Linde wird den DAX am Montag verlassen. Doch was bedeutet das für die Gewichtung im Index? Was der Linde-Exit ab Montag konkret für SAP, Siemens und Allianz bedeutet.
An diesem Wochenende verliert der DAX mit Gründungsmitglied Linde sein bisheriges Schwergewicht mit einem Indexanteil von zehn Prozent. Der Gasekonzern kehrt Frankfurt den Rücken und will künftig nur noch in New York börsennotiert sein.
Ab Montag zieht nach viereinhalb Jahren Abwesenheit die Commerzbank wieder in den DAX ein. Das Institut hat sich neu aufgestellt, fährt wieder Milliardengewinne ein und hat seinen Börsenwert binnen zwölf Monaten verdoppelt. Commerzbank-Chef Martin Knof feierte das Comeback mit den Worten „Wir sind wieder da.“ Zusammen mit Finanzchefin Bettina Orlopp darf er am Montag am Frankfurter Parkett die Börsenglocke läuten. Doch mit einem Börsenwert von 14 Milliarden Euro bringt die Bank nicht einmal ein Zehntel von Linde (149 Milliarden Euro) auf die Waage. Dementsprechend kommt das Leichtgewicht gerade mal auf einen DAX-In-dexanteil von 0,9 Prozent.
Durch den Wechsel verschieben sich die Indexanteile der anderen DAX-Konzerne, wie Indexexperte Tom Koula von der Investmentbank Stifel für €uro am Sonntag auf Basis der Kurse vom 20.2. errechnet hat. Der Softwarekonzern SAP baut seinen Anteil demnach von 8,50 auf 9,52 Prozent aus und erreicht damit schon fast das Linde-Gewicht. Siemens kann seine Position von 8,14 auf 9,11 Prozent ebenfalls um rund einen Prozentpunkt verbessern. Der Versicherungskonzern Allianz trägt künftig 7,59 (vorher: 6,78) Prozent zum Index bei, die Deutsche Telekom 6,03 (vorher: 5,39) Prozent. Der Flugzeugbauer Airbus folgt auf Rang 5 mit 5,87 (vorher: 5,25) Prozent.
Rheinmetall hat das Nachsehen
In den vergangenen Wochen hatten sich die Commerzbank und der Rüstungskonzern Rheinmetall ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den DAX-Aufstieg geliefert. Zwar hatte das Geldhaus bei der Marktkapitalisierung die Nase vorn. Jedoch war nicht klar, ob die Bank zwei Jahre operativen Gewinn vorweisen kann – ein weiteres Aufnahmekriterium für den DAX, das sie mit einem Milliardengewinn dann letztlich doch noch erfüllte.
Das Nachsehen hatte Rheinmetall, dessen Aktienkurs binnen Jahresfrist sogar um 160 Prozent zugelegt hat. Bis vor Kurzem hatte es noch so ausgesehen, als bekäme der Panzerbauer im März eine zweite Chance. Denn schon am 3. März steht die nächste reguläre DAX-Überprüfung durch die Deutsche Börse an. Doch Indexexperte Koula winkt ab: „Rheinmetall steht derzeit nur auf Rang 35 und wird zum nächsten Verkettungstermin nicht in den DAX aufsteigen.“ Dazu müsste das Unternehmen mindestens auf Rang 32 rangieren – oder es müsste ein bisheriges DAX-Mitglied absteigen, was sich nicht abzeichne.
Derweil hat der Wiederaufstieg der Commerzbank in den DAX auch ein Wechselspiel in den nachgelagerten Indizes zur Folge. Für die Bank zieht der Windkraftanlagenbauer Nordex in den MDAX ein. In den SDAX wiederum rückt die Deutsche Beteiligungs AG auf. Auch im europäischen Index Euro Stoxx 50 ergibt sich durch den Linde- Rückzug ein Wechsel: Die italienische Großbank Unicredit ersetzt dort den Gasekonzern. In den Index Stoxx Europe 600 wiederum rückt für Linde der schwedische Cloud-Dienstleister Sinch AB auf.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Allianz, Deutsche Telekom