Dabei schwenkte auch der DAX zum Jahresende hin wieder auf Rekordjagd ein, die sich im neuen Jahr bisher fortsetzte. Aber obwohl dem so ist, sehen längst noch nicht bei allen Aktien die Chartbilder richtig überzeugend aus. Verwiesen sei in diesem Zusammenhang, dass unter den rund 1.100 Aktien mit einem Listing in Deutschland in unserer Chart-Datenbank derzeit nur rund 70 Titel mit 52-Wochenhochs aufwarten können. Wobei etliche dieser Aktien sehr illiquide Nebenwerte sind, die kaum wirklich handelbar sind.
Dieses Ergebnis bestätigt wieder einmal die in langfristigen Studien nachgewiesene Erkenntnis, wonach es an der Börse typischerweise nur relativ wenige echte Gewinneraktien, aber dafür viele Verlierertitel gibt. So stammte die gesamte Netto-Vermögensbildung am US-Aktienmarkt von 1926-2016 von nur vier Prozent der Aktien. Das Fehlen dieser Vermögensschöpfer hat also einen großen Einfluss auf die Portfoliorendite.
Deshalb macht es aus Anlegersicht Sinn, bevorzugt auf jene Werte zu setzen, die auch künftig zu den vermeintlichen Gewinnern zählen werden. Das wiederum ist laut Chartlehre am ehesten von Aktien mit intakten Aufwärtstrends zu erwarten. Denn getrau dem Motto "der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht", ist eine Fortsetzung eines bestehenden Aufwärtstrends wahrscheinlicher als dessen abrupter und nachhaltiger Bruch.
Die beiden Julius Bär-Charttechniker Mensur Pocinci und Alexis Chassagnade raten in diesem Zusammenhang zu dem folgenden Vorgehen: "Anstatt den nächsten Gewinner zu prognostizieren, ist es einfacher, den aktuellen Gewinner zu kaufen. Lassen Sie andere über die Zukunft spekulieren, ziehen Sie es vor, in den aktuellen Gewinner zu investieren. Und versuchen Sie niemals, die Trendwende von Verlustaktien vorherzusagen."
Uns hat das dazu bewogen, den deutschen Kurszettel gezielt Aktien mit positivem Momentum zu durchforsten. Konkret haben wir nach deutschen Aktien mit neuen 52-Wochenhochs oder sogar mit neuen Kursrekorden gesucht. Für eine finale Qualifikation mussten diese Titel zudem auch noch mit einer BÖRSE ONLINE-Kaufempfehlung versehen sein. Nachfolgend stellen wir ein Quintett mit deutschen Aktien vor, welche die skizzierten Vorgaben derzeit erfüllen.
Flatex-Aktie
In einer sehr guten Verfassung befinden sich unter anderem die Aktien von flatexDEGIRO. Die Kurse von Europas größtem Retail-Online-Broker, zu dem man durch die Übernahme von DEGIRO im Juli 2020 avancierte, sind auf Sicht eines Jahres um 164 Prozent gestiegen. Die aktuelle Notiz von 64,20 Euro vergleicht sich mit einem Stand von sogar nur 4,00 Euro am 20. Juni 2013. Das aktuell gültige Schlussrekordhoch von 64,20 Euro ist taufrisch und zieht einen völlig intakten charttechnischen Aufwärtstrend nach sich.
Als Lohn für die starke Vorstellung ist dem Titel bekanntlich am 21. Dezember 2020 der Aufstieg in den Auswahlindex SDAX geglückt. Das Unternehmen selbst wertet das als einen weiteren wichtigen Meilenstein auf dem Weg zum führenden pan-europäischen Online Broker. Denn mit dem SDAX-Aufstieg zählt die Gesellschaft zu den 160 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland. Die eigene Marktkapitalisierung beläuft sich aktuell auf 1,76 Milliarden Euro.
