Eine Zeit der Besinnlichkeit sieht anders aus. In den Tagen um das erste Adventswochenende gab es schlechte Nachrichten Schlag auf Schlag. Erst die Meldung vom Auftauchen einer neuen Coronavirus-Variante. Die große Anzahl ihrer Mutationen lässt sowohl ein höheres Ansteckungspotenzial als auch eine geringere Wirksamkeit der verfügbaren Impfstoffe befürchten.

Die Meldung schickte am Freitag vor einer Woche die Aktienmärkte weltweit auf Talfahrt. Ebenso brach der Ölpreis ein, weil die Märkte umgehend die Möglichkeit neuer Corona-Einschränkungen und einer geringeren Ölnachfrage einpreisten. Sowohl der Aktien- als auch der Ölmarkt blieben diese Woche nervös mit hohen Kursschwankungen.

Auch das Inflationsgespenst hatte mittlerweile seinen Schrecken verbreitet. Nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamts stiegen die Preise in Deutschland im November um 5,2 Prozent. Das ist die höchste Teuerungsrate seit 29 Jahren. Zieht man die europäische Rechenweise des harmonisierten Verbraucherpreisindex heran, lag die deutsche Inflationsrate sogar bei sechs Prozent. "Teuer-Schock XXL. Unser Geld - immer weniger wert", titelte die "Bild-Zeitung" am Dienstag in gewohnt plakativer Weise.

Und auch Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, kommentiert: "Beim Blick auf die Inflationsrate könnte es einem fast schwindlig werden: Teuerungsraten in dieser Größenordnung wurden zuletzt im Zuge des Wiedervereinigungsbooms gemessen." Mit seiner Preissteigerungsrate ist Deutschland in guter Gesellschaft. Am Dienstag wurde auch für die Eurozone eine Rekordinflation von 4,9 Prozent vermeldet.

Anleger verfolgen die Entwicklung mit Sorge. Denn höhere Inflationsraten wirken sich negativ auf viele Arten der Vermögensanlage aus. Doch es gibt Mittel, um das Depot zu stabilisieren.

Verzerrter Jahresvergleich

Zunächst einmal ist festzustellen, dass die Gründe für den aktuellen Preisauftrieb vielfältig sind. "Die reduzierte Mehrwertsteuer in der zweiten Jahreshälfte 2020 verzerrt den Jahresvergleich deutlich", erklärt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt bei Union Investment. "Allein dieser Effekt macht knapp zwei Prozentpunkte der aktuell sechs Prozent aus."

Dazu kommt, so Zeuner, dass die Preise zu Beginn der Pandemie auf breiter Front ins Rutschen gerieten. "Dieser Trend hat sich nun im Zuge der wirtschaftlichen Erholung ins Gegenteil verkehrt. Als Folge schnellt die Inflationsrate nach oben", so der Ökonom. Preistreibend wirkt aktuell auch das knappe Angebot bei verschiedenen Gütern. So sind die Energiepreise dieses Jahr explodiert. Das habe nach Zeuners Analyse "ebenfalls rund zwei Prozentpunkte zur Inflation beigetragen".

Zusätzlich wird das Warenangebot durch den Mangel an Arbeitskräften in bestimmten Branchen sowie Problemen bei der Lieferkette verknappt. Fast 78 Prozent der Einzelhändler klagten im November, dass nicht alle bestellten Waren geliefert werden können. Im Oktober waren es 60 Prozent, im September 74 Prozent, wie aus Umfragen des Ifo-Instituts hervorgeht.

"Manche Stelle im Regal wird zu Weihnachten wohl leer bleiben", sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. "Noch immer ist Sand im Getriebe der weltweiten Logistik. Viele Schiffslieferungen sind verzögert", so Wohlrabe. Er erwartet Preiserhöhungen. "Mehr als zwei Drittel der Einzelhändler wollen in den nächsten drei Monaten die Verkaufspreise anheben."

Spannend wird vor diesem Hintergrund die Frage, ob in der Folge auch die Löhne in Deutschland steigen. Das könnte eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen, bei der die Inflationsentwicklung an Fahrt aufnimmt. Bisher war das nicht der Fall. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts haben die Tarifbeschäftigten in Deutschland auch im dritten Quartal des laufenden Jahres Verdiensterhöhungen deutlich unterhalb der allgemeinen Preissteigerung erhalten. Einschließlich fest vereinbarter Sonderzahlungen stiegen die Tarifverdienste um durchschnittlich 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Die Verbraucherpreise legten im gleichen Zeitraum um 3,9 Prozent zu.

