Weniger als fünf Wochen vor der US-Präsidentenwahl muss Trump seine Amtsgeschäfte nun in Quarantäne im Weißen Haus führen. Wahlkampfauftritte des Republikaners liegen auf Eis. Diese Nachricht setzten den DAX kurz vor dem Wochenende unter Druck. Anleger brachten am Freitag ihr Geld in Sicherheit, trennten sich von Aktien und griffen zu Gold und Staatsanleihen.
Der Dollar und Staatsanleihen war als sicherer Hafen gefragt und legte zu. Der Euro gab im Gegenzug nach, grenzte seine Verluste später aber wieder etwas ein. Das als Krisenmetall genutzte Gold notierte am Freitag höher. "Neben der Corona-Erkrankung des US-Präsidenten fördert auch die Unsicherheit rund um die Brexit-Verhandlungen das Interesse an dem Edelmetall", sagte Händler Alexander Zumpfe vom Edelmetall-Spezialisten Heraeus.
Auf die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten reagierten die Kurse derweil kaum. Der Arbeitsmarkt hat sich im September weiter von seinem schweren Einbruch in der Corona-Krise erholt. "Die Erholung des US-Arbeitsmarktes setzt sich fort, wenn auch mit verringerter Dynamik. Dennoch fehlen gegenüber dem Jahresanfang noch immer rund 10 Millionen Stellen", kommentierten die Experten der Helaba.
Marktteilnehmer setzten am Freitag auf die als defensiv geltenden Aktien. So gewannen die Papiere der Energieversorger RWE und E.ON als DAX-Spitzenreiter. Gemieden wurden hingegen die in der Corona-Krise gebeutelten Werte. Als Schlusslicht ging dennoch Bayer ins Wochenende. Der Schock über den schwachen Ausblick für 2021 hat sich auch am Freitag nicht gelegt: Zum Wochenausklang weiteten die Papiere ihren Kursrutsch vom Donnerstag zeitweise um über fünf Prozent aus. Die Papiere befinden sich auf dem tiefsten Niveau seit 2011.
Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war
Grenke trotzt Vorwürfen mit mehr Neugeschäft - Auch Zoll ermittelt
Der wegen der Vorwürfe der Bilanzmanipulation unter Druck stehende Leasingspezialist Grenke kämpft auch weiter mit den Folgen der Corona-Pandemie. Zwar konnte das Unternehmen trotz der Anschuldigungen im vergangenen Quartal etwas mehr Leasing-Neugeschäft machen als erwartet, deren Wert lag aber nach wie vor deutlich unter dem Niveau des Vorjahres, wie das Unternehmen am Freitag in Baden-Baden mitteilte. Unterdessen wurde bekannt, dass auch die Geldwäsche-Spezialeinheit des Zolls FIU im Zusammenhang mit mehreren gegen Grenke erhobenen Verdachtsmeldungen ermittelt.
Weitere Liquidität für Tui? - Reisekonzern erwägt Kapitalerhöhung
Die viel diskutierte Kapitalerhöhung beim von der Corona-Krise schwer getroffenen Reisekonzern Tui könnte tatsächlich kommen. Das bereits staatlich gestützte Unternehmen erwägt nun einen solchen Schritt, um die Belastungen durch die Covid-19-Pandemie besser abfedern zu können. Die Maßnahme könne kurz- oder mittelfristig erfolgen, teilte Tui am späten Donnerstagabend in Reaktion auf entsprechende Presseberichte in Hannover mit. Am Freitagmorgen verlor die Tui-Aktie vorbörslich auf der Handelsplattform Tradegate mehr als zwei Prozent.
Tesla bleibt auch in Corona-Krise stramm auf Wachstumskurs
Während die Corona-Pandemie den Automarkt insgesamt ausbremst, legt Tesla weiter kräftig zu. Der US-Elektroautobauer von Starunternehmer Elon Musk brachte im dritten Quartal 139 300 Fahrzeuge an die Kundschaft, wie er am Freitag am Firmensitz im kalifornischen Palo Alto mitteilte. Damit stellte Tesla einen neuen Rekord auf und übertraf sowohl den Wert aus dem Vorjahr von 97 000 Autos als auch den aus dem Vorquartal von 90 650 bei Weitem. Analysten hatten mit rund 137 000 Auslieferungen gerechnet. Die Aktie blieb jedoch vorbörslich im negativen Gesamtmarkt unter Druck.
Walmart verkauft Lebensmittelhändler Asda für 6,8 Milliarden Pfund
Der US-Supermarkt-Riese Walmart will einen Großteil seiner Beteiligung am Lebensmittelhändler Asda in Großbritannien an Investoren verkaufen. Der Verkaufspreis liege bei 6,8 Milliarden britischen Pfund (7,47 Mrd Euro), wie Walmart am Freitag in Washington mitteilte. Der Konzern erwartet im kommenden Jahr einen Verlust in Höhe von 2,5 Milliarden US-Dollar im Zusammenhang mit dem Verkauf. Der Deal soll voraussichtlich im ersten Halbjahr 2021 abgeschlossen sein. Zu den Investoren gehören TDR Capital und die Issa-Brüder, die hinter dem Tankstellenbetreiber EG Group stehen.
