Zu schlecht, zu teuer, zu riskant: Investmentfonds eilt nicht gerade der beste Ruf voraus. Dabei sind viele von ihnen besser als ihr Image - und für den langfristigen Vermögensaufbau eigentlich ein Muss. Vor allem für Sparer, die weder steinreich noch Finanzprofis sind.
Denn wer in Fonds anlegt, muss erstens nicht jeden Morgen akribisch die Wirtschaftsnachrichten studieren. Er delegiert seine Anlageentscheidung. Die Titelauswahl erledigt dann entweder ein Fondsmanager, der das Kapital der Anleger aktiv in jene Papiere investiert, die ihm als gewinnbringend erscheinen, oder ein ETF genannter Indexfonds, der automatisiert alle in einem Börsenindex notierten Wertpapiere kauft. Klassisches Beispiel sind ETFs auf den globalen Aktienindex MSCI World, in dem über 1600 Aktien aus aller Welt gelistet sind.
Zweitens bieten Fonds die Chance, mit geringen Summen gleichzeitig in Hunderte von Aktien und Anleihen zu investieren und so Risiken zu streuen. Das geht, weil das Kapital von Tausenden Anlegern gebündelt wird. Ein Fondsanteil kostet in der Regel maximal ein paar Hundert Euro, viele Fonds kann man zudem schon ab 25 bis 50 Euro pro Monat stetig besparen. Ein einziges der vielen Wertpapiere, die diesen Anlagevehikeln gehören, kann hingegen 1000 Euro oder sogar 100 000 Euro und mehr kosten.
Hilfe zur Selbsthilfe
Der Haken an Fonds: Anleger müssen genau wissen, welchem Fondsmanager sie ihr Geld mit guten Gewissen anvertrauen können. Rund 7000 Fonds, teilweise mit mehreren Unterfonds, sind bundesweit zum Vertrieb zugelassen. Und nur ein Bruchteil davon ist wirklich empfehlenswert. Welche, zeigen die FundAwards der BÖRSE ONLINE-Schwesterpublikation €uro. €uro prämiert damit - zusammen mit seinen ebenfalls im Finanzen Verlag erscheinenden Schwesterpublikationen - jedes Jahr die besten Fonds in 69 Kategorien: von global agierenden Aktienfonds über Fonds für deutsche Aktien bis hin zu Misch- und Rentenfonds. Awards erhalten die Produkte, die in unserer Statistik über bestimmte Zeiträume - ein Jahr, drei Jahre, fünf Jahre, zehn und 20 Jahre - in ihrer Kategorie die höchsten Gewinne brachten. Von insgesamt weit über 6000 Fonds in unserer Datenbank haben in diesem Jahr 544 einen der 882 Awards gewonnen. Manche von ihnen räumten sogar mehrere ab, weil sie konstant die Ranglisten dominieren. Diese langfristig erfolgreichen Fonds stellen wir auf den kommenden Seiten vor.
Grundsätzlich kann es sich bei den prämierten Fonds um aktiv gemanagte Produkte oder um ETFs handeln. Während in den vergangenen Jahren einige ETFs in wichtigen Kategorien über mittellange Zeiträume wie drei und fünf Jahre mit der höchsten Rendite glänzten, ging deren Anteil 2018 deutlich zurück. Deshalb finden Sie in den Tabellen auf den kommenden Seiten diesmal auch fast ausschließlich Produkte, bei denen Fondsmanager aktiv Titel selektieren.
Der Fokus bei den vorgestellten Kategorien liegt klar auf Aktienfonds. An Aktien führt beim Vermögensaufbau aus unserer Sicht kein Weg vorbei: Sie bringen die höchste Rendite und wer genug Zeit hat, muss auch keine Angst vor Crashs und Schwankungen an den Börsen haben. Weltweit anlegende Fonds eignen sich am besten als Basisinvestment. Sie sollten den größten Teil des Depots einnehmen, weil sie eine breite Risikostreuung bieten und zugleich ein Investment in Unternehmen aus den aufstrebenden Schwellenländern sowie aus etablierten Industrienationen ermöglichen. Auch Mischfonds eignen sich als Basis für ein Depot. Mit ihrem Mix aus Aktien und Anleihen bringen sie noch mehr Stabilität, ihre Rendite fällt in der Regel dafür etwas geringer aus. Hier gilt: je höher der Aktienanteil, desto höher meist die Rendite, desto größer aber auch die Schwankungen und das Risiko.
Zudem stellen wir einige Spezialbereiche vor: Fonds für deutsche Aktien, die für deutsche Anleger natürlich besonders interessant sind. Fonds für europäische Aktien, weil der lange krisengeschüttelte Kontinent gerade eine wirtschaftliche Aufholjagd hinlegt und von Analysten als besonders aussichtsreich erachtet wird. Fonds für Aktien aus Schwellenländern wie China, weil deren Volkswirtschaften schnell wachsen. Und Anleihefonds, weil Zinspapiere trotz derzeit geringer Renditen zur Streuung ins Portfolio gehören. All diese Fonds eignen sich gut als kleinerer Depotbaustein zur Beimischung und Risikostreuung.
Und das Interview mit Frank Fischer, Fondsmanager des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, bietet einen Blick in die Zukunft der Börsen. Fischer wurde gerade von €uro zum "Fondsmanager des Jahres" gekürt - ein Jurypreis, der, anders als die €uro-FundAwards, nicht ausschließlich auf der Wertentwicklung basiert. Wäre sein am 15. Januar 2008 gegründeter aktienlastiger Mischfonds etwas früher gestartet, hätte er in seiner Kategorie die Wertung für zehn Jahre angeführt. So hatte der Fonds nur eine Historie von neun Jahren und 50 Wochen.
Wichtiges Fondswissen
Um erfolgreich in Fonds zu investieren, genügt aber das Selektieren der richtigen Produkte nicht. Auch die Auswahl der Depotbank ist entscheidend. Denn dort fallen Depotgebühren und Ausgabeaufschläge an. Über die Jahre können sich diese Kosten auf Tausende Euro summieren und so die komplette Rendite auffressen.
Sind die Gewinne endlich eingefahren, gilt es noch eine letzte Sache zu beachten: Auch der Fiskus will seinen Anteil, denn Fondsgewinne sind steuerpflichtig. Seit Anfang des Jahres gelten neue Regeln für deren Besteuerung. Die wichtigsten Änderungen sind im Kasten rechts umrissen. Wer sie schon von Beginn an beachtet, spart sich später böse Überraschungen.
Auf Seite 2: Steuern: Neue Regeln, neue Fallstricke
Steuern: Neue Regeln, neue Fallstricke
Grundsätzlich gilt: Wer sein Geld in Fonds investiert, zahlt auf die Erträge und Gewinne beim Verkauf Abgeltungsteuer, Solidariätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer - unterm Strich sind das höchstens 27,98 Prozent.
Seit Anfang dieses Jahres müssen auch die Fonds selbst 15 Prozent Steuern zahlen, wenn sie deutsche Dividenden oder Mieterträge kassieren oder deutsche Immobilien mit Gewinn verkaufen.
Für Anleger bedeutet das, dass die betroffenen Fonds weniger verdienen. Um dies auszugleichen, werden Ausschüttungen und Verkaufsgewinne der Fonds auf Anlegerebene teilweise von der Steuer befreit. Bei Aktienfonds sind 30 Prozent frei. Bei Rentenfonds bleibt alles wie gehabt. Die Freistellungen wirken aber nur, wenn der Sparerfreibetrag von 801 Euro für Alleinstehende und 1602 Euro für zusammen Veranlagte bereits ausgeschöpft ist.
Vorsicht bei Mischfonds
Damit Anleger von Mischfonds 30 Prozent der Erträge freigestellt bekommen, muss der Fonds mindestens 51 Prozent seines Portfolios in Aktien anlegen. Bei einer Aktienquote von mehr als einem Viertel werden 15 Prozent freigestellt. Geht es darum, wie viel Steuern einbehalten werden dürfen, orientieren sich die Banken an den Vorgaben des Dienstleisters WM Datenservice, der in Abstimmung mit den Finanzämtern den steuerpflichtigen Anteil festlegt. Behält die Bank zu viel Steuern ein, müssen Betroffene ihr Geld zurückholen, indem sie Einspruch gegen ihren Steuerbescheid einlegen.
