Bio-Pharmazie - Der Bedarf an Therapien nimmt zu. Aus der Branche kommen gute Nachrichten. Welche Aktien, Fonds und ETFs in Portfolio gehören.

Alzheimer-Patienten werden zunehmend vergesslich, erkennen Angehörige nicht mehr, verlieren Sprachschatz und Orientierung. Ohne Unterstützung finden sie sich im Alltag nicht mehr -zurecht. Weltweit leiden laut der Weltgesundheitsorganisation WHO rund 55 Millionen Menschen an Alzheimer. Bis zum Jahr 2050 droht die Zahl auf
155 Millionen zu steigen. Es sei denn, die Healthcare-Branche entwickelt Therapien, die die Symptome lindern, den Verlauf verlangsamen beziehungsweise die meistverbreitete Form von Demenz verhindern.

Die Hoffnung ist nicht unberechtigt. Bayer, Eli Lilly, Pfizer, Novartis oder Sanofi forschen intensiv. Sie konkurrieren in einem Markt, dessen Volumen laut dem Analysehaus Bridget Market Research von derzeit 4,3 auf neun Milliarden Dollar im Jahr 2029 steigen wird. Aktien von Unternehmen, die Erfolge in der Bekämpfung von Alzheimer erzielen, sind für Investoren daher ein Kauf. Derartige Fortschritte meldete jüngst das Unternehmen Biogen. Die US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel FDA (Food and Drug Administration) gab für den vom US-Konzern und dem japanischen Unternehmen Elsai gemeinsam entwickelten Wirkstoff Leqembi vor Kurzem grünes Licht für ein beschleunigtes Prüfverfahren.

Der Antikörper soll klebrige Ablagerungen des Proteins Amyloid-Beta aus dem Gehirn von Alzheimer-Patienten im Frühstadium entfernen. „Die jüngsten Studienergebnisse mit 856 Alzheimer-Patienten haben gezeigt, dass das Medikament die Verschlechterung des kognitiven Abbaus im Vergleich zu einem Placebo um 27 Prozent reduziert“, sagt Felix Schröder, Produktmanager bei der DZ Bank. Sollte die FDA dem Medikament die Marktzulassung erteilen, nehmen die beiden Unternehmen viel Geld ein. Analysten von Wells Fargo schätzen den Preis für die Jahresbehandlung eines Patienten mit Leqembi auf rund 30 000 Dollar pro Jahr.

Mit KI gegen Krebs

Es gibt weitere Nachrichten, die Anleger zum Einstieg in Gesundheitstitel motivieren. So will Biontech — das Unternehmen entwickelte den mRNA-Covid-Impfstoff Comirnaty — für über 400 Millionen Euro die auf künstliche Intelligenz (KI) spezialisierte Firma Insta-Deep übernehmen. Die Mainzer wollen mithilfe von KI nicht nur Immun-, sondern auch Krebstherapien gezielt auf den jeweiligen Patienten und seine Gene zuschneiden, um so eine bessere Heilwirkung zu erzielen. Wirkstoffe werden dringend benötigt. Im Jahr 2020 starben weltweit rund neun Millionen Menschen an Krebs. Die Zahl der Neuerkrankungen belief sich auf über 19 Millionen. Noch hat die Börse auf die Erweiterung des Geschäftsfelds von Biontech nicht positiv reagiert. Der Titel weist auf Sicht von einem Monat ein Minus von sechs Prozent auf. Innerhalb eines Jahres verlor die Aktie über 26 Prozent. Hendrik Leber hält an Biontech dennoch fest. Der Fondsmanager des Acatis Datini Value Flex hat den Wert mit rund fünf Prozent gewichtet. Seiner Ansicht nach steht das Unternehmen erst am Anfang einer starken Entwicklung.

Eli Lilly ist im Gegensatz zu Biontech bereits eine etablierte Größe, sowohl im Healthcare-Bereich als auch am Aktienmarkt. Der US-Konzern entwickelt seit über 50 Jahren Medikamente unter anderem gegen Krebs und Demenz. Darüber hinaus arbeitet das Unternehmen auch an Therapien gegen Adipositas und den damit einhergehenden Erkrankungen wie Schlaganfall, Bluthochdruck und Herzinfarkt. Laut dem Robert-Koch-Institut hat sich der Anteil von Menschen mit Fettleibigkeit seit dem Jahr 1975 verdreifacht. Auch in Deutschland nimmt der Anteil kontinuierlich zu. Hierzulande sind über 53 Prozent der Bevölkerung übergewichtig, 19 Prozent davon schwer. Noch häufiger kommt Adipositas in den USA vor. Dort ist Fettleibigkeit mittlerweile die häufigste vorzeitige Todesursache. Pro Jahr sterben 500 000 Menschen. Sollte nicht massiv gegengesteuert werden, werde Adipositas „die neue Normalität in diesem Land sein“, warnt Zackary Ward, Gesundheitsexperte für Public Health an der Harvard University.