Laut dem Vorstand haben das dynamische operative Wachstum in Europa, die hervorragende Skalierbarkeit des Geschäftsmodells und die Positionierung als führender pan-europäischer Online-Broker das Interesse internationaler Investoren in den vergangenen Monaten deutlich erhöht. Die Vision 2025 von flatexDEGIRO lautet, mindestens ein Prozent der in Frage kommenden Bevölkerung Europas, und damit mehr als drei Millionen Menschen, als Kunden zu gewinnen. Als europäisches Brokerage-Powerhouse würde flatexDEGIRO dann über 100 Millionen Transaktionen pro Jahr abwickeln - selbst in Jahren mit nur durchschnittlicher Volatilität. Zum Vergleich: Für das Jahr 2020 werden mehr als 1,2 Millionen Kunden und 70 Millionen Wertpapiertransaktionen erwartet.
Punkten kann man bei den Kunden dabei laut Eigeneinschätzung mit einer fortschrittlichen Top-Technologie, die in 18 Ländern Europas kostengünstige Top-Serviceleistungen ermöglicht und die reibungslose Abwicklung von Millionen papierlos ausgeführter Kundentransaktionen pro Jahr gewährleistet.
Die Analysten von Hauch & Aufhäuser haben ihr Kursziel für diesen Wert im Dezember von 56,00 Euro auf 70,00 Euro erhöht. Die steigende Verhandlungsmacht von flatexDEGIRO aufgrund der Akquisition von Degiro habe schon begonnen, sich in höheren Kickbacks niederzuschlagen, hieß es damals zur Begründung. Das Unternehmen habe die Verträge mit fünf von sieben Partnern zur Beteiligung an den Erlösen bereits neu verhandelt. Damit könnten die Einnahmen mit fünf Partnern um etwa 25 bis 30 Prozent steigen. Dies sollte sich in leicht höhere Einnahmen je Transaktion von etwa 7,25 Euro bei Flatex übersetzen.
Die zuständigen Analysten sehen darüber hinaus Fortschritte bei der Freisetzung des Synergiepotenzials von "one flow", zitiert die Nachrichtenagentur Dow Jones aus der entsprechenden Studie. Die Implementierung der Aggregierung des ETP-Orderflows im zweiten/dritten Quartal 2021 sollte die Einnahmen je Aktie bei Degiro erhöhen und sich in zusätzlichen Erlösen von 41 Millionen Euro übersetzen.
Nach der erfolgreichen Einführung von Flatex Next in Deutschland hat auch die US-Investmenbank Jefferies im Vormonat die Prognose für das Kundenwachstum in den kommenden Jahren verdoppelt und die bisher schon positive Einschätzung der Aktie auch für 2021 bekräftigt. Die Analysten begründen dies insbesondere mit dem Potenzial des Unternehmens, eine fragmentierte Wettbewerbslandschaft nach dem Zusammengehen mit Degiro aufzurollen.
Das 2021er-KGV bewege sich im Rahmen der größeren Wettbewerbergruppe, obwohl man einen signifikant besseren Gewinnausblick aufzuweisen habe. Für zusätzliche Transparenz dürfte die Aufnahme der Aktie in den SDAX am 21. Dezember sorgen, berichtet Dow Jones aus der Jefferies-Studie. Mit dem Kursziel ging es übrigens gleich von 54,00 Euro auf 73,00 Euro nach oben.
BÖRSE ONLINE hatte zu dem Titel in Ausgabe 49-20 bei der letzten ausführlicheren Besprechung folgendes geschrieben: "Die Zahl der Kunden springt um 45 Prozent nach oben, der Umsatz erhöht sich um 66 Prozent, die Transaktionen wachsen um mehr als 130 Prozent. Diese hohen Wachstumsraten allein aus der Einbeziehung von Degiro werden noch bis Mitte kommenden Jahres anhalten. Dazu kommen aber auch Kostenoptimierungen, weil sich beide Geschäfte sehr gut ergänzen.