Bei Dachfonds, die im Portfolio Aktien- und Anleihefonds haben, wird die Sache noch komplizierter: Selbst wenn ein solcher Fonds nur in Aktienfonds investiert, sind diese nur zu 50 Prozent anrechenbar. Das Bundesfinanzministerium hat in einem Anwendungsschreiben (Gz. IV C 1 - S 1980-1/16/ 10010 :001) festgelegt, dass Dachfonds so wie die in ihnen enthaltenen Zielfonds behandelt werden sollen. Zudem sollen die Fonds die Anlagegrenzen nur sechs Monate im Jahr einhalten müssen.
Weniger Papierkram
Die Steuerreform hat aber nicht nur Schattenseiten. Wer aktiv verwaltete Fonds im Depot hat, die im Ausland aufgelegt sind und ihre Erträge thesaurieren, also ansparen, muss die jährlichen Erträge nicht mehr umständlich in der Anlage KAP deklarieren. Künftig wird von der Depotbank automatisch Abgeltungsteuer plus Soli und gegebenenfalls Kirchensteuer auf die jährliche Wertsteigerung der Fondsanteile abgeführt, sofern der Sparerfreibetrag ausgeschöpft ist. Auch bei ETFs zahlen Anleger künftig jährlich eine sogenannte Vorabpauschale von maximal 27,98 Prozent. Werden die ausländischen Fondsanteile später verkauft, müssen die Depotbanken die dann fälligen Abgaben mit den bereits gezahlten Steuern verrechnen. Anleger sollten hier genau hinsehen und die Abrechnungen ihrer Depotbank prüfen.
Auf Seite 3: Deutschland - Mehr als der DAX
Deutschland - Mehr als der DAX
Mit den besten deutschen Aktienfonds investieren Anleger in einheimische Unternehmen. Die sind zwar vor allem hierzulande bekannt, erzielen ihre Gewinne aber längst weltweit.
Aktien sind in Deutschland nicht populär. Anleger fürchten vor allem die Rückschläge, die es immer mal wieder gibt. Hier wirken die Jahre 2000 bis 2003 nach, als der Leitindex DAX 70 Prozent verlor. Ebenso das Jahr 2008, als er um 45 Prozent einbrach. Auf lange Sicht sind Anleger mit Aktien deutscher Konzerne jedoch gut gefahren. Trotz aller Krisen legte der deutsche Leitindex in den vergangenen 20 Jahren um rund 170 Prozent zu. Das entspricht fünf Prozent Rendite pro Jahr. Kein schlechter Schnitt. Doch es gibt Fonds, die noch besser waren - sowohl auf kürzere Zeiträume als auch auf 20 Jahre. Ein Beispiel ist der Fondak, ein echter Klassiker für deutsche Aktien. Ein anderes der DWS Deutschland. Beide brachten mit rund 300 Prozent in 20 Jahren fast den doppelten DAX-Gewinn.
Langfristig stark
Besonders die DWS, die Fondstochter der Deutschen Bank, ragt seit Jahren mit ihren Fonds für deutsche Aktien heraus. Seit Anfang 2015 leitet Tim Albrecht das entsprechende Team. Der Hesse kam im Jahr 2000 zum Unternehmen und managt seit Juli 2002 den DWS Deutschland. Im Januar 2017 übernahm er auch den DWS Aktien Strategie Deutschland. Für deutsche Aktien ist Albrecht weiterhin optimistisch, obwohl diese in den vergangenen Jahren bereits stark gestiegen sind. "Die deutsche Wirtschaft wächst und die einheimischen Unternehmen steigern ihre Gewinne", erklärt der DWS-Fondsmanager. Ein gutes Umfeld für Aktien. Gleichwohl könne es an den Börsen 2018 "ruppiger zugehen", konstatierte DWS-Anlagechef Stefan Kreuzkamp jüngst. Am diesjährigen DAX-Kursziel von 14 100 Punkten, das die DWS Ende 2017 ausgab, wolle man aber festhalten. Das wären etwa zehn Prozent mehr als heute.
Sonderfall DAX
Albrecht verweist zudem auf die besondere Bauweise des DAX. So sind Euro Stoxx 50 und Dow-Jones Industrial Average beispielsweise Kursindizes, sie weisen die Wertentwicklung der Aktien ohne Dividenden aus. Der DAX rechnet ausgeschüttete Dividenden dagegen mit ein und weist dadurch einen Zinseszinseffekt auf. Zieht man die Dividenden ab, notiert er heute auf dem Niveau des Jahres 2000, als seine Mitglieder viel weniger Gewinn erzielten als heute. "Das relativiert das Thema hohe Bewertungen bei deutschen Aktien, auch im Vergleich zu US-Aktien", erläutert der DWS-Fondsmanager.
Albrecht und sein Team investieren vor allem in Unternehmen, deren Gewinne stark und stabil wachsen. Zwar achten sie auch darauf, wie hoch die jeweiligen Aktien bewertet sind oder wie viel Dividende sie zahlen. "Bei klassischen Value- und Dividendenwerten haben wir jedoch keinen Schwerpunkt", sagt Albrecht. "Damit sind wir in den vergangenen Jahren gut gefahren." Wenn möglich, wolle man "den Bullen bei den Hörnern packen und nicht warten, bis einem der Himmel auf den Kopf fällt", sagt er. Gleichwohl zeige sich die wahre Qualität eines Fondsmanagers, wenn die Märkte fallen. Dann will Albrecht mehr defensive Titel kaufen, die Anzahl der Nebenwerte und die Aktienquote senken.
Langfristig sehr gut entwickelte sich auch der schon erwähnte Fondak von Allianz Global Investors. Seit Anfang 2017 managt Thomas Orthen den 1950 aufgelegten Fonds. "Wir möchten mit dem Fondak die Breite der deutschen Wirtschaft widerspiegeln", erklärt Orthen. Er kauft deshalb sowohl Aktien von Großkonzernen als auch von Nebenwerten. Seine grobe Orientierung lautet dabei: 60 Prozent DAX-, 30 Prozent MDAX- und zehn Prozent TecDAX-Werte.
Im Portfolio hat Orthen rund 50 Titel. Meist sogenannte Qualitätsaktien, an denen er lange festhält. Zu denen zählt er Unternehmen mit einem überlegenen Geschäftsmodell, das andere Firmen nur schwer kopieren können. Zudem mischt Orthen zyklische Werte bei, die stärker von einer anspringenden Konjunktur profitieren. Aus dem DAX gehören derzeit etwa Allianz, BASF, Infineon und SAP zu seinen größten Positionen, bei den Nebenwerte sind es Kion, Stabilus und United Internet. Die Autohersteller BMW, Daimler oder Volkswagen meidet er derzeit jedoch lieber.
Erfolgreich waren in den vergangenen Jahren auch Martin Wirth und Raik Hoffmann, die den FPM Stockpicker Germany All Cap sowie den FPM Stockpicker Germany Small/Mid Cap managen. Wirth und Hoffmann sind sogenannte Value-Investoren, die besonders auf eine günstige Bewertung der Aktien achten. Allerdings kaufen sie eine Aktie nicht nur deshalb, weil sie preiswert ist. Zudem möchten sie die Geschäftsmodelle und das Management der Unternehmen einschätzen können. Den Begriff "Stock-picker" nehmen Wirth und Hoffmann ernst. Im All- Cap- und Small/Mid-Cap-Fonds halten sie stets einen Mix aus Bluechips und Nebenwerten, die sich deutlich von der Zusammensetzung des DAX oder MDAX unterscheiden. Im All-Cap-Fonds lauten die fünf größten Einzelwerte zum Beispiel Wacker Chemie, Volkswagen, Sixt, Deutsche Bank und SAP.
Indexfonds mit starker Rendite
Das Gegenmodell zu den FPM-Fonds verkörpert der iShares TecDAX ETF, der seinen Index aus 30 Technologieaktien wie Drillisch, United Internet oder Wirecard exakt nachbildet. Seit 2012 entwickelte sich der TecDAX deutlich besser als der DAX. DWS-Fondsmanager Albrecht macht das skeptisch, er hat seine Positionen bei TecDAX-Titeln daher reduziert oder ganz verkauft. "Ich glaube nicht, dass diese Outperformance des TecDAX so weitergeht", sagt er.
Auf Seite 4: Europa -Konsequent eigensinnig
Europa - Konsequent eigensinnig
Europäische Aktienfonds haben turbulente, aber erfolgreiche Jahre hinter sich. Gut schlugen sich besonders jene Manager, die ihrem Anlagestil konsequent treu blieben.
