Das starke Investmentbanking-Geschäft konnte bei der Deutschen Bank die Schwäche anderer Sparten im dritten Quartal überkompensieren. Aber wie geht es bei der DAX-Aktie jetzt weiter?

Mit den Zahlen fürs dritte Quartal hat die Deutsche Bank die Erwartungen deutlich übertroffen. Eine aufge-
löste Rückstellung für den Rechtsstreit mit Aktionären der Tochter Postbank bescherte dem Institut einen kräftigen Ge- winnsprung: Das Vorsteuerergebnis legte um 31 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zu, nach Steuern betrug der Zuwachs 39 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro.

Doch selbst wenn man diesen Sondereffekt ausklammert, verdiente Deutschlands Branchenprimus mehr, als ihm die Analysten im Vorfeld zugetraut hatten. Vor allem im Investmentbanking brummt das Geschäft: Das Vorsteuerergebnis kletterte dort um 21 Prozent auf 813 Millionen Euro. Auch die im SDAX notierte Tochter DWS Group hat mehr verdient als von Experten erwartet. Deutliche Gewinneinbußen verbuchte die Deutsche Bank hingegen im Privat- und Firmenkunden- geschäft, wobei sich dort die Konjunkturschwäche, insbesondere in Deutschland, und drohende Kreditausfälle immer stärker bemerkbar machen.

Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft im dritten Quartal musste daher im Ver- gleich zum Vorjahreswert auf fast eine halbe Milliarde Euro verdoppelt werden. Auch die Prognose für die Risikovorsorge im Gesamtjahr hob Finanzvorstand James von Moltke von 1,4 auf 1,8 Milliarden Euro an.

Deutsche Bank (WKN: 514000)

Schlechte Vorzeichen für Wettbewerber?

Das sind schlechte Vorzeichen für die Commerzbank, deren Quartalszahlen am 6. November veröffentlicht werden. Denn sie hat im Unterschied zur Deutschen Bank kein Investmentbanking-Geschäft, das die konjunkturbedingte Schwäche anderer Sparten übertünchen könnte. Einer möglichen Übernahme der Commerzbank erteilte Finanzchef von Moltke erneut eine Absage. Man konzentriere sich vielmehr auf sich selbst. 

Ein möglicher Zusammenschluss von Commerzbank und der italienischen Unicredit werde an der Marktposition in Deutschland nichts ändern, da der Wettbewerb ohnehin schon stark sei, erklärte von Moltke selbstbewusst. Möglicherweise profitiere die Deutsche Bank sogar, wenn die beiden Konkurrenten mit einer Fusion beschäftigt seien.

Warum kommt die Aktie der Deutschen Bank nicht vom Fleck?

Dass der Kurs der Deutsche-Bank-Aktie trotz des starken Zahlenwerks und zahlreicher positiver Analystenkommentare nicht vom Fleck kam, dürfte zum einen an der erhöhten Risikovorsorge gelegen haben. Zum anderen teilte das Oberlandesgericht Köln just am Tag der Zahlenvorlage mit, dass es 13 ehemaligen Postbank-Aktionären in einem seit Jahren währenden Streit in vollem Umfang recht gegeben hat. Sie hatten im Oktober 2010 eine Abfindung von 25 Euro je Postbank-Aktie bekommen. Geklagt hatten sie, weil die Deutsche Bank ihrer Meinung nach bereits vor der Finanzkrise im Jahr 2008 die Kontrolle über die Postbank erlangt hatte und verlangten die Zahlung der Differenz zum damaligen Kurs von 57,25 Euro.

Voraussichtlich wird der DAX-Konzern nun Entschädigungszahlungen an die Kläger leisten müssen, denn eine Revision ließen die Kölner Richter nicht zu. Allerdings werde die Bank nach Erhalt der Urteilsgründe eine Nichtzulassungs- beschwerde beim Bundesgerichtshof prüfen, erklärte ein Sprecher. Auf die bereits vorgenommene Auflösung der Rückstellungen in Höhe von 440 Millionen Euro, die erheblich zum Gewinnsprung im dritten Quartal beigetragen hatte, hat das jetzige Kölner Urteil jedoch keinen Einfluss mehr. Diese resultierte aus zwei Vergleichen mit anderen Klägern, die bereits abgeschlossen sind. Für die restlichen noch anhängigen Klagen in der Angelegenheit hat die Deutsche Bank knapp 550 Millionen Euro auf der hohen Kante liegen.

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