Flatex bietet den Bankzugang, Degiro die Auslandsaktivitäten. Doch darauf scheint sich der Onlinebroker nicht ausruhen zu wollen. Das Unternehmen will mit der neuen Plattform Flatex vor allem in Deutschland Kunden gewinnen. Unsere Dauerempfehlung hat das bisherige Kursziel erreicht. Weil die Aktie den hohen Wachstumsraten folgen kann, bleibt sie kaufenswert.
Ströer-Aktie
Wie so viele andere Titel legten auch die Aktien von Ströer SE & Co KGaA in 2020 einen wilden Ritt hin. Denn ausgehend von einem noch Mitte Februar bei 77,50 Euro markierten Zwischenhoch ging es anschließend bis zum 23. März bis auf 40,32 Euro nach unten, nur um dann das Jahr mit einem Schlusskurs von 81,00 Euro zu beenden.
Die letztgenannte Notiz ist dabei gleichbedeutend mit einem neuen Schlussrekordhoch. Das wiederum spricht dafür, dass der zuletzt bei 77,00 Euro gehandelte Wert auf dem besten Weg ist, den mittelfristigen Seitwärtstrend zu beenden und den Aufwärtstrend wieder nachhaltig aufzunehmen, welche den Titel ausgehend vom Schlussrekordtief am 26. November 2012 von 6,38 Euro eine Vervielfachung beschert hat. Und weil erfolgreiche Ausbrüche aus längeren Verschnaufpausen nicht selten besonders viel Aufwärtspotenzial nach ziehen können, ist die aktuelle Chartformation hier aus viel versprechend einzustufen.
Geschäftlich betrachtet gehört Ströer zu den führenden Anbietern der Vermarktung von Außen-und Online-¬Werbeflächen sowie aller Facetten des Dialog Marketings in Deutschland. Das 1990 gegründete und in Köln ansässige Medienhaus baute in den letzten Jahren sein Produkt¬-Portfolio im digitalen Bereich sukzessive aus. Die Gruppe vermarktet mehrere tausend Webseiten sowie rund 300.000 Werbeträger im Bereich Out-¬of-¬Home (OOH). Das Kundenportfolio ist von den großen nationalen werbetreibenden Kunden bis hin zum einzelnen Händler vor Ort breit diversifiziert.
Mit einem Umsatz von 355 Millionen Euro (-¬6,5 Prozent) und einem bereinigten EBITDA von 125 Millionen Euro (¬-4,8 Prozent) lag das Unternehmen im dritten Quartal über den Markterwartungen, die sich laut Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) beim Umsatz bei 344 Millionen Euro bewegten und beim EBITDA bei 114 Millionen Euro). Besser als erwartet entwickelten sich insbesondere die Umsätze der flankierenden Geschäftsfelder Digital OOH & Content (¬-0,2 Prozent; +3,1 Prozent organisch) und Direct Media (+15,3 Prozent; 19,9 Prozent organisch).
Die Online¬-Vermarktung berichtete über Umsätze über dem Vorjahresniveau und auch Statista konnte die Erlöse weiter ausbauen. Im Segment Direct Media kamen wichtige Impulse vom wieder aufgenommenen Direktvertrieb, während Asam-Beauty weiterhin im zweistelligen Prozentbereich wächst. Geringere umsatzabhängige Pachten und Bewirtschaftungskosten im Außenwerbegeschäft, gesunkene Publisher-Vergütungen im Digitalgeschäft sowie niedrigere Personalkosten halfen im Rahmen eines konsequenten Kostenmanagements die EBITDA¬-Marge zu verteidigen.
Auch laut NordLB konnte sich die Gesellschaft im dritten Quartal 2020 trotz einer weiter rückläufigen Umsatz- und Ertragsentwicklung besser als erwartet schlagen. Dabei sei das Außenwerbegeschäft in der zweiten Hälfte des dritten Quartals genauso schnell zurückgekommen, wie es in der ersten Hälfte des zweiten Quartals eingebrochen war. Zudem habe in Teilbereichen sogar Aufholeffekte und Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erzielt werden können.