Ist das Glas in Europa halb voll oder halb leer? Politisch gesehen wohl eher halb leer. Denn die Briten wollen die EU verlassen, was ihre eigene und Europas Wirtschaft schwächen wird. Derzeit wächst die Wirtschaft in der Eurozone aber so stark wie lange nicht. Zudem packt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Reformen an. Daher steigen die Aktienkurse in Europa. Für Anleger ist das Glas also halb voll.
Das liegt auch an Aktienfonds wie dem Digital Funds Stars Europe und dem Digital Funds Stars Europe Ex-UK, die insgesamt sechs Fund Awards gewinnen. Hinter den Digital-Stars-Fonds verbirgt sich die Luxemburger Fondsboutique J.Chahine Capital, für die vor allem Ingenieure und Mathematiker arbeiten. Auch Julien Bernier, Chief Investment Officer (CIO) des Hauses, ist eigentlich Ingenieur. Auch wenn er schon längst einen MBA-Abschluss in Finanzökonomie gemacht hat. Bernier möchte mit den Digital-Stars-Fonds sogenannte "Star"-Aktien finden, "die immer und immer wieder positiv überraschen". Dafür hat er mit seinen Kollegen eine quantitative Strategie entwickelt, die ihre Computer automatisch umsetzen.
Bernier sucht damit Aktien, die sich in den vergangenen ein bis sechs Monaten besonders gut entwickelt haben. Zudem mag er Unternehmen, deren erwartete Gewinne für dieses und nächstes Jahr besonders vielversprechend sind. Falls die Aktien jedoch zu stark steigen, stellt sein Modell das Portfolio sicherheitshalber näher am Index auf. "Damit können wir die Schwächen der Momentum-Strategie abfedern", sagt Bernier.
Hintergrund: Momentum-Titel steigen bisweilen sehr stark, um dann wieder stark einzubrechen. Weitere Besonderheit: Bernier kann bei den Digital-Stars-Fonds in Small, Mid und Large Caps investieren. "Wir haben aber meist einen Small- und Mid-Cap-Bias", sagt er. Daher legten seine Fonds in den vergangenen Jahren noch stärker zu, weil Nebenwerte eine Extraportion Rendite brachten.
Hochwertig
Auch andere Europa Fonds mit einer klaren Strategie gewinnen einige FundAwards. So investieren die Manager beim Comgest Growth Europe Opportunities in Unternehmen, deren Gewinne über längere Zeit überdurchschnittlich stark gewachsen sind. Kein Haus setzt diesen Anlagestil so konsequent um wie Comgest. Die Franzosen vertreiben seit über 30 Jahren nur Aktienfonds, die in sogenannte Quality-Growth-Titel investieren.
Auch Anko Beldsnijder, der Manager des Fidecum avant-garde Stock Fund, kauft Growth- beziehungsweise Wachstumstitel. Allerdings weicht er vom Comgest-Stil ab. Der Niederländer investiert zwar auch in Aktien, die stark wachsen. Allerdings achtet er stärker darauf, dass sie vergleichsweise günstig bewertet sind. Seinen Ansatz hat er "Quality Growth at a Reasonable Price" getauft oder kurz Quality-GARP. Im Fidecum-Fonds hält er daher mehr zyklische Werte als die Comgest-Fonds.
Fidecum-Gründer Hans-Peter Schupp setzt beim Fidecum Contrarian Value Euroland dagegen auf Value-Titel - und gewinnt damit auch FundAwards für ein und drei Jahre. Schupp kauft gern Titel, die andere Investoren links liegen lassen und die daher entsprechend günstig bewertet sind. So hält er beispielsweise rund 30 Prozent in Finanzwerten wie AXA oder Deutsche Bank. Auch rohstoffnahe Titel wie K + S, Klöckner und Salzgitter hat er hoch gewichtet. Schupp hält also noch mehr zyklische Werte als Fidecum-Kollege Anko Beldsnijder.
Armin Zinser, der Manager des Prévoir Gestion Actions, passt in keine Schublade. "Ich investiere stets pragmatisch und passe mich wie ein Chamäleon an die Welt an", erklärt der Schwabe, der in Paris arbeitet. "Entscheidend ist nur, dass ich Aktien finde, die steigen, und ich konsequent bei der Verlustvermeidung bin." In seinem Prévoir-Fonds hält er überwiegend deutsche Aktien, darunter auch viele Nebenwerte.
Innovativ
Komplett in Nebenwerte investiert Maximilian Thaler beim DJE Mittelstand & Innovation. Thaler hält im Portfolio nur Aktien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Grund: In diesen Ländern gibt es viele mittelständische Unternehmen, die internationale Marktführer sind. Thaler kauft zudem nur Titel, die viel Geld in Forschung und Entwicklung investieren, um neue Dienstleistungen und Produkte zu entwickeln. Damit gelang dem erst im August 2015 aufgelegten DJE-Fonds ein guter Start.
Harald Schmidt und Johannes Ries wiederum setzen bei ihrem Apus Capital ReValue auf die "Gewinner des Wandels". Dies gilt etwa für neue technologische Trends, neue Manager oder für Unternehmen, die übernommen werden sollen. Zu ihren Favoriten zählen Nebenwerte wie Software AG oder Süss Microtec, aber auch der DAX-Wert SAP.
Was die vorgestellten Europa-Fonds bei allen Unterschieden eint: Ihre Manager verfolgen konsequent ihren Stil, weichen deutlich von ihren Vergleichsindizes ab - und konnten diese damit bisher deutlich übertreffen.
Auf Seite 5: Global - Breit gestreut
Global - Breit gestreut
Das klassische Basisinvestment für jedermann sind globale Aktienfonds. Mit ihnen holt man sich neben den großen US-Konzernen auch Aktien aus aller Welt ins Depot.
Sie gehören in jedes Depot: Produkte für globale Aktien sind die Basis schlechthin für den langfristigen Vermögensaufbau mit Fonds. Und wer glaubt, dass hier ausschließlich Indexfonds Sinn machen, der irrt. Unter den aktiv gemanagten Fonds macht zwar nur ein kleiner Bruchteil mehr Rendite als der globale Aktienfonds MSCI World, der das Auf und Ab von 1653 Konzernen aus der gesamten Welt abbildet. Dieser Bruchteil der Fondsmanager lässt mit einem guten Händchen den breiten Markt aber weit hinter sich und bringt auf Dauer spürbar mehr Rendite. Vor allem 2017 konnten viele Manager glänzen. Im vergangenen Jahr hängten 135 von 346 globalen Aktienfonds in unserer Datenbank den besten MSCI-World-ETF ab - deutlich mehr als in den Vorjahren. Auf drei Jahre gerechnet waren es immerhin noch 45 Fonds, auf fünf Jahre gerechnet 36 und auf zehn Jahre 23 Anlagevehikel.
David gegen Goliath
Darunter finden sich viele kleine Fonds, die die Platzhirsche ärgern. Der Überflieger des vergangenen Jahres war der MainFirst Global Equities. Er ist erst vier Jahre jung und mit rund 200 Millionen Euro vergleichsweise klein. Mit fast 40 Prozent Plus lieferte das von Frank Schwarz gemanagte Produkt 2017 aber etwa den vierfachen Gewinn des MSCI World - und deklassierte den Zweitplatzierten Morgan Stanley Global Opportunity, der mit umgerechnet knapp drei Milliarden Euro Kapital um ein Vielfaches größer ist. Das Erfolgsgeheimnis des MainFirst-Fonds: Wie andere Produkte der Frankfurter Gesellschaft hat er ein konzentriertes Port-folio, das mit 30 bis 50 verschiedenen -Aktien auskommt. Rund die Hälfte sind IT-Konzerne. So gehören der Grafikkartenhersteller Nvidia aus den USA, der Onlinehändler Alibaba aus China, Samsung aus Südkorea sowie Keyence aus Japan - ein Spezialist für Sensoren, Messtechnik und Bildverarbeitung - zu den größten Positionen. Auf Sicht von drei Jahren musste sich der MainFirst Global Equities nur dem Morgan Stanley Global Opportunities geschlagen geben, der zusammen mit dem Allianz Global Insights von Steve Berexa zu den beständigsten globalen Fonds zählt.
Auch in der Kategorie für globale Nebenwerte stechen zwei kleine Fonds heraus, die ebenfalls mit einem Fokus auf Technologiefirmen konstant hohe Gewinne einfahren. Der erste ist der Monega Innovation. Dort investiert Thomas Kaminski schwerpunktmäßig in Aktien kleiner und mittelgroßer Tech- und Biotechfirmen, die über innovative Forschungsabteilungen und aussichtsreiche Patente verfügen. Beispiele sind der Raketentriebwerkshersteller Aerojet Rocketdyne, der Klimaanlagenspezialist Lennox International sowie der Biopharmakonzern Nektar Therapeutics.
