Chip-Hersteller unter Druck: Die US-Zölle könnten einige Aktien aus der Branche hart treffen. Ein paar andere Papiere haben aber noch ganz gute Karten. Wir geben einen Überblick.
Es könnte zu einer erheblichen Bürde werden: Wie die Nachrichtenagentur Reuters nach Gesprächen mit Juristen und Experten aus Amerikas Halbleiterbranche berichtet, verursachen die angedachten Zölle der US-Regierung und von China den drei großen amerikanischen Chipanlagebauern Applied Materials, KLA und Lam Research möglicherweise zusätzliche jährliche Kosten von jeweils mehr als 350 Millionen Dollar. Zur Einordnung: Für 2025 schätzen Analysten den Nettogewinn der Nummer 1 der Branche Applied Materials auf 7,5 Milliarden Dollar, bei Lam und KLA sind es rund 4,9 und 4,2 Milliarden Dollar netto. Wegen der hohen Investitionen in Fabriken (Fabs) ist das Geschäft der Halbleiterkonzerne und ihrer Zulieferer im Vergleich zu anderen Branchen am stärksten globalisiert, mit erheblichen Anteilen der Fertigung in China und allgemein in Asien.
Diese Chip-Aktien haben gut lachen
Wenn nun Chipkonzerne und ihre Zulieferer und Ausrüster wie Applied höhere Kosten durch die hart geführte Zollfehde nicht weiterreichen können, weil ihre Kunden selbst betroffen sind, müssten wohl viele Chipkonzerne ihre Prognosen revidieren.
Einige der Player sind jedoch durch die Dominanz ihrer Technologie in einer stärkeren Position. Beispiel ASML: Das Unternehmen enttäuschte zwar beim Auftragseingang im zurückliegenden Quartal, der knapp eine Milliarde Euro niedriger ausfiel als erwartet, doch ohne die modernsten Lithografieanlagen des niederländischen Herstellers ist eine beständige Verkleinerung der Strukturen von Chips für künstliche Intelligenz (KI) für Smartphones gar nicht möglich. ASML-Finanzchef Roger Dassen warnte gleichwohl vor Belastungen durch Zölle, machte aber klar, dass der Konzern höhere Kosten weiterreichen werde. Eine Erweiterung der Fertigung in Amerika sei nicht geplant.
Der größte Chipauftragsfertiger TSMC wiederum, zu dessen Technologie es ebenfalls keine Alternative gibt, lieferte starke Quartalszahlen und einen robusten Ausblick ab: über 20 Prozent mehr Umsatz und 38 bis 42 Milliarden Dollar Investitionen im laufenden Jahr, ein wesentlicher Anteil davon für US-Fabs. Belastungen durch Zölle kann der Konzern aus Taiwan leichter weiterreichen als andere.
Europäische Hersteller mit Problemen
Anders sieht es bei Europas großen Chipherstellern aus. Deren größte Kunden, die Autobranche und ihre Zulieferer, sind selbst durch Zölle belastet, was die Weitergabe der Kosten erschwert. Die Prognosen von NXP Semiconductors und STMicroelectronics (beide mit neuen Zahlen am 24. April) und Infineon (8. Mai) sind laut Bloomberg daher gefährdet.
Hinweis: Dieser Text wurde aus der aktuellen Heftausgabe von BÖRSE ONLINE übernommen (BO 17-25).
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