Auch der jüngste Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst der Länder lässt bei Ökonomen noch nicht die Alarmglocken schrillen. "Dieser Abschluss wird keine Lohn-Preis-Spirale ins Drehen bringen", sagt etwa Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank.

Etwas angespannter stellt sich die Situation in den USA dar. Dort haben sich erst kürzlich die 10.000 gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer des Landmaschinenkonzerns John Deere zehn Prozent mehr Lohn erstreikt. Zudem sollen die Löhne jedes Quartal auf Basis der Inflation angepasst werden. Aufgrund von Entwicklungen wie dieser sollte man den US-Arbeitsmarkt in den kommenden Wochen im Auge behalten. Denn als Folge der Pandemie haben offenbar mehr als drei Millionen Menschen beschlossen, nicht mehr in den Jobmarkt zurückzukehren.

Volkswirte nennen dieses Phänomen "Great Resignation". Die Folge ist eine Erwerbsquote, die noch immer nicht so hoch ist wie vor der Corona-Krise. Schließt sich die Lücke nicht mehr, würde das Aufwertungsdruck auf die Löhne erzeugen, die Preise weiter steigen lassen und am Ende eine deutlich restriktivere Notenbankpolitik erzwingen. Jerome Powell, Chef der US-Notenbank, deutete die Möglichkeit einer rascheren Straffung der amerikanischen Geldpolitik nun bereits an.

In der Nähe des Scheitelpunkts

Die Währungshüter diesseits des Atlantiks sind dagegen entspannt. So sieht die Europäische Zentralbank unter ihrer Chefin Christine Lagarde derzeit noch keine Notwendigkeit, die Politik des billigen Geldes zu beenden. Immerhin räumte Lagarde unlängst ein, dass der Inflationsschub länger anhalten könnte als ursprünglich gedacht. Doch sie ist überzeugt: "Falls wir jetzt Straffungsmaßnahmen einleiten sollten, würde das wesentlich mehr Schaden anrichten als Gutes bewirken."

Diese Sicht wird von vielen Volkswirten unterstützt. "Der Novemberwert könnte schon der Scheitelpunkt des Inflationsschubs sein", meint etwa ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann. "Die aktuell deutliche Abwärtskorrektur bei den Ölpreisen und die unausweichlichen neuen Kontakteinschränkungen in der vierten Welle werden schon rasch preisdämpfend wirken."

Auch Ulrike Kastens, Europa-Volkswirtin bei der Fondsgesellschaft DWS, sieht den Höhepunkt der Inflationsentwicklung im November oder Dezember erreicht. "Dennoch werden die deutschen Verbraucher vor allem im ersten Halbjahr 2022 mit Raten von deutlich mehr als drei Prozent konfrontiert sein, denn höhere Preise für Gas und Strom, aber auch für Güter des täglichen Bedarfs sind bereits in der Pipeline." Kastens rechnet damit, dass nicht wenige im kommenden Jahr Reallohnverluste werden hinnehmen müssen.

Wird 2022 auch für Anleger ein verlustträchtiges Jahr? Das muss nicht sein. Denn mit den passenden Investments ist man einem Umfeld höherer Teuerungsraten nicht schutzlos ausgeliefert. Es gibt Anlageklassen und Aktienmarktsegmente, die relativ inflationsresistent sind oder gerade in einem Umfeld anziehender Teuerung an Wert zulegen.

Für Anteilscheine von Unternehmen ist eine moderate Inflation in der Regel gut. Untersuchungen der britischen Fondsgesellschaft Schroders haben ergeben, dass Aktien die Inflation in 90 Prozent der Fälle übertroffen haben, wenn diese im Durchschnitt unter drei Prozent und steigend war. Dieses Niveau ist nun zwar überschritten, aber die Erfolgsaussichten mit Aktien sind auch gut - 76 bzw. 81 Prozent -, wenn die Teuerung von einem hohen (über drei Prozent) respektive niedrigen Niveau zurückgeht. Das wird im kommenden Jahr wahrscheinlich der Fall sein.