Noch spannender ist der Siemens Global Growth. Schon wegen dessen Historie: Gemanagt wird der Fonds nämlich von der Vermögensverwaltung von Siemens, die rund 14 Milliarden Euro an Pensionsgeldern des DAX-Konzerns verwaltet. Um den Siemens-Mitarbeitern und deren Angehörigen eine professionelle Geldanlage zu ermöglichen, legte die Konzernabteilung diverse Fonds auf und machte sie allen Anlegern zugänglich. Darunter den Siemens Balanced (siehe Mischfonds) und den Siemens Global Growth. Weil Siemens bis heute auf Werbung und Vertrieb verzichtet, sind die beiden Fonds bisher nur 80 beziehungsweise 110 Millionen Euro klein.
Bei der Wertentwicklung stehen sie größeren Fonds hingegen in nichts nach. Im Gegenteil: Der Siemens Global Growth ist auf ein, drei, fünf und zehn Jahre gerechnet der beste globale Nebenwertefonds unserer Statistik und holt sich damit gleich mehrere FundAwards. Er startete im Jahr 2000 unter dem Namen SKAG Neue Märkte Welt und investiert seither in Internet-, Technologie-, Medien und Biotechaktien aus den USA, Japan und Europa. Selektiert werden diese vor allem auf Basis von Finanzkennzahlen und anderen quantitativ vergleichbaren Kriterien. Im Portfolio mischen sich kleinere Firmen wie Sosei aus Japan und Carl Zeiss Meditec mit Börsenriesen wie Apple oder Facebook. "Durch die massiven Kursgewinne sind in den vergangenen Jahren aus vielen Technologiefirmen Weltkonzerne geworden", erklärt Rainer Hackl, der mit seinem Team den Fonds managt. "Deshalb sind wir auch kein klassischer Nebenwertefonds mehr."
Leitbörse USA
Neben globalen Aktienfonds stellen wir hier auch Fonds für US-Aktien vor. Dafür gibt es zwei Gründe. Der erste: Die USA sind die globale Leitbörse, US-Aktien machen im MSCI World mit über 50 Prozent den Löwenanteil aus. Zweitens räumen Fonds von Threadneedle und Morgan Stanley derzeit viele Awards für US-Fonds ab. In den letzten ein, drei, fünf sowie zehn Jahren lieferten verschiedene Tranchen des Morgan Stanley US Growth und des Morgan Stanley US Advantage mit ähnlichen Strategien sehr gute Leistungen. Beide bieten einen Mix aus Technologie- und Konsumaktien. Auf zehn und 20 Jahre sind der Threadneedle American sowie der American Select stark. Auch dort haben - ähnlich wie in den meisten globalen Fonds - US-Technologiekonzerne wie Apple das höchste Gewicht.
Auf Seite 6: Schwellenländer - Wette auf China
Schwellenländer - Wette auf China
Asien- und Schwellenländerfonds sind eine gute Beimischung für Depots. Die besten setzen stark auf Chinas IT-Giganten, die sich fernab der Kommandowirtschaft etablieren.
Wann wird China die USA als größte Wirtschaftsnation überholen? Diese Frage steht im Raum, seitdem die Wirtschaft des 1,4-Milliarden-Volkes beinahe explosionsartig wächst. Experten vermuten, dass China in rund 15 Jahren an den USA vorbeiziehen könnte. Die Börse spiegelt diese Entwicklung allerdings noch nicht wider. Das zeigt sich am MSCI All Country World Index, der Aktien aus 23 Industrie- und 23 Schwellenländern umfasst. US-Aktien gewichtet der MSCI ACWI mit 52 Prozent, chinesische Aktien dagegen nur mit vier Prozent.
Anleger müssen sich jedoch nicht an einem Index orientieren, sondern können ihren China-Anteil mit entsprechenden Fonds selbst festlegen. Möglich ist das zum Beispiel mit dem Neuberger Berman China Equity Fund. Der lief in guten wie in schlechten Börsenphasen besser als der MSCI-China-Index und gehört deshalb auf ein und fünf Jahre gerechnet zu den besten China-Fonds in unserer Statistik. Die Fondsmanager Frank Yao und Lihui Tang investieren beim Neuberger-Berman-Fonds lediglich in etwas mehr als 30 chinesische Aktien, die im Vergleich zum MSCI China Index günstiger bewertet und profitabler sind. Zudem gewichten sie Nebenwerte höher als der Index. Auch der UBS China Opportunity überzeugte in den vergangenen fünf Jahren. Fondsmanager Bin Shi investiert dort in Marktführer, die dauerhaft wachsen. In seinem Portfolio hält er rund 60 Einzelwerte. Die drei größten Titel sind Alibaba, Ping An Insurance und Tencent. Im Vergleich zum MSCI China Index gewichtet er Pharma- und zyklische Konsumwerte besonders stark. Wichtig bei den China-Fonds von Neuberger Berman und UBS: Dort dürfen die IT-Werte Alibaba und Tencent maximal je zehn Prozent des Portfolios einnehmen, während beide Titel im MSCI-China-Index mit zwölf beziehungsweise 18 Prozent stärker vertreten sind.
Beim Fidelity Greater China Fund spielt dieser Faktor keine so große Rolle. Greater China bedeutet, dass Fondsmanager Raymond Ma Aktien aus China, Hongkong und Taiwan kauft. Derzeit haben chinesische Aktien ein Gewicht von etwa 69 Prozent, Hongkong und Taiwan sind mit je 14 Prozent gewichtet. Insgesamt hält Ma rund 110 Einzelwerte. Zu seinen fünf größten Titeln zählen AIA Group, Alibaba, die Industrial & Commercial Bank of China, Taiwan Semiconductor sowie Tencent. Seine Topwerte stammen damit aus den beiden Sektoren, die er am höchsten gewichtet: Finanz- und IT-Werte. Zudem spiegelt der Fidelity-Fonds zwei Trends wider, die für viele China-Fonds gelten: Die Fondsmanager investieren immer stärker in privat geführte Unternehmen sowie immer mehr in Chinas Internetgiganten. China sei nicht länger das Land, das andere bloß kopiere, sondern es entwickle inzwischen selbst neue Technologien, konstatiert Ma. Die Schlagworte: Big Data, Cloud Computing, künstliche Intelligenz und Robotics. Zudem verweist der Fidelity-Fondsmanager auf Chinas wachsende Mittelschicht, die mehr konsumiere und mehr Dienstleistungen bei Banken und Versicherungen nachfrage.
China, aber dosiert
Chinas Aktienmarkt ist indes nicht ohne Risiken. Auf dem "Reich der Mitte" lasten hohe Schulden und mutmaßlich viele faule Kredite, die langfristig zum Problem werden könnten. Wer deshalb dosierter in China anlegen möchte, findet alternativ breiter aufgestellte Asien-Fonds.
Zu den erfolgreichsten gehörte zuletzt der Vontobel MTX Sustainable Asian Leaders ex Japan, bei dem Fondsmanager Thomas Schaffner auch in Titel aus Südkorea, Indonesien, Indien oder Thailand investiert. Der Begriff MTX steht für Matrix und umfasst jene vier Kriterien, auf die Schaffner besonders achtet. Dazu zählen die Rendite auf das investierte Kapital, die Nachhaltigkeit und die Wettbewerbsposition der Unternehmen sowie die Bewertung der Aktien. Kurz: Schaffner sucht gute Firmen, die gut bleiben, günstig bewertet sind und nachhaltige Kriterien erfüllen.
Mit dem langfristig starken Fidelity Pacific Fund decken Anleger die Region Asien-Pazifik noch breiter ab. Fondsmanager Dale Nicholls investiert dort zusätzlich in australische und japanische Aktien, die vom Boom der benachbarten Schwellenländer profitieren. Meist hält Nicholls über 200 Einzelwerte, darunter rund 60 Prozent in Small und Mid Caps. Zudem verzichtet er oft komplett auf etliche Large Caps, derzeit zum Beispiel auf Samsung Electronics, Taiwan Semiconductor und Toyota Motors.