Trotz bestehender Unsicherheiten über den weiteren Verlauf der Covid-19-Pandemie seie wieder eine konkrete Prognose veröffentlicht worden. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf die mittel- bis langfristigen guten Unternehmensperspektiven stufte die NordLB die Aktien von Ströer im November von bisher "Halten" auf "Kaufen" hoch. Zudem ging es mit dem Kursziel von bisher 65,00 Euro auf 88,00 Euro nach oben.
BÖRSE ONLINE hatte zu diesem Wert zuletzt unter anderem auf strukturelle Gründe für eine Beschleunigung des MDAX-Titels verwiesen und so eine positive Haltung zu der Aktie untermauert. Demnach verfügt Ströer über ein überdurchschnittliches mittelfristiges Wachstumspotenzial. Als ein Treiber fungiert dabei die Digitalisierung. Das Unternehmen kann die Werbung über seine Screens flexibel auf den jeweiligen Standort respektive die Kundenwünsche zuschneiden.
Gleichzeitig sorgt der Dienstleister über seine knapp 5000 Videoleinwände vor allem in Bahnhöfen und Einkaufszentren für werbeträchtige Unterhaltung. Hinzu kommt, dass die Bedeutung des OOH-Marketings in einer trotz Corona weiterhin sehr mobilen Welt zunimmt. Aktuell beträgt ihr Anteil am gesamten deutschen Werbemarkt gerade einmal 5,7 Prozent.
All for one Group-Aktie
Anders als flatexDEGIRO oder Ströer haben es die Aktien der All for one Group noch nicht auf neue Kursrekorde geschafft. Das aktuelle Chartbild eröffnet bei einer Notiz von zuletzt 62,00 Euro (höchster Stand seit Ende August 2018) aber die Chance, dass es in absehbarer Zeit zu einem ernsthaften Angriff auf die alte Bestmarke kommt. Diese stammt auf Schlusskursbasis mit 71,80 Euro vom 19. Februar 2018. Im Sog der allgemeinen Coronavirus-Baisse war die Notiz bis zum 23. März 2020 aber bis auf 29,00 Euro nach unten gerauscht.
Viel von dem dabei erlittenen Chartschaden ist inzwischen aber wieder repariert. So ist es jüngst gelungen, den zuvor bestehenden mittelfristigen Abwärtstrend zu überwinden. Und neue Zwischenhochs eröffnen wie bereits angedeutet die Option auf eine Rückeroberung der alten Bestmarke. Weil sich die Notiz bedingt durch die jüngsten starken Kursgewinne etwas weit von der bei 45,76 Euro verlaufenden 200-Tage-Durchschnittslinie nach ob en hin abgesetzt hat, ist zunächst zwar eine Konsolidierung denkbar. Insgesamt gestaltet sich das Chartbild mittel- und langfristig betrachtet jetzt wieder sehr konstruktiv.
Geschäftlich gesehen steckt hinter der All for One Group AG laut Selbstbeschreibung ein Unternehmen, das Strategie- und Managementberatung, Prozessberatung, Branchen-Expertise und Technologie-Know-how mit IT-Beratung und -Services unter einem Dach vereint. Mit marktführenden Lösungen auf Basis von SAP, Microsoft und IBM orchestriere man mit über 1.800 Experten alle Facetten von Wettbewerbsstärke: Intelligentes Enterprise Resource Planning (ERP) als »Digital Core« einer jeden zukunftsgerichteten Unternehmens-IT, Strategie, Geschäftsmodell, Customer & Employee Experience, New Work, Big Data & Analytics genauso wie IoT, Artificial Intelligence oder Cybersecurity & Compliance.