Vinci macht Hochtief-Mehrheitseigner ACS Angebot für Industriesparte
Der französische Bau- und Dienstleistungskonzern Vinci ist an Geschäftsteilen des spanischen Wettbewerbers Grupo ACS interessiert. Vinci hat den Spaniern ein unverbindliches Angebot über das Segment "Industrial Services" vorgelegt, wie das Unternehmen am Freitag in Rueil-Malmaison mitteilte. Demnach bietet Vinci 5,2 Milliarden Euro für die Sparte, zu der sowohl Ingenieuraktivitäten als auch eine Plattform für Entwicklung neuer Projekte bei erneuerbaren Energien zählen. Grupo ACS sei offen für Gespräche, heißt es.
Motorenlieferant Honda steigt Ende 2021 aus Formel 1 aus
Honda steigt Ende 2021 aus der Formel 1 aus. Damit müssen sich Red Bull und Alpha Tauri für 2022 einen neuen Motorenhersteller suchen. Der japanische Konzern begründete seinen Rückzug am Freitag in Tokio mit der "großen Transformation", der sich die Autoindustrie gegenwärtig stellen muss. Das Ziel von Honda sei es, bis Ende 2050 klimaneutral zu arbeiten. Red-Bull-Teamchef Christian Horner bekräftigte, dass man auch langfristig in der Formel 1 bleiben wolle. Honda war 2015 in die Motorsport-Königsklasse zurückgekehrt und hatte zunächst seinen alten Partner McLaren wieder mit Motoren beliefert.
Conti-Chef sieht Einschnitte auch als Chance für neues Wachstum
Der Vorstandschef des Autozulieferers Continental, Elmar Degenhart, hat sich gegen Vorwürfe gewehrt, bei den bevorstehenden Einschnitten in dem Konzern handele es sich um ein reines Sparprogramm. "Mitten in einem historischen Umbruch der Industrie machen wir Continental zukunftsfähig", sagte er der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Freitag). "Mir ist aber wichtig, dass wir nicht von einem reinen Sparprogramm reden." Continental entwickele ein komplett neues Wachstumsmodell.
Corona-Krise belastet US-Automarkt - VW verkauft deutlich weniger
Die Corona-Pandemie hat den US-Automarkt im dritten Quartal weiter belastet - auch bei Volkswagen gab es abermals einen Absatzdämpfer. In den drei Monaten bis Ende September wurden 86 446 Neuwagen mit dem VW>-Logo verkauft, wie das Unternehmen am Donnerstag am US-Hauptsitz in Herndon mitteilte. Damit wurde VW 7,6 Prozent weniger Fahrzeuge los als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Im Jahresverlauf gab es einen Verkaufsrückgang um knapp 17 Prozent.
Passagierzahlen bei Ryanair sinken wieder stärker
Bei der Billigfluggesellschaft Ryanair haben sich die Passagierzahlen im September wieder stärker reduziert. Die Airline beförderte rund 5,1 Millionen Passagiere, das waren 64 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie Ryanair am Freitag in Dublin mitteilte. Im August lag der Rückgang bei 53 Prozent. Im September habe etwa die Hälfte der üblich durchgeführten Flüge zu dieser Zeit stattgefunden. Die Auslastung liege bei 71 Prozent. Die Corona-Krise belastet auch die Iren. Ryanair streicht gerade sein Flugangebot zusammen.
Großaktionär platziert Wandelanleihe über Gea-Anteile - Aktie gibt nach
Beim Maschinenbauer Gea bereitet Großaktionär Groupe Bruxelles Lambert (GBL) seinen Ausstieg vor. Rund drei Jahre nachdem die damals noch vom belgischen Milliardär Albert Frere geführte Holding bei Gea eingestiegen ist, platzierte diese Investmentgesellschaft am Freitag eine Wandelanleihe mit einem Volumen von 450 Millionen Euro und einer Laufzeit bis Ende 2023. Zu aktuellen Kursen könnte diese in etwas mehr als elf Millionen Gea-Aktien zurückgezahlt werden. Das entspreche 6,2 Prozent des Gea-Aktienkapitals, teilte GBL am späten Donnerstagabend in Brüssel mit.
Untreue-Prozess gegen Ex-VW-Manager beginnt im November
Der Prozess gegen zwei ehemalige VW-Vorstandsmitglieder und zwei frühere VW-Personalmanager wegen des Verdachts der Untreue soll am 19. November beginnen. Dies teilte das Landgericht Braunschweig am Freitag mit. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, für überhöhte Gehälter und Bonuszahlungen an Betriebsratsmitglieder mitverantwortlich gewesen zu sein. Die Anklageschrift umfasst insgesamt 29 mutmaßliche Untreuestraftaten, an denen die Angeklagten in unterschiedlichem Umfang beteiligt gewesen sein sollen. Durch die Festlegung der Zahlungen haben sie nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft gegen Vorgaben des Betriebsverfassungsgesetzes verstoßen.
Boeing stellt 787 'Dreamliner'-Produktion nahe Seattle ein
Um die Produktionskosten in der Corona-Krise zu senken, verschiebt der US-Luftfahrtriese Boeing die Fertigung seines Modells 787 "Dreamliner". Traditionell wird der Langstreckenjet in Everett bei Seattle im US-Bundesstaat Washington produziert, 2010 kam North Charleston in South Carolina als zweiter Standort hinzu. Ab 2021 soll die komplette Fertigung der Modellserie dorthin verlagert werden, wie Boeing am Donnerstag mitteilte. Die Produktionsrate sinkt ab kommendem Jahr auf sechs Jets pro Monat.
rtr/dpa-AFX/iw