Asien dominiert
Vorsichtige Naturen wählen idealerweise Fonds, die weltweit in den Schwellenländern anlegen - und damit auch in Aktien aus Afrika, Lateinamerika und Osteuropa. Gleichwohl dominieren asiatische Aktien auch dort die Portfolios der besten Fonds. So hält der Comgest Magellan beispielsweise 54 Prozent in Asien, der Carmignac Emergents 57 Prozent. Und beim Goldman Sachs Emerging Markets beträgt der Asien-Anteil sogar 70 Prozent. Chinesische Aktien sind jeweils die größte Position.
Auf Seite 7: Interview - "Zwischen Angst und Gier"
Interview - "Zwischen Angst und Gier"
Frank Fischer ist Vorstandsvorsitzender und oberster Anlagestratege der Shareholder Value Management AG. In seinen Fonds verknüpft er einen strikten Value-Anlagestil mit Analysen der Marktstimmung. Bis Ende 2005 war er als Geschäftsführer von Standard & Poor’s Fund Services zuständig für Investmentfonds-Informationen und -Ratings. Nach einer Bankausbildung studierte er Betriebswirtschaftslehre an der Universität in Frankfurt. Fischer ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er ist Stifter und Vorstand der gemeinnützigen Stiftung Starke Lunge, die sich um Kinder mit seltenen Lungenerkrankungen kümmert. Seinen Anlegern hat Frank Fischer ein paar erfreulich ruhige und erfolgreiche Jahre beschert. Doch nun ist der Lenker des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen eher skeptisch.
Um "Fondsmanager des Jahres" zu werden, reicht ein einzelnes gutes Jahr nicht aus. Nur wer längere Zeit überdurchschnittliche Leistungen erbringt, darf auf den Titel des Finanzen Verlags, in dem auch BÖRSE ONLINE erscheint, hoffen. Frank Fischer ist genau das gelungen. Sein Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen konnte kontinuierlich zulegen und schwankte dabei relativ wenig. Das honorieren die Anleger: Rund 2,5 Milliarden Euro haben sie dem Fondsmanager mittlerweile anvertraut. Fischers Kombination aus einem wertorientierten Anlagestil und einer Steuerung des Marktrisikos trifft den Nerv vieler.
Wir sprachen mit dem "Fondsmanager des Jahres" über sorglose Anleger, Vernunft sowie Launen an den Kapitalmärkten - und über das langfristig erfolgreichste Anlagekonzept.
Die Aktienmärkte sind mit Schwung ins neue Jahr gestartet, doch Anfang Februar folgte Ernüchterung und die Kurse fielen. Hat Sie die Schärfe des Rücksetzers überrascht?
Frank Fischer: Nein, eine Korrektur war überfällig. Es hatte schon eine ganze Weile rumort, und trotzdem waren viele Anleger zu sorglos. Es lief 2017 einfach zu gut. Risiken wurden ausgeblendet und der Glaube an ewiges Wachstum schien unerschütterlich. Schon seit einiger Zeit sind wir davon ausgegangen, dass der Markt in den kommenden Monaten immer nervöser werden wird. Jetzt ist es so weit.
Sind Sie mit Blick auf den Rest des Jahres pessimistisch?
Nein. Nur weil wir vorsichtig sind, heißt das nicht, dass wir nicht an ein halbwegs gutes Aktienjahr glauben. Doch wir werden von der Einbahnstraße - 2017 ging es quasi kontinuierlich bergauf - auf eine Achterbahn wechseln. Die Anleger werden sich auf schmerzhafte Schwankungen einstellen müssen, die wir antizyklisch als Chancen wahrnehmen werden.
Welche Risiken sehen Sie für die kommenden Monate?
Es gibt mehrere Beispiele dafür, dass die Risiken steigen. Der Citi Economic Surprise Index und der Ifo-Konjunkturerwartungs-Index haben ihre Höhepunkte bereits hinter sich. Die Bewertungen vieler Aktien sind heute schon sehr sportlich, sodass die Gefahr von enttäuschten Hoffnungen wächst. In den USA waren Anfang des Jahres neben den Fondsmanagern sowohl die Börsenbriefschreiber als auch die Privatanleger sehr positiv gestimmt. Die Privaten haben sogar hohe Kredite zum Spekulieren aufgenommen. Das kann destabilisierend wirken, insbesondere in Zeiten von Zinserhöhungen. Die Liquiditätsverknappung in China kann zudem für eine der wichtigsten weltweiten Volkswirtschaften zu niedrigerem Wachstum führen.
Ist die steigende Inflation ein Problem?
Eine Inflationsrate von mehr als drei Prozent erhöht die Korrekturgefahr an den Aktienmärkten erheblich - und davon sind wir nicht mehr weit entfernt. Die Kapazitätsauslastung ist in einigen Ländern schon sehr hoch, und Lohnerhöhungen werden nicht nur von den Gewerkschaften gefordert, sondern auch durch die Politik unterstützt. In Japan zum Beispiel wird die Steuerlast von Firmen von 30 auf 25 Prozent reduziert, sofern die Löhne um drei Prozent erhöht werden. Zur Teuerung tragen auch die Rohstoffe bei: Neben Kupfer und Nickel steigt der Ölpreis. Zusätzlich ist auf die US-Erzeugerpreise zu verweisen, die im November um 4,3 Prozent auf ein Fünfjahreshoch gestiegen sind.
Wie gehen Sie in dieser Situation vor?
Wir haben uns schon vor der Korrektur vorsichtiger positioniert und die Aktienquote gesenkt. Im Januar hielten wir im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen etwa 35 Prozent Cash und hatten ungefähr 15 Prozent des Aktienportfolios abgesichert, um gegen Turbulenzen gewappnet zu sein. Die Absicherungen haben wir jetzt aufgelöst und dank der hohen Cashquote haben wir genug trockenes Pulver, um wieder einzusteigen. Wir sind nun im Kaufmodus.
Der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen ist Mitte Januar zehn Jahre alt geworden. Über diesen Zeitraum steht er nun in seiner Vergleichsgruppe auf Platz 1 der Renditerangliste. Wie lautet Ihr Erfolgsrezept?
Man muss an seiner antizyklischen Value-Philosophie festhalten und auch einfach mal nichts tun, wenn es zu geringe Sicherheitsmargen und keine guten Risikoprämien gibt. Genau das setzen wir in unseren Fonds um. Der erste Platz in der Vergleichsgruppe ist sehr schön und unterstreicht unser Bestreben, langfristig eine überdurchschnittliche Rendite bei überschaubaren temporären Verlusten zu erzielen. Er ist das Ergebnis von harter Arbeit und einem stringenten Value-Ansatz.
Als Value-Investor ist Ihr wesentliches Anlageprinzip: Kaufe Aktien, die Potenzial haben, billig ein. Ist das der Schlüssel zum Erfolg?
Der Value-Stil ist langfristig einfach das erfolgreichste Anlagekonzept. Meine Vorbilder sind der Vater des Value-Investings, Benjamin Graham, und der legendäre Warren Buffett. An den Aktienmärkten kommt es regelmäßig dazu, dass Unternehmen temporär unterbewertet sind. Wenn wir einen Titel ausfindig machen, bei dem wir einen Euro Unternehmenswert für 60 Cent kaufen können, schlagen wir zu.
Hauptsache billig?
Nein, natürlich reicht das nicht aus. Ich suche bei Unternehmen zusätzlich hohe Qualität. Das zeigt sich für mich vor allem in zwei Dingen: Erstens, wenn eine Firma langfristig ausgerichtet ist, was wir bei familien- oder eigentümergeführten Unternehmen häufig finden.
Warum muss ein gutes Unternehmen eigentümergeführt sein?
Wenn diejenigen, die die Geschicke einer Firma lenken, mit ihrem eigenen Geld beteiligt sind, ändert das einfach alles. Eigentümer denken langfristig und haben bei ihren Entscheidungen die nächste Generation im Blick. Angestellte Manager achten meist nur auf Quartalszahlen und deren Auswirkungen auf ihren Bonus. Unsere Anleger sind Miteigentümer der Unternehmen, und da macht sich der langfristige Ansatz sehr vorteilhaft bemerkbar. Zweitens suchen wir nach Firmen mit einem ausgeprägten strukturellen Wettbewerbsvorteil, dem sprichwörtlichen wirtschaftlichen "Burggraben um die Unternehmensfestung".
Wie sieht denn für Sie so ein unternehmerischer Burggraben genau aus?