Die Schroders-Experten haben sich auch angesehen, welche Aktiensektoren bei höherer Inflation gut abschneiden. Ganz vorn mit dabei ist die Gruppe der Immobilienaktien, der sogenannten Equity REITs (Real Estate Investment Trusts). "Sie übertrafen die Inflation in 67 Prozent der Fälle und erzielten eine durchschnittliche reale Rendite von 4,7 Prozent", schreibt Schroders-Stratege Sean Markowicz. "Equity Reits besitzen Immobilienanlagen, und durch die Weitergabe von Preissteigerungen in Mietverträgen und beim Immobilienverkauf bieten sie eine gewisse Inflationsabsicherung", resümiert er. In der Investor-Info (siehe unten) haben wir einen Fonds aufgeführt, der überwiegend auf börsennotierte Immobilienkonzerne aus den USA und Asien setzt.

Firmen mit Preissetzungsmacht

Neben Betongold bieten auch Infrastrukturaktien die Möglichkeit, das Depot vor Geldentwertung zu schützen. Konzessionen, langfristige Verträge und regulatorische Rahmenbedingungen koppeln die Erträge von vielen Infrastrukturunternehmen explizit an die Teuerungsrate. Sollte das nicht der Fall sein, verfügen viele Betreiber von Infrastruktur dank ihrer Quasimonopol-Stellungen über Preissetzungsmacht. Den besten Inflationsschutz bieten Betreiber von Mautstraßen wie die französische Vinci und regulierte Versorger.

Um Preissetzungsmacht geht es auch bei den sogenannten "Burggraben"-Unternehmen, für die wir in der Investor- Info ein ETF-Investment sowie einige attraktive Einzelwerte vorschlagen.

Wer sich einen klassischen Inflationsschutz ins Depot legen will, sollte zu Gold greifen. Weil das Edelmetall nicht beliebig vermehrbar ist wie Papiergeld, gilt es traditionell als Gegenmittel bei Geldentwertung. Einen bequemen Weg, in das Edelmetall zu investieren, bieten Exchange Traded Commodities (ETCs), wie zum Beispiel Xetra Gold.

Den Rententeil in ihrem Depot stärken und zugleich von steigenden Inflationsraten profitieren, das können Anleger mit sogenannten inflationsgebundenen Anleihen. Überwiegend werden diese Papiere von Staaten begeben. Wie bei normalen Anleihen erhalten Anleger regelmäßige Kuponzahlungen, am Ende der Laufzeit wird der Nominalwert erstattet. Das Besondere bei diesen Papieren ist, dass Nominalwert und Kupons entsprechend der Inflationsrate, für die meist der nationale Index als Richtwert gilt, angepasst werden.

Man fährt als Anleger gut mit den auch Inflation-Linkers genannten Anleihen, wenn die Inflationsrate höher ausfällt als erwartet. So hat der rechts vorgestellte ETF, der auf Inflation-Linkers der Eurozone setzt, in der Zeit nach dem Corona-Crash einen Wertzuwachs von mehr als 15 Prozent erzielt.
 


INVESTOR-INFO

Corona-Krise

Gestörte Lieferketten

Die Lieferketten vieler Unternehmen sind noch immer durch die Corona-Krise beeinträchtigt. Das betrifft vor allem die USA und die Eurozone. Zusammen mit den steigenden Rohstoffpreisen und anderen Faktoren sind die gestörten Lieferketten ein Grund für die steigenden Verbraucherpreise.

Preissteigerungen

Energie als Haupttreiber

Aus dem Preisanstieg eines durch das Statistische Bundesamt definierten Produktwarenkorbs errechnet sich die Inflationsrate. Zuletzt sind vor allem die Preise für Energie (Heizöl und Kraftstoffe, Strom und Gas) sowie Verkehr übermäßig stark gestiegen.

Preiserwartungen

Teuerung weitergeben

Derzeit wollen so viele Firmen in Deutschland ihre Preise erhöhen wie nie zuvor. Der Index der Ifo-Preiserwartungen stieg auf 45 Punkte, einen neuen Rekordwert seit dem Beginn der Umfragen. Die höchsten Werte weisen Handel und Verarbeitendes Gewerbe auf.

