Das Jahr 2022 neigt sich langsam dem Ende zu – Zeit, Bilanz zu ziehen. Stellvertretend für die weltweit bedeutendsten Indizes blicken wir auf die Kursentwicklung des altehrwürdigen US-Aktienbarometers Dow Jones Industrial. Wie hat er sich in diesem Jahr entwickelt – und wie sind die weiteren Aussichten? Von Karen Szola
Wie im Chartverlauf gut zu erkennen ist, startete der Dow Jones den Januar gleich mit einem Paukenschlag – einem neuen Rekord bei 36.952 Punkten. Dem folgte eine Konsolidierung, die im späteren Verlauf in eine ausgewachsene Korrekturphase wechselte. Der vom Allzeithoch entspringende Abwärtstrend, der über die Bewegungshochs vom April und August führte, drückte den Kurs bis zum Herbst auf 28.661 Zähler – ein Niveau, wie zuletzt im Oktober 2020. Dort setze wieder reges Kaufinteresse ein, sodass der Dow Jones innerhalb der nächsten drei Monate einen Großteil seiner Jahresverluste wieder wettmachen konnte.
Nach der Zurückeroberung der 200-Tage-Linie knackte er im Anschluss rasch besagten Abwärtstrend. Dies verschaffte ihm kräftiges Anstiegspotenzial, welches nun allerdings durch einen weiteren Abwärtstrend ausgestoppt wurde. Der Negativtrend verbindet das Allzeithoch mit dem Reaktionshoch vom November und müsste nun nach oben überwunden werden, um frische Gewinne in Richtung der Bestmarken zu generieren.
Wird dies dem Dow Jones jetzt gelingen und endlich die Jahresend-Rally starten?
In Hinblick auf diverse Indikatoren ist die Lage uneindeutig: Die Relative Stärke beispielsweise zeigt seit November eine Divergenz zum Kursverlauf – während sie tendenziell fiel, stieg der Dow Jones-Kurs noch weiter hinauf. Auch der Trendfolger MACD hat bereits vor geraumer Zeit ein Verkaufssignal erzeugt.
Auf der Positiv-Seite ist aktuell ein sogenanntes „Golden Cross“ zu sehen. Dieses „Goldene Kreuz“ ist der bullishe Kreuzungspunkt der 50-Tage-Linie über den 200-Tage-Durchschnitt, also der mittel- über den langfristigen Gleitenden Durchschnitt – eine Chart-Konstellation, die oftmals für steigende Kurse interpretiert wird. Die Sache hat jedoch einen kleinen Schönheitsfehler: Beide Durchschnitte müssten im Steigen begriffen sein – beim Dow Jones ist es nur die 50-Tage-Linie, sodass dieses Signal eventuell wirkungslos verpuffen könnte.
Noch in Lauerstellung bleiben
Um neue Investments einzugehen, sollte zunächst abgewartet werden, ob der Dow Jones die obere Abwärtstrendlinie um 34.500 Punkte nachhaltig nach oben durchbricht. Dies würde den Weg bis zum nächsten markanten horizontalen Widerstand um 35.500 Zähler ebnen. Gelänge ein Anstieg darüber, wäre das Erreichen des Allzeithoch-Levels mindestens Pflicht.
Als Absicherung dient auf der Unterseite der Kursbereich um 32.000 Punkten. Im Dunstkreis dieses Niveaus notieren die 50- und 200-Tage-Linien sowie der zuvor im November überwundene Abwärtstrend. Als weiterer Rettungsanker käme danach die Zone um 30.600 Zähler in Betracht. Äußerst bearish zu werten wäre das Unterschreiten des Zweijahrestiefs bei 28.661 Punkte, dem weitere dynamische Abwärtswellen folgen würden.