"Die Unternehmensgewinne sind zwar stark, die Covid-Krise ist aber noch nicht überwunden", sagte Analystin Ipek Ozkardeskaya von der Swissquote Bank. Weitere Risiken seien die steigende Inflation und Engpässe bei wichtigen Gütern wie Computerchips. "Dennoch ist der Markt auf Kurs zu weiteren Kursgewinnen. Niemand kann sagen, wie stark der aktuelle Trend ist, wann oder wie er enden wird." Sich ihm entgegenzustellen wage derzeit aber keiner.
Unterdessen brachten einige führende Banker der Europäischen Zentralbank (EZB) rund eine Woche vor der nächsten Ratssitzung eine Drosselung der Wertpapierkäufe ins Gespräch. Daraufhin warfen Investoren weitere Staatsanleihen aus ihren Depots und trieben die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf ein Sechseinhalb-Wochen-Hoch von minus 0,354 Prozent.
GEGENWIND FÜR CHINAS WIRTSCHAFT - US-JOBDATEN IM BLICK
Mit gemischten Gefühlen blickten Börsianer auf den ersten Produktionsrückgang in der chinesischen Industrie seit Ausbruch der Corona-Krise Anfang 2020. Bei Kupfer hätten die Zahlen einen Ausverkauf ausgelöst, sagte Rohstoff-Händlerin Anna Stablum vom Brokerhaus Marex Spectron. Das wichtige Industriemetall verbilligte sich um gut zwei Prozent auf 9319 Dollar je Tonne. Aktienanleger werteten die enttäuschenden Konjunkturdaten dagegen als Zeichen für zusätzliche Geldspritzen der Notenbank, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.
Ähnlich beurteilten Börsianer die US-Beschäftigtenzahlen. Der privaten Arbeitsagentur ADP schufen Unternehmen im August 374.000 Stellen, nur etwa halb so viel wie erhofft. Diese Zahlen geben einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten am Freitag, die wiederum wichtig für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed sind.
Daneben warteten Investoren gespannt auf die Entscheidung der "Opec+" zu den Rohöl-Fördermengen. Die großen Exportländer würden weder dem US-Ruf nach einer raschen Anhebung folgen noch die Quoten unverändert lassen, prognostizierte Analyst Stephen Brennock vom Brokerhaus PVM Oil Associates. Stattdessen würden sie wie geplant die Fördermenge um 400.000 Barrel pro Tag anheben.
ARNAULT-AUSSTIEG SETZT CARREFOUR ZU
Bei den Aktienwerten rückte Carrefour ins Rampenlicht. Milliardär Bernard Arnault verkaufte seine verbliebenen Anteile an der französischen Supermarktkette. Carrefour-Titel fielen daraufhin um vier Prozent.
Abwärts ging es auch für die Papiere von WH Smith, die sich in London um 3,6 Prozent verbilligten. Der Betreiber von Zeitschriftenläden in Flughäfen und Bahnhöfen warnte wegen der schleppenden Erholung des Reiseverkehrs vor einem Vorsteuergewinn für das Gesamtjahr am unteren Ende der Markterwartungen. Die Experten der Bank JPMorgan Cazenove rechnen frühestens 2024 damit, dass die Ertragskraft des Unternehmens wieder das Niveau vor Ausbruch der Pandemie erreicht.
rtr