Die Dürre über viele Monate hinweg hat in Griechenland zu großen Feuern geführt. Bei extrem heißen Temperaturen von bis zu 50 Grad sind landesweit über 150 Brände ausgebrochen. Sie kommen zur Unzeit, hofft man doch gerade in diesem Jahr auf die Einnahmen einer starken Tourismussaison.

Dadurch soll die Wirtschaft dieses Jahr laut IWF um 3,8 Prozent wachsen. Die EU-Kommission geht gar von 4,3 Prozent aus. Ein Anfang ist gemacht: Im ersten Quartal legte die Konjunktur um 4,4 Prozent zum Vorquartal zu. 2020 war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch um gut acht Prozent zurückgegangen. Hauptgrund waren die fehlenden Einnahmen aus dem Tourismus, weil wegen der weltweiten Reisebeschränkungen die Besucherzahlen drastisch eingebrochen waren. In guten Jahren trägt der Tourismus mehr als 20 Prozent zum BIP bei.

EU-Gelder und Zwangsmaßnahmen

2022 soll sich die Erholung fortsetzen. Die EU-Kommission erwartet dann ein Wirtschaftswachstum um sechs Prozent. Damit läge Griechenland EU-weit in der Spitzengruppe. Helfen sollen auch die Gelder, die in den nächsten sechs Jahren aus dem Corona-Aufbaufonds Next Generation EU fließen sollen. Athen erwartet aus dem Programm 30,5 Milliarden Euro an Zuschüssen und Krediten. Damit will das Land sich auch ein Stück weit unabhängiger vom Tourismus machen. Sektoren wie IT, Pharma, Logistik und Energie sollen ausgebaut werden. "Greece 2.0" heißt das Reform- und Investitionsprogramm.

Damit die Konjunktur am Laufen bleibt, erwägt Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis von der rechtskonservativen Regierung drastische Schritte: Impfungen gegen Corona könnten in Griechenland verpflichtend werden. Dies sei nicht verfassungswidrig, so Mitsotakis. In Athen und anderen Städten Griechenlands war es in den vergangenen Tagen zu Demonstrationen von Impfgegnern gekommen. Die konservative Regierung hat bereits jetzt gesetzlich durchgesetzt, dass sich nur noch Geimpfte in den Innenräumen von Gastronomie- und Kulturbetrieben aufhalten dürfen.

Zudem müssen sich Arbeitende im Bereich Gesundheit impfen lassen. Andernfalls können sie ohne Bezahlung vom Dienst suspendiert werden. Zudem dürfen in der Privatwirtschaft Arbeitgeber von ihren Angestellten fordern, dass sie sich impfen lassen.

Um den Konsum anzukurbeln, wurde der Mindestlohn für Arbeitnehmer erhöht. Nach monatelangen Beratungen mit Arbeitgebern und Gewerkschaften stimmte die Regierung einer Anhebung um zwei Prozent auf 663 Euro pro Monat zu - gültig ab 2022. Es ist die erste seit 2019. "Natürlich entspricht die Erhöhung, die wir heute beschlossen haben, nicht den Bedürfnissen der Arbeiter", räumt der Ministerpräsident ein. Aber zusammen mit den EU-Hilfen werde es den Griechen insgesamt zugute kommen.

Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, ist optimistisch: "Das Vertrauen internationaler Investoren in Griechenland ist recht hoch." Zu sehen ist das auch an der Börse. Die gehört in Europa zwar nicht zu den allerbesten im laufenden Jahr, hat aber auf Sicht von zwölf Monaten andere südeuropäische Börsen wie Mailand und Madrid deutlich abgehängt.

Durstlöscher und Energiebringer

Interessant an der Börse Athen ist unter anderem Coca-Cola HBC - das Kürzel steht für Hellenic Bottling Company. Als Lizenznehmer für den US-amerikanischen Mutterkonzern Coca-Cola ist das Unternehmen als Produzent und Abfüller von Getränken und Lebensmitteln tätig. 30 Länder beliefert es. Seit 1991 ist Coca-Cola HBC an der Athener Börse gelistet und seit 2013 auch in London. Zum Unternehmen gehören unter anderem auch die österreichische Mineralwassermarke Römerquelle und die schweizerische Valser-Wasser.

Zudem vermarktet die Firma Kaffee der vor allem in Großbritannien tätigen Kaffeehauskette Costa Coffee. Coca-Cola HBC ist zu 23 Prozent im Besitz des amerikanischen Mutterkonzerns, weitere 23 Prozent gehören der griechischen Kar-Tess-Holding, der Rest der Aktien befindet sich in Streubesitz.

Ebenfalls spannend ist Mytilineos. Der Mischkonzern ist derzeit vor allem deswegen interessant, weil er unter anderem an einem großen Projekt zur Produktion von klimaneutralem Wasserstoff beteiligt ist. "White Dragon" heißt das Projekt, koordiniert wird es vom staatlichen griechischen Gasversorger Depa. Beteiligt sind unter anderem auch der Brennstoffzellenspezialist Advent Technologies, die Raffinerieunternehmen Hellenic Petroleum und Motor Oil. Mytilineos ist neben dem Bereich alternative Energien zudem auch in den Sektoren Metallgewinnung und Bergbau tätig sowie im Bereich Anlagen- und Fahrzeugbau.

 


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