Für die Emmi-Aktionäre war das Börsenjahr 2017 eine Achterbahnfahrt. In der ersten Jahreshälfte schaffte der größte Schweizer Milchverarbeiter Kursgewinne von 20 Prozent, um danach rund ein Viertel an Wert zu verlieren. Seit Mitte November geht es wieder aufwärts. Und die Anzeichen mehren sich, dass diese Erholung anhält, weil auf dem gedrückten Kursniveau die Wachstumschancen die Risiken wieder überwiegen.
Am meisten zu schaffen machen Emmi zwei Faktoren. Zum einen sind das die stagnierenden Milchpreise, zum anderen die rückläufigen Erlöse auf dem Heimatmarkt, der immerhin 53 Prozent am Gesamtumsatz stellt. Bei den Halbjahreszahlen blieb das Unternehmen mit Hauptsitz Luzern unter den Erwartungen: "Stabile Erträge, aber enttäuschende Umsatzzahlen", formulierte Vorstandschef Urs Riedener selbstkritisch.
Für das vergangene Jahr hat Emmi die Prognose herabgesetzt. In Zahlen ausgedrückt peilt der seit 2004 börsengelistete Konzern ein organisches Wachstum von ein bis zwei Prozent an. Die Umsatzrendite soll sich zwischen 4,0 und 4,5 Prozent und damit etwa auf dem Niveau der 4,2 Prozent des Vorjahres bewegen.
Diese Vorgabe sollte die notorisch vorsichtig kalkulierende Firma erreichen. Langfristig orientierten Anlegern bietet Emmi stabile Erträge. Das durchschnittliche Gewinnwachstum lag in den vergangenen zehn Jahren bei zehn Prozent, während der Umsatz im Schnitt um 3,4 Prozent vorankam. Ein Erfolgsfaktor sind Verkaufsschlager wie das Mischgetränk Caffè Latte, das erfolgreichste Markenprodukt von Emmi.
Milch aus Brasilien, Käse für Mexiko
Zugleich treibt die Gesellschaft die geografische Expansion konsequent voran, unter anderem über Zukäufe. Neben den USA ist zuletzt verstärkt Lateinamerika auf dem Schirm aufgetaucht. So hat Emmi 40 Prozent an einem brasilianischen Milchverarbeiter übernommen und sich die Mehrheitsbeteiligung am mexikanischen Käseimporteur Mexdeli 2000 Holding gesichert. Die Schweizer ziehen aber auch die Reißleine, wenn es nicht läuft: Die zwei 2016 eröffneten Joghurtbars mit dem Namen YoBar für das Take-Away-Geschäft brachten nicht den gewünschten Erfolg und wurden im September 2017 wieder geschlossen. Auch die Anteile am italienischen Mozzarellahersteller Venchiaredo wurden veräußert.
Nach dieser Portfoliobereinigung liefert das profitable Wachstum im Verbund mit der starken Bilanz wieder Kaufargumente für die Aktie. Es empfiehlt sich, Orders strikt zu limitieren oder direkt an der Börse Zürich aufzugeben.