Im Laufe des Donnerstags hat der DAX mehrfach sein Vorzeichen gewechselt, und ging schließlich etwas stärker aus dem Handel. Unter anderem war der deutsche Leitindex zunächst durch schlechte US-Arbeitsmarktdaten belastet. Kursgewinne der Erdöl-Werte bremsten die Talfahrt. "Von entschlossenen Marktteilnehmern fehlt weiterhin jede Spur", schrieb Marktexperte Timo Emden in einem Kommentar. "Die Anleger stellen sich gerade die Frage, ob dies der Sturm vor einer zweiten Abverkaufswelle ist oder der Beginn einer nachhaltigen Aufholjagd." Viele Investoren befürchteten demnach, dass die Krise noch nicht ausgestanden ist und den Alltag somit noch eine lange Zeit dominieren wird.

Die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe lag in der vergangenen Woche mit 6,6 Millionen doppelt so hoch wie der bisherige Rekordwert aus der Vorwoche. Analysten hatten mit 3,5 Millionen Erstanträgen gerechnet. Angesichts dieser katastrophalen Zahlen steuerten die USA auf eine Rekordarbeitslosigkeit zu, sagte Helaba-Analyst Ralf Umlauf.

Anleger suchten deshalb Sicherheit in der Weltleitwährung Dollar. US-Staatsanleihen waren ebenfalls begehrt. Außerdem legte die "Antikrisen-Währung" Gold zu. Sollten die Aktienmärkte in den kommenden Wochen wegen einer steigenden Zahl von Coronavirus-Toten wieder unter Druck geraten, könne mit weiteren Kursgewinnen des Edelmetalls gerechnet werden, prognostizierte Craig Erlam, Marktanalyst des Brokerhauses Oanda.

Der Index für die europäische Öl- und Gasindustrie legte deutlich zu. Befeuert wurde die Rally von einem Preissprung bei Rohöl. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um knapp zehn Prozent auf 27,15 Dollar je Barrel (159 Liter). Nach Einschätzung von Bjornar Tonhaugen, Chef des Ölgeschäfts beim vom Brokerhaus Rystad, liegt das an zwei Faktoren. Zum einen die US-Bemühungen um eine Vermittlung im Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland und zum anderen die Spekulationen auf verstärkte chinesische Käufe zum Aufbau der strategischen Reserven.

Als stärkster DAX-Wert ging Siemens aus dem Handel gefolgt von Henkel und Wirecard. Schwächster Wert war dagegen erneut der Triebwerksbauer MTU.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war



Motorenbauer Deutz verlegt Hauptversammlung - Dividende auf Prüfstand
Der Motorenbauer Deutz verschiebt aufgrund der Coronavirus-Pandemie seine Hauptversammlung. Die ursprünglich für den 14. Mai geplante Veranstaltung werde auf einen späteren Zeitpunkt verlegt, teilte das SDax-Unternehmen am Donnerstag in Köln mit. Ein neuer Termin soll noch bekanntgegeben werden, hieß es weiter. Die Absage führe zudem zu einer Verschiebung des Beschlusses über die Verwendung des Bilanzgewinns 2019.

British-Airways-Mutter IAG streicht Schlussdividende
Die British-Airways-Mutter IAG streicht die Schlussdividende für 2019. Stattdessen soll der noch nicht verwendete Teil des Gewinns in die Rücklagen fließen, wie das Unternehmen am Donnerstag in London mitteilte. IAG hatte schon Zwischendividenden für 2019 gezahlt und für das Schlussquartal 17 Cent pro Aktie vorgesehen. Die Hauptversammlung - ursprünglich im Juni geplant - soll bis Ende September verschoben werden, hieß es weiter.

Restaurantkette Vapiano stellt Insolvenzantrag
Inmitten der Coronavirus-Krise hat die angeschlagene Restaurantkette Vapiano SE beim Amtsgericht Köln einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen Zahlungsunfähigkeit gestellt. Das habe der Vorstand der Vapiano SE entschieden, teilte das Unternehmen am späten Mittwochabend in Köln mit. Zugleich werde untersucht, ob Insolvenzanträge für Tochtergesellschaften der Vapiano-Gruppe gestellt werden müssten. Das Gericht bestätigte am Donnerstag den Eingang des Antrags, der nun geprüft werden müsse. Noch im Laufe des Tages sollte ein vorläufiger Insolvenzverwalter benannt werden.

US-Wettbewerbshüter gegen Einstieg von Altria bei E-Zigarettenfirma Juul
Die US-Wettbewerbshüter haben sich gegen den Einstieg des US-Tabakriesen Altria bei der umstrittenen E-Zigarettenfirma Juul ausgesprochen. Altria und Juul hätten eine Zusammenarbeit gestartet, die den Wettbewerb aushebele, teilte die Behörde FTC in der Nacht zu Donnerstag mit. Der Marlboro-Hersteller Altria war im Dezember 2018 für 12,8 Milliarden US-Dollar mit 35 Prozent bei Juul eingestiegen, der finanzielle Kraftakt war die größte Investition in der Geschichte des Konzerns. Altria teilte unterdessen mit, man werde sich gegen die Entscheidung zur Wehr setzen.