Das bedeutet, ein Unternehmen kann sein Geschäftsmodell und damit seine Einnahmequellen gut schützen. Zum Beispiel, wenn es hohe Kosten verursacht, zur Konkurrenz zu wechseln. Nehmen wir Microsoft. Ein Unternehmen, das von Microsoft-Programmen zu Linux-Software wechseln will, müsste dafür viel Geld in die Hand nehmen, unter anderem für die Mitarbeiterschulung. Da bleibt es lieber bei Microsoft. Oder Konzerne, die eine Art Monopolstellung haben. Beispielsweise Ebay. Wer etwas Gebrauchtes im Internet verkaufen will, kommt um das Auktionshaus nicht herum. Die Konkurrenz kommt gegen diese strukturellen Wettbewerbsvorteile einfach nicht an.
Eine Besonderheit Ihres Fonds ist die regelmäßige Anpassung der Aktienquote. Ist erfolgreiches Markttiming wirklich machbar?
Einige Kapitalmarkttheorien gehen davon aus, dass an den Märkten rationale Entscheidungen getroffen werden. Doch das stimmt nicht. An den Börsen herrscht nicht Vernunft, sondern die Stimmung schwankt zwischen Angst und Gier. Die Laune der Anleger ändert sich fortlaufend, und das hat Auswirkungen auf die Bewertungen der Wertpapiere. Wir nutzen Indikatoren, die Auskunft über das Sentiment geben. Zeigen diese an, dass die Stimmung schlecht ist, erhöhen wir die Aktienquote. Ist sie euphorisch, verringern wir den Aktienanteil. Das kann man durchaus als Markttiming bezeichnen. Aber wir orakeln nicht, wann der richtige Zeitpunkt für einen Ein- oder Ausstieg ist. Wir setzen auf bewährte Erkenntnisse der Verhaltensökonomie.
Der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen war von Mai 2016 bis November 2017 geschlossen, weil Sie das hereinströmende Geld nicht mehr sinnvoll anlegen konnten. Was ist jetzt anders, dass Sie nun wieder neues Kapital annehmen?
Wir haben zwei Änderungen vorgenommen. Zum einen haben wir uns personell verstärkt. Mittlerweile kümmern sich 13 Anlageprofis um die Investments in unseren Fonds. Jetzt haben wir also die Manpower, um ein größeres Vermögen zu betreuen. Zum anderen haben wir unsere Beschränkung auf europäische Nebenwerte aufgehoben und unser Anlageuniversum ausgeweitet - sowohl regional als auch bei der Unternehmensgröße sowie moderat bei der Zahl der gehaltenen Aktien.
Hat sich dadurch das Profil des Fonds verändert?
Nein, unser Anlageprozess, nach deutlich unterbewerteten Unternehmen zu suchen, lässt sich auch auf große Standardwerte übertragen und funktioniert weiter. Und die regionale Ausweitung bezieht sich darauf, dass wir hauptsächlich in westlichen Industrieländern unterwegs sind. Die typischen eigentümergeführten Mittelständler, die ich so schätze, finde ich weiterhin am häufigsten in unserer Heimatregion. Es gibt es also keine Änderung unserer Value-Philosophie.
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Mischfonds - Gut aufgestellt
Mischfonds sind flexibel und bieten Streuung. Ihre Strategien unterscheiden sich aber, ihr Risiko ebenfalls: Die einen setzen mehr auf Anleihen, die anderen mehr auf Aktien.
Börse kann so einfach sein: Aktien für die Rendite, Anleihen für ein stetes und sicheres Einkommen, und als Zusatz noch eine Prise Rohstoffe oder etwas Gold für die Stabilität - mehr braucht er eigentlich nicht, der perfekte Mischfonds. Die Manager dieser Fonds können flexibel in verschiedene Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen investieren. Das sorgt für Streuung im Depot und somit für Sicherheit und Stabilität. Theoretisch zumindest. Denn in der Praxis hat die große Entscheidungsfreiheit oft unschöne Folgen: Investieren die Fondsmanager das Geld der Kunden zielsicher im falschen Moment in die falschen Anlageklassen und Wertpapiere, drohen hohe Verluste.
Doch es gibt Manager, denen man sich guten Gewissens ausliefern kann, weil sie sich in unserer Statistik konstant vorn halten und dafür FundAwards bekommen. Wobei die Mehrzahl - Statistiken - hier richtiger ist, da wir Mischfonds in mehrere Kategorien einteilen. Die einen haben mehr Aktien im Portfolio, bringen höhere Renditen, sind aber auch riskanter. Andere steuern ihre Aktienquote sehr flexibel. Und eine dritte Kategorie geht defensiver vor und setzt tendenziell stärker auf Anleihen. Hier sind die Renditen in der Regel niedriger als bei aktienlastigen Fonds, die Schwankungen sind es aber auch. Anleger sollten je nach Risiko, das sie akzeptieren können, die für sie passende Kategorie wählen. Gute Produkte gibt es überall.
Klassiker und Herausforderer
Unter den konstant guten aktienlastigen Mischfonds finden sich mit dem Flossbach von Storch Multiple Opportunities und dem UniRak gleich zwei deutsche Publikumslieblinge. Manager Bert Flossbach investiert in seinem Multiple Opportunities weltweit und setzt vor allem auf Aktien von Großkonzernen wie Daimler oder Nestlé. Er mischt kaum Anleihen bei, hat eine kleine Portion Gold und hält Cash, um bei Kurseinbrüchen Aktien nachkaufen zu können. Die Strategie funktioniert, langfristig ist er hier das Maß der Dinge. Der UnikRak konzentriert sich dagegen auf europäische Papiere und hält mit derzeit rund einem Drittel etwas mehr Anleihen. Auch er hat sich seit vielen Jahren bewährt.
Bei den anleihelastigen Mischfonds ist der Carmignac Patrimoine vielen Anlegern ein Begriff. Er investiert mindestens die Hälfte des Kapitals in Zinspapiere und ist für viele wohl schon ein Synonym für gute Defensive. Fondsmanager Edouard Carmignac schaffte es, fast ohne Verluste durch die Finanzkrise zu kommen, wovon er heute noch zehrt. Auf 20 Jahre gerechnet, ist das 19 Milliarden Euro schwere Produkt spitze, zuletzt schwächelte der Altmeister aber etwas.
Das zeigt schon der Vergleich mit dem Siemens Balanced, der die Kategorie Mischfonds mit Schwerpunkt Anleihen kräftig aufmischt. Der nur 110 Millionen Euro kleine Fonds investiert etwa zwei Drittel des Portfolios in Anleihen, brachte zuletzt trotzdem mehr Rendite als milliardenschwere Konkurrenten wie der Carmignac Patrimoine. Derzeit findet er sich auf drei, fünf und zehn Jahre gerechnet weit vorn in unseren Listen.
Das erklärt sich zum einen durch den Fokus auf Unternehmensanleihen. Das Managementteam um Erik Macharzina wählt die Titel auf Grundlage quantitativer Kriterien und Finanzkennzahlen aus. Etwa ein Drittel des Fonds sind in Aktien aus Industriestaaten angelegt. Der Fonds setzt auch Derivate zur Absicherung ein. Zudem trägt die extrem günstige Kostenstruktur wesentlich zur starken Rendite bei: "Wir verlangen im Moment circa 0,3 Prozent Gebühr von Anlegern, so wenig wie ein ETF", sagt Macharzina. "Das schaffen wir, indem wir mit ruhiger Hand anlegen und so Transaktionskosten vermeiden sowie auf Vertrieb und Werbung verzichten."
Während all diese Fonds global investieren, gibt es mit dem Deutsche Aktien Total Return noch ein einzigartiges Produkt, das für deutsche Anleger besonders interessant ist: Er investiert ausschließlich in deutsche Aktien und Anleihen. In seinem Portfolio liegen zum Beispiel die Aktien von Freenet, Rocket Internet oder Sixt sowie die Zinspapiere von Hapag-Lloyd. Der Fonds ließ in den letzten Jahren trotz der geografischen Beschränkung auf Deutschland die meisten globalen Konkurrenten hinter sich.
Unbegrenzte Freiheit
Eine Beschränkung auf eine einzige Region? Fondsmanager Hendrik Leber würde das zu sehr einengen. Sein Acatis Datini Valueflex teilt sich zwar mit sehr flexiblen Fonds wie dem BGF Global Allocation Fund eine Kategorie, trotzdem ist er wohl kaum vergleichbar: "Andere Mischfonds wollen die Sicherheit erhöhen, indem sie breit streuen", erklärt Leber. "Ich will dagegen nur die Rendite steigern."