Über 2.500 Kunden begleitet die All for One Group SE so bei ihrer Transformation und dem Ausbau ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Für Marktbeobachter gilt die führende Consulting- und IT-Gruppe als die Nr. 1 im deutschsprachigen SAP-Markt, wie es weiter heißt. Als Gründungsmitglied von United VARs, der weltweit leistungsstärksten Allianz von SAP-Partnern, garantiere man auch außerhalb des deutschsprachigen Raums in rund 100 Ländern ein umfassendes Beratungs- und Serviceangebot sowie besten Vor-Ort-Support. Die All for One Group SE notiert im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse und erzielte im Geschäftsjahr 2019/20 einen Umsatz in Höhe von 355 Mio. Euro.
Laut dem Vorstand dürfte im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2020/21 das schwierige Marktumfeld weiter anhalten und große SAP S/4HANA Projekte ausbleiben, ehe ab dem Frühjahr 2021 eine deutliche Entspannung der weltweiten Pandemie für spürbar steigende Auftragseingänge sorgen könnte. Insgesamt rechnet die All for One Group für das Geschäftsjahr 2020/21 beim Umsatz mit einem leichten Anstieg. Das EBIT soll sich in einer Spanne von 17,5 Millionen bis 20,5 Millionen Euro bewegen. Das derzeit größte Risiko ist die Entwicklung der Absatzmärkte der Gesellschaft aufgrund der weltweiten Pandemie.
Auf letzteres hat man mit Homeoffice, CollaborationTools, Remote-Projektarbeit, Corona Schnellstartpaketen, Online-Workshops und einem OnAir-Konzept für das Mittelstandsforum reagiert. Im Lockdown wurde zudem CONVERSION/4, ein neues Abonnement-Modell für den Umstieg auf SAP S/4HANA auf Basis von Bluefield und CrystalBridge aus der Partnerschaft mit SNP geboren. Die Resonanz darauf ist laut den Verantwortlichen enorm. Den Start einer Umstiegs-Welle erwartet man aber erst nach der Rückkehr zur Normalität. Um den Kontakt mit den Kunden weiter zu vertiefen, wurde mit EDGE/4 ein neuartiges, 4-stufiges Kundenvorteilsprogramm mit klaren gegenseitigen Vorteilen und Verpflichtungen entwickelt, worauf es Ende November beim Mittelstandsforum eine große Resonanz gegeben habe.
Erwähnenswert ist auch noch, dass die Gesellschaft kürzlich vereinbart hat, von SNP Schneider-Neureither & Partner 51% von deren Anteile an der polnischen Tochtergesellschaft SNP Poland Sp.z o.o. mit Sitz in Suchy Las zu übernehmen. Der Verkauf solle im ersten Quartal 2021 erfolgen und wirksam zum 1. April 2021 vollzogen werden. Die SNP Poland Sp. z o.o. habe im Geschäftsjahr 2019 einen Umsatz von 21,1 Millionen Euro und ein operatives Ergebnis (EBIT) in Höhe von 1,1 Millionen Euro erwirtschaftet.
Der Deal soll auch dazu beitragen, die im SAP S/4HANA Conversion-Umfeld bestehende, enge Zusammenarbeit zwischen der All for One Group und SNP weiter zu stärken. Beide Unternehmen sehen sich demnach zukünftig als enge und wichtige Partner der SNP Poland mit unterschiedlichen Schwerpunkten und dem gemeinsamen Fokus auf eine SAP S/4HANA Conversion-Factory.
Den Analystenschätzungen zufolge soll der Gewinn je Aktie im laufenden Geschäftsjahr von 2,63 Euro auf 2,46 Euro sinken. Den Prognosen zufolge soll dann aber 2021/22 mit 3,22 Euro ein wieder deutlich höheres Ergebnis je Aktie herausspringen. Und falls externe Hiobsbotschaften wie eine Pandemie ausbleiben, kann das Geschäft danach voraussichtlich nach auch wieder stetig expandieren.