H&M spricht mit Mitarbeitern weltweit über Kurzarbeit
Die schwedische Modekette Hennes & Mauritz spricht wegen der anhaltenden Corona-Krise mit ihren Mitarbeitern in mehreren Ländern über mögliche Kurzarbeit. Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus habe eine außergewöhnliche Situation geschaffen, die die H&M-Gruppe zu mehreren schwierigen Beschlüssen zwinge, teilte eine Unternehmenssprecherin am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur mit. H&M prüfe derzeit alle Betriebsbereiche, darunter auch das Personal. "Ein Dialog mit Mitarbeitern über vorübergehend verkürzte Arbeitszeiten, die weltweit Zehntausende Mitarbeiter betreffen, ist in mehreren Märkten aufgenommen worden", erklärte die Sprecherin.

Salzgitter AG verringert Produktion und prüft Kurzarbeit
Auch der Stahlkonzern Salzgitter muss seine Produktion wegen der Folgen der Corona-Krise drosseln. An einigen Standorten werde die Fertigung derzeit verringert, berichtete das Unternehmen am Donnerstag. Außerdem werde geprüft, ob man Kurzarbeit einführen müsse. Hierzu gebe es aber noch keine Entscheidung: "Wir sehen uns das täglich und fallweise an." Die Geschäftsbereiche seien unterschiedlich stark vom Rückgang der Nachfrage betroffen.

Carl Zeiss Meditec kassiert Ausblick - 'signifikante Beeinträchtigung'
Der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec muss wegen der Corona-Krise seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2019/2020 zurücknehmen. Es werde wegen der sich weltweit ausbreitenden Lungenkrankheit Covid-19 eine "signifikante Beeinträchtigung" der Geschäftsentwicklung im zweiten Geschäftshalbjahr erwartet, teilte das MDax-Unternehmen am Donnerstag in Jena mit. "Eine verlässliche Vorhersage der Geschäftsentwicklung ist derzeit nicht möglich." Sobald eine neue Prognose möglich ist, werde diese unverzüglich veröffentlicht.

Grenke streicht Prognose und steigert Neugeschäft-Marge - Aktie im Plus
Der Finanzdienstleister Grenke hat die Prognose für das laufende Jahr erwartungsgemäß ausgesetzt. "Inwieweit und in welchem Umfang die Covid-19-Pandemie Einfluss auf die weitere Geschäfts- und Ergebnisentwicklung haben wird, ist aktuell nicht verbindlich abschätzbar und nicht in der am 11. Februar veröffentlichten Prognose enthalten", teilte das im MDax notierte Unternehmen am Donnerstag in Baden-Baden mit. Der Vorstand werde seine Prognose aktualisieren, sobald sich die Auswirkungen der Pandemie hinreichend bestimmen lassen.

Zulieferer Hella spürt erste Corona-Auswirkungen im dritten Quartal
Beim Licht- und Elektronikspezialisten Hella hat sich die Corona-Krise im dritten Geschäftsquartal bemerkbar gemacht. Umsatz und Ergebnis waren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Ende Februar) rückläufig, wie das MDax-Unternehmen am Donnerstag im westfälischen Lippstadt bei der Vorlage ausführlicher Neunmonatszahlen mitteilte. Während die Erlöse um 4 Prozent auf rund 1,54 Milliarden Euro zurückgingen, sackte das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 21 Prozent auf 90 Millionen Euro ab. Die Marge ging um 1,3 Prozentpunkte auf 5,8 Prozent zurück. Unter dem Strich brach der Überschuss um fast ein Viertel auf 51 Millionen Euro ein.

Rocket Internet sieht wegen Corona-Pandemie Belastung für Beteiligungen
Der Start-up-Investor Rocket Internet sieht wegen der Corona-Krise auch für die eigenen Beteiligungen schwerere Zeiten aufziehen. "Die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Weltwirtschaft und das Geschäftsjahr 2020 sind derzeit noch nicht konkret abschätzbar", sagte Unternehmenschef Oliver Samwer am Donnerstag in Berlin laut Mitteilung. "Allerdings ist jetzt schon erkennbar, dass sie sich in den kommenden Monaten und Quartalen auch auf Unternehmen in unserem Netzwerk negativ auswirken werden."

Dividenden-Boom ade - Unternehmen streichen Ausschüttung zusammen
Weniger oder gar keine Gewinnbeteiligung, verschobene Hauptversammlungen und Turbulenzen an den Börsen: Die Corona-Krise macht Aktionären zu schaffen und beendet den Dividenden-Boom nach fünf Rekordjahren in Folge.

Commerzbank will Kosten um weitere 500 Millionen Euro senken
Die Commerzbank kommt bei der Suche nach weiteren Sparmöglichkeiten einem Bericht zufolge gut voran. Die Beratungsgesellschaft Bain & Company hat ein zusätzliches Einsparpotenzial von 350 Millionen Euro ausfindig gemacht, wie die "Wirtschaftswoche" am Donnerstag unter Berufung auf Insider berichtet. Insgesamt sollen die Kosten zusätzlich um weitere 500 Millionen Euro gesenkt werden.

rtr/dpa-AFX/iw