Leber, den die BÖRSE ONLINE-Schwesterpublikation €uro 2017 zum "Fondsmanager des Jahres" kürte, geht volles Risiko und hat zum Beispiel aktuell fünf Prozent seines 300-Millionen-Fonds in die Kryptowährung Bitcoin investiert. Zudem kann er auf steigende und auf fallende Kurse wetten und hat zurzeit rund 78 Prozent Aktien im Portfolio, viele von kleinen Firmen wie dem Biotechunternehmen Juno Therapeutics. Das Risiko zahlte sich bisher aus: Allein 2017 machte sein Fonds 43 Prozent Gewinn, die Hälfte davon trug der Bitcoin bei.
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Rentenfonds - Auf Renditejagd
Fondsmanager, die mit Rentenfonds noch eine attraktive Rendite erzielen möchten, müssen sich etwas einfallen lassen. Einige Portfoliomanager schaffen das.
Anleihen sind sicher und bringen stattliche Erträge. Vor zehn Jahren hätte man diesen Satz problemlos unterschreiben können. Zehnjährige Bundesanleihen boten damals über vier Prozent Rendite. Zwar sind deutsche Staatsanleihen nach wie vor sicher. Ihre Rendite ist mittlerweile aber unter ein Prozent gefallen. Zieht man Inflation und Steuern ab, verlieren Anleger real mit ihnen sogar Geld. Wer mit Anleihen höhere Renditen erzielen möchte, muss deshalb zum Beispiel Einbußen bei der Zahlungsfähigkeit der Schuldner akzeptieren. Denn Schuldner mit geringerer Bonität - Ratingagenturen bewerten diese vom hochsoliden "AAA" bis zu "D" für pleite (engl. Default) - müssen höhere Zinsen bieten, wenn sie sich über Anleihen Kapital borgen.
Risiko bringt Rendite
Manager von Rentenfonds müssen also stärker ins Risiko gehen, wenn sie derzeit Rendite erzielen wollen. Martin Wilhelm und Oliver Werner vom Kieler Institut für Kapitalmarkt (IfK) gehen dieses Risiko beim Acatis IfK Value Renten ein. "Auch wir glauben, dass Aktien attraktiv sind", räumt Werner ein. "Aber was soll jemand tun, der nicht 100 Prozent seines Kapitals in Aktien halten möchte?" Für das Kieler IfK-Team ist die Antwort klar: Anleihen beimischen! Sie setzen vor allem auf Zinspapiere, die unter Wert gehandelt werden und die man oft abseits ausgetretener Pfade findet. "Wir mögen Value-Titel, die aufgrund einer Sondersituation einen Renditeaufschlag bieten", sagt Werner. Eine solche Sondersituation kann eine Übernahme sein. Derzeit halten Wilhelm und Werner etwa argentinische Staatsanleihen sowie Anleihen der Allianz und des Logistikers Hapag-Lloyd. In den vergangenen fünf Jahren erzielte der Acatis IfK Value Renten eine jährliche Rendite von 5,1 Prozent. Fortschreiben kann man diese Entwicklung allerdings kaum. Dafür sind die Zinsen mittlerweile zu tief. Derzeit bietet das IfK-Portfolio bei einem Durchschnittsrating von "BBB-" jedoch eine laufende Rendite von rund 3,8 Prozent. Das ist sehr ordentlich.
Tobias Spies vom Münchner Vermögensverwalter Huber, Reuss & Kollegen investiert beim Arbor Invest Spezialrenten ebenfalls in unterbewertete Anleihen und Sondersituationen. Derzeit hält Spies vor allem Titel aus dem Finanzsektor, weil dort noch vergleichsweise attraktive Renditen winken. Dort findet er vor allem Nachranganleihen interessant.
Bei diesen Nachranganleihen tummeln sich auch Anthony J. Smouha und Grégoire Mivelaz, die den GAM Star Credit Opportunities Fund managen. Die Besonderheit dieser Papiere: Anleger erhalten mehr Zins, gehen aber auch mehr Risiko ein, weil sie im Konkursfall erst nach den anderen Anleihegläubigern bedient würden. Zudem weist jede Nachranganleihe eigene Bedingungen auf, etwa was das Kündigungsrecht des Emittenten betrifft. Privatanleger sind hier heillos überfordert. Smouha und Mivelaz befassen sich dagegen schon seit fast 30 Jahren mit diesem Thema. Aktuell bietet ihr Portfolio eine laufende Rendite von rund vier Prozent. Abstriche bei der Bonität machen sie nicht. "Wir haben genug Krisen erlebt, um diesen Aspekt nicht zu vernachlässigen", erklärt Mivelaz.
Tom Ross und Thomas Hanson agieren beim Janus Henderson Euro High Yield Fund etwas mutiger. Sie kaufen Firmenbonds mit schlechter Bonität. Derzeit seien europäische Hochzinsanleihen hoch bewertet, sodass wenig Spielraum für Fehler bleibe, räumen sie ein. Sie betrachten sich jedoch als Stockpicker, die Einzelwerte gezielt auswählen und nicht den breiten Markt abbilden.
Exotische Nischen
Eine weitere Möglichkeit, auf den Rentenmärkten höhere Erträge zu erzielen, sind Anleihen aus Schwellenländern. Cornel Bruhin, Dorothea Fröhlich und Thomas Rutz, die den MainFirst Emerging Markets Corporate Bond Balanced Fund managen, investieren dort in Firmenanleihen. "Wir kaufen gern billig und nutzen Krisen, wollen aber nicht ins fallende Messer greifen", sagt Rutz. "Wenn wir den großen Brandherden aus dem Weg gehen und gute Titel mit hohen Zinskupons halten, sind pro Jahr sieben bis zehn Prozent Rendite möglich." Derzeit hält das MainFirst-Trio zu je 50 Prozent Titel mit guter beziehungsweise schlechter Bonität.
In der gleichen Anlageklasse ist Colm D’Rosario mit dem Pioneer Emerging Markets Corporate High Yield Bond unterwegs. Allerdings kauft er bevorzugt Firmenbonds mit "spekulativem" "BB"- und "B"-Rating, die im Schnitt höhere Renditechancen bieten. Die meisten Titel, die er derzeit hält, stammen aus Brasilien, der Türkei und Argentinien.
Bleiben Wandelanleihen als renditestarkes Bond-Investment. Sie sind ein Zwitter aus Aktien und Anleihen. Steigen Aktien, folgen sie ihnen zu zwei Dritteln nach oben. Fallen Aktien, machen sie deren Verluste nur zu etwa einem Drittel mit. So die Faustregel für Convertible Bonds, wie Wandelanleihen in der englischsprachigen Fachwelt heißen.
Besonders gut schlug sich in den vergangenen Jahren der Deka-Wandelanleihen, den Andrei Pashko seit Anfang 2010 verwaltet. Kaum schlechter war der UBS Convert Global, den Ulrich Sperl und Alain Eckmann managen.
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Kauftipps - Renditekiller meiden
Fondsanleger lassen sich in ihrem Leben durch hohe Gebühren oft Zehntausende Euro und mehr entgehen. Doch kaum jemand hat das im Blick. Wir zeigen, wo es Sparpotenzial gibt.
Sie kommen ganz unscheinbar daher: Gebühren für Anleger. Mal hier ein Prozent im Jahr, mal da fünf Prozent je Fondskauf. Was auf den ersten Blick nach Peanuts aussieht, sind in Wahrheit echte Renditekiller. Das erschließt sich jedoch erst, wenn man genauer hinschaut - und rechnet.
Beispiel Depotgebühr: Filialbanken verlangen oft ein Prozent des Depotvolumens als jährliche Depotgebühr. Macht bei einem 50 000 Euro schweren Depot 500 Euro im Jahr. Klingt erst mal nicht nach viel. Doch nach zehn Jahren sind das - wenn der Wert des Depots konstant geblieben ist - schon 5000 Euro oder zehn Prozent des Depotwerts. Unterstellt man jedoch eine jährliche Rendite des Depots von sechs Prozent, kostet die Depotgebühr unterm Strich 8561,86 Euro. Und nach 20 Jahren sind es bereits über 29 000 Euro, die verloren gehen - knapp 60 Prozent des ursprünglichen Depotvolumens.
