Kursturbulenzen und „taktische Rally“ – was das für Bankaktien bedeutet, und wie die Commerzbank nächste Woche abschneiden könnte.
Nach den Turbulenzen und Kursabstürzen bei den US-Regionalbanken in der vergangenen Woche hat sich die Lage im Finanzsektor scheinbar beruhigt. Einige Titel wie die zuvor schwer unter Druck geratene Pacwest aus Los Angeles konnten in den vergangenen Tagen unter heftigen Schwankungen zeitweise wieder über 80 Prozent zulegen.
Aber ist das schon die Trendwende, die einige Wall-Street-Analysten herbeisehnen? Nach der Erholung der Titel übers Wochenende prognostizieren sie eine „taktische Rally“. Sie könnte den Branchenindex der Regionalbanken in den nächsten ein bis zwei Monaten um zehn bis 15 Prozent klettern lassen – und den Gesamtmarkt deutlich übertreffen
Doch das ändert nichts daran, dass die Lage im US-Finanzsektor nicht nur weiter instabil bleibt – sondern sich durch den Anstieg der kurzfristigen Zinsen eher noch zuspitzt. Die Zinswende hat zu unrealisierten Verlusten im Anleihenbestand dieser Regionalhäuser geführt, die von Experten auf 600 Milliarden bis 1,8 Billionen Dollar geschätzt werden. Die Situation kann jederzeit wieder eskalieren. Das Risiko bleibt groß, dass Kunden plötzlich Gelder abziehen, weil ihnen anderswo höherverzinste Alternativen winken, und gleichzeitig die Banken Verluste realisieren müssen. Die US-Regionalbanken First Republic Bank, die Silicon Valley Bank und die Signature Bank waren deshalb bereits im März und April in die Knie gegangen.
Europas Banken glänzen mit Rekordzahlen - warum dennoch Vorsicht angebracht ist
Anleger müssen sich also weiter auf Turbulenzen einstellen, und das gilt auch für europäische Bankaktien. Das Verrückte ist, dass Häuser wie Unicredit, BNP Paribas oder Deutsche Bank derzeit reihenweise Rekordergebnisse präsentieren und ihre Milliardengewinne im ersten Quartal verdoppelt oder verdreifacht haben. Denn anders als die kleineren US-Institute profitieren die europäischen Banken über höhere Zinsergebnisse kräftig vom den gestiegenen Notenbankzinsen. Doch deren Aktienkurse werden durch die Bankturbulenzen belastet.
Das trifft auch auf die Commerzbank zu, die nächsten Donnerstag ihre Zahlen vorlegt. Die Bank profitiert besonders von den gestiegenen Notenbankzinsen, und dürfte ein weiter verbessertes Ergebnis und höhere Profitabiliät zeigen. Analysten erwarten, dass die zweitgrößte Bank ihren Gewinn um die Hälfte auf 444 Millionen Euro gesteigert hat.
In den vergangenen Wochen haben sich viele Investoren wegen der Turbulenzen aus Bankaktien zurückgezogen - darunter auch Star-Investor Warren Buffett. Das ist bemerkenswert, denn selbst während der Finanzkrise 2008 hatte Buffett großen US-Häusern wie Goldman Sachs und Bank of America die Treue gehalten.. Trotz der scheinbar günstig bewerteten Aktien sollten Anleger bei Banken also gerade jetzt vorsichtig bleiben. Zu groß ist das Risiko, das selbst die gut verdienenden europäischen Häuser erneut in den Strudel der US-Bankenkrise geraten.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.