Der Rekordquartalsgewinn des weltweit größten Chipkonzerns hellt die Stimmung in der Branche vor dem bevorstehendenAbschwung auf. Warum Samsung besser gerüstet ist als viele Konkurrenten. Von Klaus Schachinger

Zunächst herrschte Erleichterung: Nach den vorläufigen Zahlen von Samsung Electronics, dem größten Chipkonzern der Welt, legte die Aktie des Technologieriesen zu und schob den gesamten Sektor an. Für das zweite Quartal hatte der Hersteller von Chips, Smartphones, Flachbild- TVs und Unterhaltungselektronik 11,4 Prozent mehr operativen Gewinn gemeldet, umgerechnet 10,6 Milliarden Euro. Es ist das beste Ergebnis für ein zweites Quartal seit 2018. Der Umsatz legte um knapp 21 Prozent auf 58,3 Milliarden Euro zu.

Sonderkonjunktur ist zu Ende

Allerdings ist der Anstieg deutlich geringer als die Quartalssteigerungen seit dem Frühjahr 2020 mit durchschnittlich 42 Prozent mehr Betriebsgewinn. Während die Bilanz auch anwegen Währungseffekten besser ausfiel als erwartet, ist das Gewinnplus im Vergleich zu den Steigerungen während der Pandemie deutlich geringer. Auch die Einschätzung von Analysten senden ein Signal dafür, dass für die Südkoreaner die pandemiebedingte Sonderkonjunktur zu Ende ist. Zudem zeichnet sich für Speicherchiphersteller wie Samsung oder Micron in den USA eine schwierige zweite Jahreshälfte ab.

Die Geschäftsentwicklung bei Samsung hat Signalwirkung für die gesamte Branche. Der Konzern mit Sitz in Suwon südlich der Hauptstadt Seoul ist die Nummer 1 bei Chipspeichern, DRAMs für Arbeitsspeicher in PCs und Netzwerkrechnern und NAND als Festplattenersatz in Computern, Servern für Rechenzentren und Smartphones.

Im ersten Quartal lieferten Speicherchips 60 Prozent von Samsungs operativem Gewinn. Weil sie in vielen elektronischen Geräten verbaut werden, ist das Chipsegment ein Massenmarkt, wegen der hohen Schwankungen der Nachfrage aber stark zyklisch.

Der zyklische Abschwung hat bereits begonnen. Um weiterhin ausreichend zu verkaufen, haben Hersteller von DRAM-Chips für die zweite Jahreshälfte niedrigere Preise angekündigt, berichtet Marktforscher TrendForce. Von April bis Juni sanken die Preise bereits um 10,6 Prozent. Für das laufende Quartal wird die gleiche Größenordnung erwartet. Die gleichzeitigen Rückgänge bei Preis und Nachfrage haben einen Multiplikatoreffekt: Bei jeweils zehn Prozent weniger sinkt der Umsatz um 19 Prozent, bei einem weiteren Absacken um jeweils 15 Prozent um 44 Prozent, erklären die Experten.

Auch bei Smartphones, wo Samsung zu den weltweit führenden Herstellern gehört, geht der Absatz zurück: Counterpoint Research schätzt, dass Samsung im zweiten Quartal 62 bis 64 Millionen statt der erwarteten 68 Millionen Geräte ausgeliefert hat. Global erwarten die Experten nun für 2022 minus drei statt bis vor Kurzem plus fünf Prozent.

Samsung hat jedoch spezielle Stärken: zum einen den Einbau eigener Chips in seine Geräte, zum anderen den Erfolg als Chipauftragsfertiger, etwa für Apple. Technologisch sind die Koreaner hier auf Augenhöhe mit dem größten Auftragsfertiger TSMC.

Samsungs Megakomplex für Chips aller Art in Pyeongtaek wird kontinuierlich erweitert und soll 2023 der größte Chipstandort der Welt sein mit einer Reinraumfläche, die dem 25-Fachen eines Fußballfelds entspricht. Für verschiedene Chips will Samsung zudem bis 2030 sechs neue Werke bauen.

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