Ishares Gl. Infrastructure ETF

Stetige Zahlungsströme

Zur Grundausstattung einer Volkswirtschaft zählen Straßen- und Schienennetze, Airports, Häfen sowie Einrichtungen zur Versorgung mit Wasser und Energie oder Kommunikationsnetze - kurz: Infrastruktur. Investitionen in die entsprechenden Unternehmen bieten ein gutes Rendite-Risiko-Profil, denn man hat es mit planbaren und stetigen Erträgen zu tun, die in vielen Fällen an die Inflationsrate gekoppelt sind. Der ETF legt in die weltweit bedeutendsten Infrastrukturunternehmen an.

Vaneck US Wide Moat ETF

Firmen wie Trutzburgen

Unternehmen mit einem "breiten Burggraben" (engl.: wide moat) bieten eine gute Möglichkeit, das Depot inflationsresistenter aufzustellen. Unter den Begriff fallen Firmen, die so einzigartige Geschäftsmodelle und eine so starke Marktposition haben, dass sie Preissteigerungen relativ einfach an ihre Kunden weitergeben können. In den Top Ten des ETFs finden sich etwa die Google-Mutter Alphabet, der Softwareriese Microsoft oder der Finanzdienstleister Wells Fargo.

Anmerkung der Redaktion: Anleger, die in das Euro-am-Sonntag-Portfolio Burggraben Könige (engl. moat kings) investieren wollen, können sich auf www.wikifolio.com für das Euro-am-Sonntag-Moat-Kings-Zertifikat vormerken lassen. Das Zertifikat befindet sich aktuell noch in der Zulassung. Interessierte, die sich für das Zertifikat vormerken lassen, werden per e-mail informiert, wenn es investierbar ist, also die Zulassung erhalten hat. Das sollte noch im Dezember der Fall sein. Weitere Details zu Euro am Sonntag Moat Kings gibt es bei Wikifolio .

Einzelaktien und Wikifolio

Groß, schnell, dominant

Firmen mit hohen Erlösen und kontinuierlich starkem Wachstum bei Umsatz und Gewinn erwerben einen zusätzlichen Wettbewerbsvorteil. Luxuskonzern LVMH, Softwareriese Microsoft und Grafikchipentwickler Nvidia gehören dazu und sind auch im Wikifolio €uro am Sonntag Moat Kings dabei, das voraussichtlich bis Ende Dezember investierbar wird. Interessierte können sich dafür auf www.wikifolio.com vormerken lassen.

Janus H. Global Property

Renditestarke Immo-Aktien

Betongold gilt als bewährter Inflationsschutz. Trotzdem ist eine breite Streuung über verschiedene Länder und Immobiliengattungen wichtig: Während etwa die Sparten Hotels und Einzelhandel durch Corona negative Einflüsse spüren, boomt der Logistiksektor. Der Janus-Henderson-Fonds setzt auf Aktien börsennotierter Immobilienkonzerne vornehmlich aus den USA und Asien. In den vergangenen zehn Jahren erzielte er durchschnittlich über elf Prozent Rendite pro Jahr.

XTr. Eurozone infl.-Linked Bd.

Anleihen mit Aufschlag

Der ETF von Xtrackers bildet einen Bloomberg-Barclays-Index für inflationsgeschützte Staatsanleihen aus der Eurozone ab. Dieser Typ Anleihen hat in der Regel einen eher niedrigen nominalen Zinskupon. Dazu kommt ein an einen Inflationsindex gebundener Aufschlag, der in Zeiten wie diesen entsprechend höher ausfällt. In den vergangenen Jahren betrug die Wertentwicklung des kostengünstigen ETFs zwischen drei und fünf Prozent per annum. Gute Depotbeimischung.

Xetra-Gold

Risikopuffer in jeder Lage

So richtig ist Gold seinem Ruf als sicherer Hafen in den vergangenen Wochen nicht gerecht geworden. Offenbar waren für viele Investoren die Kursgewinne am Aktienmarkt zu verlockend, außerdem sind seit Herbst 2020 auch die Anleiherenditen gestiegen. Zum Spekulieren auf höhere Preise eignet sich Gold ohnehin nur bedingt. Fünf bis zehn Prozent Gold im Portfolio haben sich jedoch bewährt, als Diversifikation und Risikopuffer. Xetra-Gold ist für diesen Zweck eine unkomplizierte und kostengünstige Option.