Eli Lilly prescht vor

Das von Eli Lilly entwickelte Medikament Tirzepatid kann der mittlerweile in den USA als Epidemie eingestuften Krankheit entgegenwirken. Unternehmensangaben zufolge helfe die Arznei Patienten, mehr als 20 Prozent ihres Gewichts zu verlieren. Zudem senkt Tirzepatid den Blutzuckerspiegel. In der EU, der Schweiz und den Vereinigten Staaten ist das Medikament zugelassen. Eli Lilly winken hohe Einnahmen. In den USA summieren sich die Behandlungskosten für einen Patienten pro Jahr auf 12 000 Dollar.
Vielversprechend für Anleger ist auch ein Engagement in Pharma- und Biotech-Unternehmen, die Medikamente gegen Depressionen auf den Markt bringen.

Der Bedarf ist hoch. Weltweit leiden über 260 Millionen Menschen an Gemütskrankheiten. Sie gelten als Hauptursache für Antriebslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit und Frührente. In der Gruppe der Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren führen Depressionen häufig zu Suizid. Mit Antidepressiva lässt sich die Krankheit in den Griff bekommen. Angeboten werden sie unter anderem von Astrazeneca, Johnson & Johnson, Glaxo SmithKline, Bristol-Myers-Squibb sowie Merck & Co. Die Medikamente wirken auf den Serotonin-Spiegel im Gehirn und helfen so aus dem Stimmungstief.

Fonds und ETFs

Von der erfolgreichen Entwicklung der Produktlinie hängen die Kurschancen der Unternehmen entscheidend ab. Diese einzuschätzen — insbesondere wenn sich Medikamente noch in der Prüfungsphase befinden — fällt Privatanlegern jedoch meist schwer. Es ist daher ratsam, sich Experten anzuvertrauen. Rudy Van Den Eynde studierte Medizin und ist seit 1987 Investmentprofi. Der von ihm gemanagte Candriam Equities Biotechnology erzielte in den vergangenen zehn Jahren 288 Prozent. Im Portfolio sind US-Titel prominent vertreten. Unter den Top-Positionen -findet sich neben Amgen und Gilead Science auch Biogen.


Ebenso lässt sich mit dem iShares MSCI World Health Care ETF das Risiko von Rückschlägen in der Arzneientwicklung reduzieren. Der ETF enthält 138 Aktien sowohl aus der Pharma- als auch aus dem Biotech-Bereich. Neben der Aussicht auf Kursgewinne macht das Indexpapier aufgrund der grundsätzlich defensiven Qualität der Branche im Portfolio Sinn. Profitieren können Anleger zudem von Übernahmen innerhalb des Sektors. Während im vergangenen Jahr wenig passierte, sollte in diesem Jahr die M&A-Tätigkeit wieder Fahrt aufnehmen.

ELI LILLY - Starke Performance voraus

Der US-Konzern Eli Lilly bietet Medikamente gegen eine Vielzahl von Krankheiten an wie Diabetes, Krebs oder Adipositas. Das Unternehmen weist derzeit eine Marktkapitalisierung von 343 Milliarden Dollar auf und gehört damit neben Roche, Novartis und Pfizer zu den Dickschiffen der Branche. In den vergangenen drei Jahren legte die Aktien mehr als 160 Prozent zu. Für das laufenden Jahr kündigte CEO David Ricks eine „starke finanzielle und operative Performance“ an.

Eli Lilly and Company (WKN: 858560)

AKTIENFONDS BIOTECH - Besser als der Index

Rudi Van Den Eynde managt seit dem Jahr 2000 den Candriam Equities Biotechnology. Dank seiner medizinischen und finanzwissenschaftlichen Ausbildung kann er klinische Daten von Medikamenten in der Prüfungsphase umfassend analysieren und daraus Kurschancen ableiten. Seine Qualität zeigt sich auch
in schwierigen Börsenzeiten. 2022 verlor der Fonds nur 1,4 Prozent, der Nasdaq Biotech gab dagegen über zehn Prozent ab.

Candriam Equities L Candriam Equities L Biotechnology C (WKN: 939838)

AKTIEN-ETF HEALTH CARE - Noch nicht zu teuer

Da Medikamente konjunkturunabhängig nachgefragt werden, gelten Gesundheitswerte als defensiv und bieten neben Kurs-potenzial auch Schutz in generellen Abschwungphasen. Der iShares World Health Care ETF investiert global in Gesundheitsfirmen. Die Titel im Portfolio weisen derzeit im Schnitt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 25 auf. Angesichts der langfristigen Chancen der Branche ist das noch nicht zu teuer.

ISV-M.W.H.C.SC. D (WKN: A2PHCD)

Dieser Artikel erschien zuerst in €uro am Sonntag 03/2023. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.

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