So trotzdem Sie den Krisen: Diese sichersten Aktien der Welt haben wenig Schulden, steigende Gewinne und eine überdurchschnittliche Kursperformance
Chef Benedetto Vigna fand bei Ferrari zügig seine eigene Erfolgsspur. Als promovierter Physiker, der zuvor jahrelang für den Chipkonzern STMicroelectronics gearbeitet hatte, übernahm Vigna vor gut zwei Jahren als Neuling in der Autobranche die Führung der Sportwagenikone im italienischen Maranello. Es läuft rund bei Ferrari. Vom aktuellen Abschwung im globalen Luxussektor, der dieses Mal auch LVMH, den mit Abstand größten Anbieter von Luxuswaren, erfasst hat, ist in Maranello nichts zu spüren. Dank seiner nahezu ausverkauften Produktion wird der Edelsportwagenbauer im nächsten Jahr voraussichtlich 175 000 Dollar operativen Gewinn (Ebitda) pro Fahrzeug einfahren. Das sind 30 Prozent mehr als 2022 — eine neue Bestmarke. 2025 wird Ferrari seinen ersten Elektroflitzer vorstellen und ein Jahr später mit der Auslieferung beginnen. Chipexperte Vigna scheint für diesen großen technologischen Schritt und den damit verbundenen Kulturwandel bei Ferrari in Maranello die ideale Besetzung zu sein. Für den Physiker an der Spitze des Sportwagenbauers ist Fahrspaß eine „Kombination von Längsbeschleunigung, Querbeschleunigung, Geräuschen, Gangschaltung, Bremsen“. Das ändere sich auch nicht, wenn der Antriebsstrang elektrisch werde, sagt Vigna und verspricht, dass Ferraris elektrische Antriebe den Kunden „den gleichen Nervenkitzel bieten werden wie Verbrennungsmotoren“. Als Vigna nach wenigen Monaten im Amt von einem Analysten gefragt wurde, ob er sich nun als Hüter der Marke oder als Mann des Umbruchs sehe, antwortete der Auto-Novize mutig: „Wenn man ein wahrer Hüter der Marke sein will, muss man das Produkt erneuern.“
Auf der Suche nach weiteren Börsenchampions, die ihren Gewinn in zehn Jahren auch in schwierigen Marktphasen jährlich erhöht haben, hat BÖRSE ONLINE die großen Aktienindizes S&P 500 und Euro Stoxx 600 durchforstet. Ein wichtiges Kriterium dabei war eine geringe Verschuldung. Die Nettoverbindlichkeiten sollten nicht höher als der operative Gewinn (Ebitda) sein. Bei Firmen mit niedriger Verschuldung ist die Refinanzierung geringer und damit auch die finanzielle Belastung durch den deutlichen Anstieg der Zinsen. Eine überdurchschnittliche jährliche Wertentwicklung der Aktie in den vergangenen zehn Jahren war ein weiteres Kriterium bei der Auswahl der sechs Favoriten. Die jährlichen Wertzuwächse der Aktien liegen jeweils deutlich über den 11,5 Prozent des S&P 500 und den sieben Prozent des Stoxx Europe 600. Sie bieten also ein Höchstmaß an Sicherheit und Rendite.
Ferrari: Auch bei der Marke eine Extraklasse
Die Preise für den neuen, allradgetriebenen Ferrari-SUV Purosangue, zu deutsch Vollblut, beginnen bei 390.000 Dollar. Verkauft werden die meisten Fahrzeuge, die mit Zubehör stark individualisiert werden können, jedoch meistens nahe an der Marke von einer halben Million Dollar. Personalisierungen und Sondermodelle sind der Klientel des Edelsportwagenbauers aus Maranello wichtig. Das erhöht die Margen und freut die Anteilseigner der Firma, die RACE auch in ihrem Kürzel an der Börse verewigt hat. Nicht nur der Purosangue, auch teure Sondermodelle wie der 812 Competizione oder der Daytona SP3 sind gefragt. So gelang es, im ersten Halbjahr mit einer bescheidenen Erhöhung der Auslieferung um 3,8 Prozent 30 Prozent mehr operativen Gewinn einzufahren. Der Sportwagenbauer ist bis 2025 nahezu ausverkauft, Abschwung im Geschäft kein Thema. Die Bilanz in den Jahren seit dem Börsengang 2015 ist beeindruckend: jährliche Umsatz- und Gewinnsteigerungen von jeweils mehr als acht Prozent, gut 37 Prozent Ebitda-Marge (Porsche zum Vergleich: 26 Prozent). Mit 18 Prozent des Ebitda ist die Nettoverschuldung sehr niedrig. Dies ist aber auch notwendig, um die Investitionen in Elektromobilität, anders als einige Konkurrenten, ohne Partner zu stemmen: 2026 soll der Elektroanteil fünf Prozent der Lieferungen ausmachen, 2030 schon 40 Prozent.
ASML: Souverän dominierender Marktführer
Für Fortschritt in der Chipbranche ist die Lithografie von ASML essenziell. Die Niederländer sind weltweit die einzigen, die Anlagen bauen, die eine beständige Verkleinerung der Strukturen auf Chips für mehr Leistung und bessere Energieeffizienz ermöglichen. Die Spitzentechnologie ist die Grundlage für hohe Margen und ein langfristig planbares Geschäft mit sehr gut gefüllten Auftragsbüchern. ASML ist schuldenfrei und verfügt über Cashreserven. Für Anlagen der nächsten Generation, die ab 2025 in größerem Umfang verfügbar sein sollen, werden bis zu 600 Millionen Euro aufgerufen. Damit sind auf Chips auch Leiterbahndurchmesser kleiner als ein Nanometer möglich. Ein Nanometer ist ein milliardstel Meter. Wegen konjunktureller Unwägbarkeiten bestellen Chipkonzerne nun vorsichtiger. Mit 2,6 Milliarden Euro war ASMLs Auftragseingang im dritten Quartal 42 Prozent niedriger als im Vorjahr. Analysten hatten 4,5 Milliarden erwartet. Mit seinem hohen langfristigen Orderbestand steckt ASML das weg. 2024 wird ein Übergangsjahr, 2025 sollte das Geschäft, auch wegen der neuen Anlagen, stark zulegen.
D.R. Horton: Seit August ist auch Warren Buffett Aktionär
Für stürmische Phasen in Amerikas Immobilienmarkt ist D. R. Horton, größter Häuslebauer des Landes, gut gerüstet. Die Nettoschulden des Konzerns aus Arlington in Texas entsprechen 30 Prozent des operativen Gewinns (Ebitda). Diese sehr niedrige Verschuldung ist in der traditionell zinssensitiven Immobilienbranche ein absoluter Bestwert. In der von Unternehmer Donald R. Horton 1978 gegründeten Firma wird darauf geachtet, dass die in der jeweiligen Angebotsklasse angebotenen Häuser für potenzielle Kunden erschwinglich bleiben. Dennoch bremsen Inflation und die stark gestiegenen Zinsen auch den Häuserverkauf des Primus. Nach sechs Prozent Rückgang bei D. R. Horton im Vorjahr erwarten Analysten für 2023 prozentual einstellige Zuwächse, also eine leichte Erholung. Jährliche Umsatz- und Gewinnsteigerungen von jeweils knapp 25 und 30 Prozent seit 2013 belegen den überdurchschnittlichen Geschäftserfolg der Texaner. Aktionäre profitierten davon mit jährlichen Wertsteigerungen von 20 Prozent seit 2013. Im August erwarb Warren Buffetts Berkshire Hathaway die ersten zwei Prozent an D. R. Horton.
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