Allgemein betrachtet spricht für die Aktie jedenfalls ein Geschäftsmodell, das nach eigener Aussage darauf ausgerichtet ist, Unternehmen ganzheitlich und dauerhaft zu betreuen und ihre Wettbewerbsfähigkeit in einer Digitalen Welt zu stärken. Aus hoher Kundenzufriedenheit und hoher Kundenbindung generiert man dabei hohe wiederkehrende Erlöse, was als Treiber für Skaleneffekte, Profitabilität und Cash-Flow dient. Gleichfalls verbessert man so die Planbarkeit der zukünftigen Geschäftsentwicklung. Darüber hinaus erzeugt die Innovationsstärke deutliche Wettbewerbsvorteile und sichert so zukünftiges Wachstum, wobei auch BÖRSE ONLINE in dem Wert einen Wachstumstitel sieht.
Infineon-Aktie
Spaß macht den investierten Aktionären momentan auch wieder der Blick auf den Kursverlauf bei den Aktien der Infineon Technologies AG. Die Notiz bei dem DAX-Mitglied war ausgehend von einem Mitte Februar 2020 bei 22,155 Euro aufgestellten Zwischenhochs bis zum 18. März 2020 zwar bis auf nur noch 10,678 Euro abgerutscht. Aber gemessen daran hat sich der Titel bis heute fast verdreifacht.
Im Zuge des jüngsten Anstiegs reichte es auf Schlusskursbasis mit 32,06 Euro am 04. Januar 2021 zu den höchsten Notierungen seit Mitte 2001. Der seit März bestehende langfristige Aufwärtstrend ist dadurch wieder aufgenommen und das momentane konstruktive Chartbild verspricht mittel- bis langfristig gesehen noch weitere Avancen. Bis zu dem im Juni 2000 markierten Rekordhoch von 92,50 Euro ist jedenfalls noch sehr viel Luft nach oben.
Das Unternehmen produziert Halbleiter- und Systemlösungen, welche die Segmente Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit adressieren. Mit den Halbleiter- und Systemlösungen für Automotive-, Industrieelektronik-, Chipkarten- und Sicherheitsanwendungen hält Infineon jeweils starke Marktpositionen. Die Produkte zeichnen sich laut der DZ Bank durch Zuverlässigkeit, hohe Qualität und innovative und modernste Technologien aus.
Wie es von Seiten der dortigen Analysten weiter heißt, profitiert die Gesellschaft von der erhöhten Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und Fahrerassistenzsystemen. In allen Segmenten halte man hohe Marktanteile. Alle Segmente dürften 2020/21 zulegen. Das Management habe sich zuletzt optimistisch in Bezug auf die Nachfrage, die Kapazitätsauslastung und die (recht niedrige) Lagerhaltung der Kunden geäußert.
In der Tat sagte der Vorstandsvorsitzende Reinhard Ploss im Zuge der jüngsten Ergebnisvorlage folgendes: "Einige unserer Zielmärkte, insbesondere der Automarkt, haben sich seit Sommer besser als erwartet erholt. Hinzu kommt der beschleunigte strukturelle Wandel hin zur Elektromobilität, insbesondere in Europa. Andere Märkte zeigen Schwäche, zum Beispiel Zugantriebe oder hoheitliche Dokumente, oder sind noch ein gutes Stück weit von einer Erholung entfernt wie etwa die Fabrikautomatisierung. Für das gerade begonnene Geschäftsjahr sind wir in Summe verhalten optimistisch. Allerdings bleiben das Infektionsgeschehen, die geopolitische Lage und die makroökonomischen Rahmenbedingungen herausfordernd. Mit dem verstärkten Team sowie einem breiteren Technologie- und Produktportfolio - insbesondere durch Konnektivität für das IoT und andere digitale Anwendungen - können wir noch mehr Märkte adressieren. Wir sind bestens aufgestellt, um auch die künftigen Herausforderungen zu meistern."