Da lohnt ein Blick auf die Angebote von Onlinebrokern und Direktbanken. Denn viele von ihnen verlangen überhaupt keine Depotgebühr. Lediglich Comdirect, Netbank, Sparkassen-Broker und 1822direkt, die Onlinetochter der Frankfurter Sparkasse, gaben bei einer Umfrage der Redaktion unter 15 Onlinebrokern und Direktbanken an, diese Gebühr überhaupt zu erheben - mit jährlich 11,90 Euro bis 47,88 Euro ist sie dabei deutlich günstiger als bei den Filialbanken. Doch selbst diese Ausgabe lässt sich leicht vermeiden. So entfällt bei der Netbank die Gebühr von 11,90 Euro, wenn mindestens acht Wertpapier- oder vier Sparplantransaktionen im Jahr ausgeführt werden oder der Wert der Fonds und ETFs im Depot zum Jahresende mindestens 20 000 Euro beträgt. Bei den anderen Anbietern ist das ähnlich.
Etwas anders sieht es dagegen bei den Fondsbanken aus, die für Internet-Fondsdiscounter - wie AVL-Investmentfonds, Fondsdiscount, Netfonds24 oder FondsSuperMarkt - deren Kundendepots betreuen: Bei Ebase, FFB Fondsdepot und Fondsdepot Bank wird grundsätzlich immer eine Depotgebühr fällig. Jedoch beträgt auch diese höchstens 45 Euro im Jahr (siehe Tabelle). Zudem zeigen sich die Fondsbanken bei den Ausgabeaufschlägen deutlich rabattfreudiger als viele Onlinebroker.
Weniger Agio, mehr Gewinn
Das ist gut. Denn der Ausgabeaufschlag - auch Agio genannt - ist ein noch größerer Renditekiller als die Depotgebühr. Er kann selbst schönste Gewinne dahinschmelzen lassen wie Schnee in der Sonne. Angenommen, die Depotbank verlangt beim Kauf von Aktienfonds den regulären Ausgabeaufschlag von fünf Prozent und zudem ein Prozent Depotgebühr im Jahr. Schichtet ein Anleger nun einmal im Jahr das Depot um, müssen die Fonds im Depot im Schnitt jährlich etwas mehr als sechs Prozent bringen, damit der Anleger unter dem Strich keine Verluste macht. Das heißt: Sechs Prozent Fondsrendite werden so zu null Prozent Gewinn für den Anleger! Und das Jahr für Jahr! Auch nach 20, 30 oder gar 40 Jahren hat ein Depot mit beispielsweise 50 000 Euro Volumen noch immer keinen einzigen Euro zugelegt.
Wie teuer das ist, zeigt der Vergleich: Werden in unserem Beispieldepot mit 50 000 Euro Startkapital bei gleicher Wertentwicklung der Fonds weder Depotgebühr noch Agio fällig, ist es nach zehn Jahren schon 90 000 Euro wert. Macht etwas mehr als 80 Prozent Gewinn. Nicht schlecht. Doch es wird noch besser: Nach 20 Jahren ist das Depot bereits mehr als 162 000 Euro wert, nach 30 Jahren 292 000 Euro und nach 40 Jahren exakt 526 179,81 Euro. Das entspricht einem Gewinn von über 950 Prozent. Die 450 000 Euro Unterschied entstehen allein dadurch, dass nie Depotgebühr und Agio fällig wurden. Wer glaubt da noch, das seien Peanuts?
Auf Seite 11: Was Onlinebroker beim Fondshandel offerieren
Was Onlinebroker beim Fondshandel offerieren
Doch keine Sorge, Fondskauf geht auch günstig: Viele Onlinebroker und Fondsplattformen bieten Fonds mit reduziertem oder ganz ohne Agio an. Und das sowohl bei Einmalanlagen als auch bei Sparplänen. So gibt es bei der Comdirect Bank über 750 Fonds, bei denen beim Kauf via Fondsgesellschaft kein Agio anfällt, bei mehr als 12 500 ist es um mindestens 25 Prozent reduziert. Bei der Consorsbank ist bei über 7000 Fonds das Agio um mindestens 50 Prozent ermäßigt, bei mehr als 500 entfällt es komplett. Und DKB Deutsche Kreditbank, Netbank sowie Onvista Bank haben das Agio praktisch komplett abgeschafft: Sie verlangen entweder - wie die DKB - eine fixe Gebühr von 25 Euro je Order, oder sie rechnen - siehe Onvista - Fondskäufe wie normale Börsenorders ab, was dann 6,50 Euro zuzüglich Fremdkosten entspricht. Oder sie erheben - Beispiel Netbank - ein Transaktionsentgelt von 0,3 Prozent des Kurswerts, höchstens jedoch 19,50 Euro.
Zudem gibt es die Möglichkeit, den gewünschten Fonds direkt an der Börse zu kaufen, sofern er dort gehandelt wird. Vorteil: Es fällt nie Agio an. Bei einer 2500-Euro-Order schwanken die Mindestgebühren inklusive Fremdkosten bei den befragten Instituten zwischen 9,93 Euro (Onvista) und 16,65 Euro (Comdirect). Das entspricht 0,4 Prozent und 0,67 Prozent des Kaufwerts. Nachteil: Je nach Marktlage schwankt der Börsenkurs des Fondsanteils mehr oder weniger stark um den tatsächlichen Wert.
Übrigens: Völlig kostenlos sind bei Onvista Fonds- und ETF-Sparpläne, von denen sie insgesamt rund 170 offeriert. Auch bei anderen Anbietern gibt es Fonds- und ETF-Sparpläne komplett kostenlos. Jedoch ist die Anzahl der gebührenfrei offerierten aktiven Fonds meist gering. Dagegen sind teils Sparpläne auf mehrere Hundert Indexfonds völlig gebührenfrei. DKB, Flatex und Netbank verzichten bei Fondssparplänen aufs Agio, verlangen dafür aber je Sparplanausführung eine Gebühr von 1,50 Euro (DKB, Flatex) oder 0,3 Prozent des Kaufwerts, höchstens aber 19,50 Euro (Netbank). Bei der DKB sind Sparpläne auf 230 "Aktionsfonds" völlig gebührenfrei.
Bei Fondsplattformen im Internet ist das Angebot an mehr oder weniger stark rabattierten Fonds und Fondsparplänen oft sogar noch deutlich größer. So sind bei Ebase, Finvesto, FFB Fondsdepot und Fondsdepot Bank zwischen knapp 6000 und mehr als 8000 aktiv gemanagte Fonds sparplanfähig (siehe Tabelle auf Seite 9). Die meisten davon gibt es mit Rabatt aufs Agio. Bei Finvesto - der Ebase-Fondsplattform für Privatanleger ohne zwischengeschalteten Vermittler - beträgt der Rabatt generell 75 Prozent. Bei den anderen Anbietern sind auch im Rahmen von Fondssparplänen standardmäßig meist mehrere Tausend Fonds komplett ohne Agio zu haben. Jedoch variiert die Anzahl je nach Vermittler.
Noch ein Gewinnfresser
Ein weiterer, gern übersehener Renditekiller sind die Kosten, die in Fonds selbst anfallen. Bisher wurden diese mittels Total Expense Ratio (TER) - auf Deutsch Gesamtkostenquote - gemessen. Je nach Fondsart variiert diese. So werden für Aktienfonds im Schnitt etwa 1,6 bis 2,2 Prozent TER ausgewiesen, bei Rentenfonds sind es 0,9 bis 1,1 Prozent und bei Mischfonds 1,6 bis 1,9 Prozent. Doch die TER misst in ihrer bisherigen Form alles, nur nicht die Gesamtkosten eines Fonds. Das hat die britische Investmentberatung Long Cat in einer aktuellen Studie für britische Fonds gezeigt. Die laufenden Kosten sind bis zu viermal so hoch wie laut TER.
Der Grund: Bisher flossen in Großbritannien - wie auch in Deutschland - etwa Transaktionskosten nicht in die TER ein. Je nachdem, wie oft umgeschichtet wird, kommen da laut Experten nochmals Kosten von bis zu drei Prozent im Jahr zusammen. Doch seit Inkrafttreten der Finanzmarktrichtlinie Mifid II am 3. Januar 2018 müssen nun EU-weit auch all diese Gebühren berücksichtigt werden.
Problem für die Anleger: Diese Fondskosten können sie durch die Wahl ihrer Depotbank, ihres Onlinebrokers oder ihrer Fondsplattform nicht umgehen. Jedoch wird es mit steigenden Kosten für die Fondsmanager immer schwieriger, gute Renditen zu erwirtschaften. Und um Fonds mit schlechter Rendite machen clevere Anleger sowieso einen großen Bogen.