Der deutsche Chipkonzern Infineon ist einem Medienbericht zufolge an einem Einstieg beim japanischen Rivalen Renesas Electronics interessiert. Renesas prüfe dies, berichtete das "Wall Street Journal" am Freitag unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Personen. Die Gespräche stockten jedoch, weil die Japaner Bedenken hätten, dass Technologie ins Ausland gelangen könne. Im Raum stünden auch andere Optionen. So erwäge der von der Regierung in Tokio unterstützte Fonds, der Renesas kontrolliere, seinen Anteil in Höhe von fast 70 Prozent ganz oder teilweise zu verkaufen.
Weder Infineon noch Renesas wollten den Bericht kommentieren. Die Renesas-Aktionäre reagierten mit Käufen, die Aktien des japanischen Unternehmens schlossen am Freitag 10,8 Prozent höher. Die Infineon-Papiere stiegen in einem freundlichen Umfeld um 0,6 Prozent - wohl weil die Investoren nicht an ein solches Szenario glauben. "Die Branche befindet sich in der Endphase der Konsolidierung. Aber Renesas ist derzeit kein Teil davon", sagte ein Banker. "Ich denke nicht, dass an dem Deal etwas dran ist."
Infineon-Chef Reinhard Ploss hat wiederholt signalisiert, dass sich das Unternehmen bei Übernahmen zurückhalten werde. Auf einer Investorenkonferenz vergangene Woche räumte er allerdings ein, dass Japan eine Schwachstelle des Konzern sei. "Wenn sie uns fragen, wo wir mehr machen müssen, dann ist das Japan, und wo wir das kleinste Potenzial haben, dann ist das Japan", sagte Ploss. In dem Land erzielen die Deutschen nur sieben Prozent ihres Konzernumsatzes. "Wir sehen eine gute Möglichkeit, in Japan zu wachsen, aber das braucht Zeit." Mit Renesas konkurriere Infineon in manchen Bereichen, in anderen hingegen nicht.
Reuters