Die Inflation in den USA fällt höher aus als erwartet. Doch was bedeutet das jetzt für die Zinsen und die Börsen? Wir verraten, warum DAX, S&P 500, Gold, Silber, Euro und Kryptowährungen verrückt spielen.
Die Inflation in den USA ist kräftig auf dem Vormarsch. Die Verbraucherpreise stiegen im August um 3,7 Prozent, nach 3,2 Prozent im Juli, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich mit 3,6 Prozent gerechnet. Die US-Notenbank Fed will den Preisdruck dämpfen und es von der Datenlage abhängig machen, ob sie am 20. September die Zinsschraube weiter anzieht oder nicht.
Die Währungshüter achten bei der Inflation auch auf die sogenannte Kernrate, bei der die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel außen vor bleiben. Diese Rate fiel auf 4,3 von 4,7 Prozent im Juli. Ökonomen hatten damit gerechnet. Die Kennziffer lässt Rückschlüsse auf die grundlegenden Inflationstrends zu und ist daher für den geldpolitischen Kurs der Fed eine wichtige Orientierungsgröße.
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat die Zinsen seit Anfang 2022 aggressiv von nahe null auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent nach oben getrieben, um die Inflation zu dämpfen und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen. Die zuletzt gestiegene Arbeitslosenquote und der abebbende Boom am Jobmarkt liefern Befürwortern einer Zinspause Argumente.
Die US-Währungshüter wollen es zudem vermeiden, die Konjunktur durch eine zu straffe Linie abzuwürgen. Fed-Direktor Christopher Waller hatte jüngst gesagt, es sehe danach aus, dass der Fed eine sogenannte weiche Landung gelingen könne - also eine tiefgreifende Rezession vermieden werden könne.
So reagieren die Börsen auf die Inflation
Vor Bekanntwerden der US-Inflation zeigte sich der DAX abermals schwächer. Er notierte 0,66 Prozent im Minus bei 15.610 Punkten. Das verrückte ist jetzt: Eigentlich müssten die Börsen fallen, weil eine höhere Inflation auf höhere Zinsen hindeuten kann und dies die Börse belasten müsste. Doch der DAX legt 20 Minuten nach den Inflationszahlen auf 16.450 Punkte.
Auch der Euro zeigte sich erneut schwächer. Die Gemeinschaftswährung verlor 0,25 Prozent auf 1,0735 Dollar. Nach den Zahlen steigt er aber auf minus 0,1 Prozent.
Dahingegen waren die US-Futures relativ stabil. Zwar eröffnen die US-Börsen erst um 15:30 deutscher Zeit, doch der Dow Jones, S&P 500 und die Nasdaq100 pendelten vor den US-Inflations-Zahlen rund um die Nulllinie.
Und während sich die Kryptwährungen Bitcoin (+1,5 Prozent auf 24.400 Euro) und Ethereum (+0,8 Prozent auf 1.495 Euro) im Vorfeld stärker zeigten, gaben Gold (-0,1 Prozent auf 1.912 Euro) und Silber (-1,1 Prozent auf 22,88 Euro) etwas ab. Gold, Silber, Bitcoin und Ethereum zeigen sich von den Inflationszahlen hingegen unbeeindruckt.
Wirklich Bewegung in den Markt dürfte dann erst die Eröffnung der US-Börsen bringen.
Eine Erklärung für die seltsame Reaktion der Börsen könnte sein, dass die Kerninflation deutlich fiel. Dies gefällt den Börsen, weil diese Kerninflation einen besseren allgemeinen trend bei der Inflation andeutet und dieser nach unten zeigt. Dies wiederum dürfte dann geringere Zinsen und damit steigende Börsen bedeuten. Ein verrücktes Potpourri.
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(Mit Material von Reuters)