Dazu passt auch die jüngste Einschätzung der Analysten bei der italienischen Bank Equita zu diesem Wert. Denn wie die Nachrichtenagentur Dow Jones kürzlich berichtete, sieht man neben STMicro auch Infineon als Nutznießer des chinesischen 5G-Ausbaus. So habe der chinesische Minister für Industrie und Informationstechnologie, Xiao Yaqing, angekündigt, dass chinesische Mobilfunkanbieter von China Mobile bis China Telecom 600.000 Basisstationen errichten würden, um die Abdeckung mit 5G-Technologie in den großen Städten des Landes voranzutreiben. Damit würde sich die Zahl der Basisstationen von aktuell rund 700.000 fast verdoppeln.
Equita schätzt, dass sich infolge des Ausbaus der Bedarf an entsprechenden Leistungshalbleitern deutlich erhöhen wird. Die sogenannten MIMO-Antennen (Multiple Input Multiple Output) benötigten viermal mehr Halbleiter-Content als 4G. Mit einem Marktanteil von 19 Prozent sei Infineon weltweiter Marktführer bei Leistungshalbleitern, gefolgt von On Semi (acht Prozent) und STMicro mit sechs Prozent. Als Kursziel für den DAX-Vertreter nennt man 35,00 Euro.
BÖRSE ONLINE bezifferte das Kursziel jüngst in Ausgabe 50-20 sogar auf noch etwas höhere 36,00 Euro. Zur Begründung dafür schrieben wir folgendes: "Bei Halbleitern zum Management der Stromleistungen in elektronischen Anwendungen ist Infineon Marktführer. Der Bereich steht für mehr als die Hälfte der Erlöse, auch wenn die Umsätze der gerade zugekauften US-Firma Cypress berücksichtigt werden.
Branchenexperten glauben, dass die Nachfrage nach diesen Lösungen mit wachsender Elektrifizierung zunehmen wird. Etwa in der Wertschöpfungskette Windstromerzeugung, Netze, Batterien bis hin zum Stromverbrauch in Rechenzentren oder Elektrofahrzeugen: Nirgends geht es ohne Power-Chips. Und jede dieser Stufen wird wachsen. Das ist eine solide Basis für die kommenden Jahre. Kurzfristig dürfte das Wachstum des Konzerns auch durch die Eingliederung von Cypress und die entsprechenden Synergien beschleunigt werden. Die Aktie ist recht hoch bewertet. Das Betriebsergebnis kann sich aber in den kommenden drei Jahren verdoppeln. Das wird die Aktie nicht unberührt lassen."
Zooplus-Aktie
Mit deutlichen Verbesserungen beim Chartbild kann auch die Zooplus AG aufwarten. Nachdem die Anteilsscheine des Internethändlers für Heimtierbedarf vom 25. Mai 2017 ausgehend von einem Schlussrekordhoch bei 199,00 Euro bis zum 16. März 2020 auf 71,70 Euro gefallen waren, hat sich der Kurs inzwischen wieder bis auf 173,60 Euro (Schlusskurs vom 04. Januar) erholt.
Wertvoll ist dabei, dass es kürzlich gelungen ist, eine mehrmonatige Konsolidierung durch einen Ausbruch nach oben zu beenden. Der seit Mitte März bestehende übergeordnete Aufwärtstrend ist somit wieder aufgenommen und es spricht zumindest aktuell vieles dafür, dass der Titel mittel- bis langfristig die alte Bestmarke ansteuert.
Die 1999 gegründete Gesellschaft ist heute gemessen an Umsatzerlösen Europas führender Internethändler für Heimtierbedarf. Die Umsatzerlöse betrugen im Geschäftsjahr 2019 über 1,5 Milliarden Euro. Das Geschäftsmodell wurde bislang bereits in rund 30 Ländern Europas erfolgreich eingeführt. Zooplus vertreibt Produkte für alle wichtigen Heimtiergattungen. Zum Produktangebot zählen insbesondere Tierfutter (Trocken- und Nassfutter und Futterbeigaben) sowie Zubehör wie Kratzbäume, Hundekörbe oder Spielzeug in allen Preiskategorien.
