmarkt wurde das - nach der Vielzahl an Gewinnwarnungen in den vergangenen Wochen - positiv aufgenommen: Der Kurs sprang um rund sieben Prozent nach oben. Börsianer wiesen darauf hin, dass viele Anleger ihre Wetten auf weitere Kursverluste auflösten. Auch die Aktien der Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen verzeichneten Kursgewinne.

"Die Börse ist jetzt an einem Punkt angelangt, an dem Prognosesenkungen gekauft werden", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC. Das könne ein Hinweis darauf sein, dass viele schlechte Nachrichten schon in den Kursen eingepreist sind. "Dass es im Autosektor schlecht läuft, reißt niemanden mehr vom Hocker".

Die Gewinnwarnung sei nicht unerwartet erfolgt, schrieb auch Analyst Pierre-Yves Quemener von MainFirst in einer Schnelleinschätzung. Das alte Ziel des Reifenherstellers sei unhaltbar gewesen, da es von einer bislang nicht erfolgten Erholung der chinesischen Nachfrage abgehangen habe. Der neue Ausblick verleihe zudem eine gewisse Sicherheit. Zugleich sei das Ziel für den freien Mittelzufluss nur geringfügig nach unten angepasst worden.


Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war

Boris Johnson wird neuer Premier - Keine Brexit-Lösung in Sicht
Nach seinem haushohen Sieg will der künftige britische Premierminister Boris Johnson seine umstrittenen Brexit-Pläne durchboxen und zugleich die tiefe Spaltung des Landes überwinden. Die Ziele seien nun, den EU-Austritt zu vollziehen, das Land zu vereinen und Oppositionschef Jeremy Corbyn zu besiegen, sagte der neue Chef der britischen Konservativen nach seiner Wahl am Dienstag in London - genau 100 Tage vor dem geplanten Brexit. Er wolle den Wunsch nach Freundschaft mit Europa und die Sehnsucht nach demokratischer Selbstbestimmung vereinen.

Handelskonflikte bremsen Wachstum der Weltwirtschaft
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat wegen des anhaltenden Handelskriegs zwischen den USA und China seine Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft leicht nach unten korrigiert. Das Plus in diesem Jahr wird nur noch bei 3,2 Prozent liegen, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten aktualisierten Konjunkturprognose des Fonds hervorgeht. Der IWF musste seine Vorhersage damit in diesem Jahr zum dritten Mal leicht senken. Im April hatte der Fonds noch ein Wachstum von 3,3 Prozent vorausgesagt.

Chinesischer Partner BAIC steigt bei Daimler ein
Mit der Beijing Automotive Group (BAIC) steigt erneut ein chinesischer Autokonzern als Investor bei Daimler ein. BAIC, seit vielen Jahren Kooperationspartner der Stuttgarter in China, hat sich 5 Prozent am Dax-Konzern gesichert, wie beide Unternehmen am Dienstag mitteilten. Neben einer direkten Beteiligung von 2,48 Prozent habe man das Recht auf den Erwerb weiterer Stimmrechte in Höhe von 2,52 Prozent, erläuterte BAIC in Peking. Mit dem Anteilserwerb werde die bisherige Zusammenarbeit unterstrichen und gestärkt.

Feindlicher Osram-Übernahmeversuch nicht ausgeschlossen
Beim angeschlagenen Beleuchtungskonzern Osram steht eine feindliche Übernahme durch den österreichischen Konkurrenten AMS weiter im Raum. Der AMS-Vorstand bekundete am Dienstag neuerliches Interesse an Osram: "Wenn das unsere Kriterien erfüllt, werden wir das verfolgen", sagte Finanzchef Michael Wachsler-Markowitsch am Dienstag bei einer Telefonschalte mit Bankanalysten. Die zwei Hauptkriterien sind demnach zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten für AMS und die Vergrößerung des Produktportfolios. Die Österreicher sind in einigen Bereichen direkter Konkurrent von Osram, so bei optischen Sensoren.

Coca-Cola übertrifft Erwartungen im zweiten Quartal - Umsatzprognose erhöht
Der Getränkekonzern Coca-Cola hat im zweiten Geschäftsquartal etwas besser abgeschnitten als von Experten erwartet. Das Unternehmen steigerte seinen Umsatz um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 10 Milliarden US-Dollar, wie es am Dienstag in Atlanta mitteilte. Der Gewinn je Aktie stieg auf vergleichbarer Basis um 4 Prozent auf 0,63 Dollar und lag damit etwas höher als Analysten zuvor erwartet hatten. Unter dem Strich kletterte der auf die Aktionäre entfallende Gewinn um 13 Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar.

Jungheinrich wird pessimistischer für 2019 - Aktie sackt ab
Der Hersteller von Gabelstaplern und Lagertechnik wird wegen der Zurückhaltung seiner Kunden für das Gesamtjahr vorsichtiger. "Ursächlich hierfür sind die sich eintrübenden gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die damit verbundene aktuelle Marktentwicklung für Flurförderzeuge", begründete das Management um Vorstandschef Hans-Georg Frey den Schritt in einer Mitteilung vom Montagabend.

Nordamerika-Geschäft treibt Hochtief weiter an
Gut laufende Geschäfte vor allem in Nordamerika haben dem Baukonzern Hochtief im zweiten Quartal zu einem Gewinnplus verholfen. Aber auch das Europa-Geschäft entwickelte sich besser, während die australische Tochter Cimic auf der Stelle trat. Der Überschuss kletterte im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 14 Prozent auf knapp 151 Millionen Euro, wie die im MDax notierte Gesellschaft am Dienstag in Essen mitteilte. Bereinigt um Sondereffekte legte der Gewinn auf 164 Millionen Euro zu. Zum Überschuss steuerte die Finanzbeteiligung am spanischen Autobahnbetreiber Abertis 31 Millionen Euro bei.

dpa-AFX/rtr/fh