"Wir haben nicht das Gefühl, dass wir etwas machen müssten", sagte Lundgren in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit "Welt"-Online auf die Frage, ob Easyjet Interesse an einem Einstieg bei Condor habe. "Unser Hauptfokus liegt auf organischem Wachstum." Gleichwohl schloss Lundgren nicht aus, Geschäftsteile aus dem sonstigen Netzwerk des pleite gegangenen Reisekonzerns zu übernehmen. "Natürlich werden wir uns, wie alle Fluggesellschaften und Reiseunternehmen, anschauen, was aus dem Thomas-Cook-Netzwerk für uns von Interesse sein könnte", sagte Lundgren.
Condor hat sich mit einem Schutzschirmverfahren in Deutschland vom Mutterkonzern abgespalten, um nicht mit in die Pleite gerissen zu werden. Die Bundesregierung und das Land Hessen wollen dem Ferienflieger mit einem Brückenkredit von 380 Millionen Euro die Stange halten, damit neue Investoren gefunden werden können.
Die schon länger schwelende Krise von Thomas Cook habe Easyjet schon genützt, erklärte Lundgren weiter. Mit Easyjet-Hotels bietet die Fluggesellschaft seit dem vergangenen Jahr auch Pauschalreisen an. "Wir haben bereits im Sommer davon profitiert, dass es Hotels gab, die mit uns zusammenarbeiten wollten, weil sie nicht sicher waren, wie die Zukunft mit Thomas Cook aussieht." Easyjet hatte im vergangenen Jahr einen Teil von Air Berlin übernommen und ist seither Platzhirsch am Flughafen Berlin Tegel. Das hatte den Briten 2018 einen Verlust von 171 Millionen Euro eingebrockt. In diesem Sommer habe sich das Geschäft aber verbessert, sodass für dieses Jahr ein geringerer Verlust zu erwarten sei.
Die in Deutschland geplante Erhöhung der Luftverkehrsabgabe hält Lundgren grundsätzlich für falsch. Er sprach sich aber dafür aus, dass auf Flüge in der ersten Klasse oder der Businessklasse wegen des größeren Platzverbrauchs eine höhere Abgabe erhoben werden sollte. Sinnvoller wäre es aber, eine Kerosinsteuer einzuführen, weil das den Einsatz effizienterer Flugzeuge fördere.
rtr