Neben einer Auswahl von über 8.000 Produkten profitieren zooplus-Kunden zudem von einer Vielzahl interaktiver Content- und Community-Angebote. Der Heimtierbedarfsmarkt stellt ein wichtiges Marktsegment innerhalb der europäischen Handelslandschaft dar. Die Umsätze mit Heimtierfutter und Zubehör innerhalb der Europäischen Union belaufen sich auf rund 30 Milliarden Euro brutto. Für Europa wird auch weiterhin starkes Wachstum im Bereich E-Commerce erwartet. Zooplus rechnet daher mit einer Fortsetzung der dynamischen Entwicklung.
Das dritte Quartal 2020 ist für das Unternehmen dank der treuen Stammkunden gut verlaufen. Den Angaben zufolge erzielte man einen Nettogewinn von 7,3 Millionen Euro, nach einem Verlust von 3,6 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte auf 18,4 Millionen Euro von 2,2 Millionen Euro im Vorjahr zu. Der Umsatz kletterte um 15,5 Prozent auf 436 Millionen Euro. Entscheidend war das Geschäft mit den loyalen Stammkunden. Die wechselkursbereinigte umsatzbezogene Wiederkaufrate stieg nach neun Monaten auf das Rekordniveau von 97 Prozent nach 91 Prozent vor Jahresfrist.
Für das Gesamtjahr geht Zooplus von einem Umsatzanstieg um 16 bis 19 Prozent auf 1,77 bis 1,81 Milliarden Euro nach 1,52 Milliarden im Vorjahr aus. Das EBITDA soll bei 50 bis 65 Millionen Euro nach 12 Millionen Euro im Vorjahr liegen. In den ersten neun Monaten lag der Umsatz bei 1,3 Milliarden Euro und das EBITDA bei 47,8 Millionen Euro. Der Analystenkonsens sieht den Umsatz bis 2023 auf 2,468 Milliarden Euro steigen.
Da Heimtierbedarf Zooplus weiterhin ein sehr attraktiver und wachsender Markt darstellt, ist das Unternehmen aus eigener Perspektive bestens positioniert, um seinen Wachstumspfad fortzusetzen. Mit mehr als 7 Millionen aktiven Kunden in ganz Europa verfüge man über eine sehr treue und kontinuierlich wachsende Kundenbasis. Das Unternehmen profitiere vom Rückenwind der anhaltenden Verlagerung der Verbraucher in Richtung Online, wobei die Online-Verbreitung in der Kategorie Heimtierbedarf immer noch hinter anderen Kategorien zurückbleibe, heißt es von Seiten der Verantwortlichen weiter.
BÖRSE ONLINE schrieb zu dem Wert erst unlängst in Ausgabe 48-20 folgendes: "Zooplus hat 2020 dreimal die Umsatz- und Gewinnprognose angehoben. Immer mehr Menschen ordern beim Onlinehändler für Haustierbedarf Futter und Spielzeug für ihre Vierbeiner. Der 2018 eingeschlagene Strategiewechsel, die Kunden mit mehr Sonderaktionen dauerhaft zu binden, wird sich auch nach der Corona-Krise auszahlen.
Das jüngste Zahlenwerk untermauert den dauerhaften Aufwärtstrend bei der Profitabilität: Während der Umsatz auf Neunmonatsbasis um 18 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro kletterte, erreichte die umsatzbezogene Wiederkaufrate mit 97 Prozent ein neues Rekordniveau. Der operative Gewinn versiebenfachte sich auf 47,8 Millionen Euro. Wir ziehen Ziel- und Stoppkurs nach." Konkret bewegt sich das Kursziel damit nun bei 204,00 Euro und der Stopp-Loss-Kurs bei 128,00 Euro.