Die geschrumpften Budgets von Raumfahrtnationen wie den USA und Russland treiben die Kommerzialisierung der Branche voran. Weltweit dürften die staatlichen Investitionen in diesem Feld in den nächsten Jahren im Schnitt um etwa zwei Prozent wachsen und im Jahr 2024 gut 81 Milliarden US-Dollar (rund 74 Milliarden Euro) erreichen. Dabei tritt die private kommerzielle Raumfahrtnutzung immer mehr in den Vordergrund. Dieser Umschwung geht an den Etablierten der Branche nicht spurlos vorbei. Wenn etwa die US-Raumfahrtbehörde NASA demnächst die Flüge zur Internationalen Raumstation ISS für Astronauten vergibt, sehen sich der bisherige Raumfahrt-Weltmarktführer Lockheed Martin und sein Partner Boeing aufstrebenden Rivalen gegenüber.

Woher kommt die Nachfrage nach einer kommerziellen Durchdringung der Raumfahrt? Da Satelliten günstiger werden, können sich immer mehr Nationen Satellitensysteme leisten. Nach Studien des Beratungsunternehmens Euroconsult investierten 2014 mehr als 60 Länder in Weltraumtechnologien - Tendenz steigend. Dadurch wächst der Exportmarkt speziell für Erdbeobachtungs- und Kleinsatelliten. Großbritannien verzeichnet mit seiner auf Kommerzialisierung, Export und Dienstleistungen angelegten Strategie erste Erfolge: Raumfahrtunternehmen aus Nordamerika und Kontinentaleuropa haben sich in den vergangenen Jahren verstärkt im Vereinigten Königreich niedergelassen. Auch Frankreich hat diesen Zukunftsmarkt erkannt und schiebt Initiativen in der neuen Raumfahrtwelt überdurchschnittlich an.



Aus dem Internet ins All



Der größte Schub für den neuen Aufbruch in der Raumfahrtindustrie kommt aber aus der Internetwirtschaft, die sowohl als Kunde als auch als neuer Akteur in Erscheinung tritt. Google hat sich mit Google Earth und der Google-Earth-Engine zu einem der größten Nutzer von Erdbeobachtungsdaten entwickelt. Mit der Akquisition des Start-ups Skybox Imaging (heute TerraBella) für 500 Millionen US-Dollar im Sommer 2014 hat Google sogar ein Geschäft mit eigenen Satelliten erworben. Facebook, Amazon und Co haben ähnlich ehrgeizige Programme aufgelegt. Insbesondere Facebook treibt die weltweite Vernetzung über seine Initiative internet.org voran. Das Konzept erfasst nicht nur Satelliten, sondern auch fliegende Plattformen wie Drohnen.

Im Folgenden stellen wir Ihnen zwei Unternehmen vor, die vom Megatrend profitieren könnten.



Orbital ATK: Breites Portfolio



Das Unternehmen ist aus einem Zusammenschluss von Alliant Techsystems und Orbital Sciences Corporation hervorgegangen. 27 Prozent der Umsätze von Orbital ATK kommen mittlerweile direkt aus dem Raumfahrtgeschäft. Weltweit bekannt wurde das Unternehmen, als es im Rahmen des NASA-Programms "Commercial Orbital Transportation" Dienstleistungen für das Frachtraumschiff "Cygnus" und die Trägerrakete Antares entwickelte. Auf Basis dieser erfolgreichen Entwicklungen beauftragte die NASA die Firma für die Zeit vom 1. Januar 2009 bis zum 31. Dezember 2016 mit acht Frachtmissionen zur ISS für insgesamt 1,9 Milliarden US-Dollar.

Morgan Stanley geht davon aus, dass die Umsätze in den kommenden Jahren kontinuierlich um rund vier Prozent wachsen werden. Orbital definiert sich bewusst als Konkurrent zu SpaceX. Darüber hinaus stellt das Unternehmen Satelliten für die NASA, das Militär und für private Nutzer her und liefert Komponenten für andere Hersteller von Satelliten sowie auch Solar-paneele. Die Amerikaner erzielten im Geschäftsjahr 2016 einen Umsatz von 4,4 Milliarden US-Dollar.



SpaceX: Vision von Marsmenschen



SpaceX rockt seit einigen Jahren den Markt der zukunftsfähigen Raketen. Elon Musk gründete das Unternehmen, dessen Ziel die Entwicklung von Technologien ist, die es der Menschheit ermöglichen sollen, den Mars zu besiedeln und menschliches Leben auf anderen Planeten zu verbreiten. Nach Fehlschlägen der selbst entwickelten Rakete "Falcon 1" wurde die Firma innerhalb weniger Jahre mit der "Falcon 9" und dem Raumschiff "Dragon" zu einem bedeutenden Versorger der ISS. Eine bemannte Version ("Dragon V2") soll 2017 zum ersten Mal mit Astronauten in den Weltraum starten und von da an regelmäßig für den Besatzungswechsel verwendet werden.

Misserfolge bleiben nicht aus: Am 28. Juni 2015 explodierte eine "Falcon 9" auf dem Weg zur ISS. Doch der Ehrgeiz ist größer: SpaceX will bereits 2018 ein unbemanntes Raumschiff zum Mars schicken, eine bemannte Marsmission soll 2025 stattfinden. Nach wie vor ist SpaceX ein privat geführtes Unternehmen und verdient sein Geld ausschließlich mit dem Transport von Satelliten und Versorgungsflügen für die ISS. Nach Expertenschätzung belaufen sich die jährlichen Umsätze daraus auf rund 1,5 Milliarden US-Dollar.