Houston wächst: Zwischen 2010 und 2018 ist die Einwohnerzahl der viertgrößten US-Stadt um mehr als eine auf rund sieben Millionen gestiegen. Für die Mobilität in der wirtschaftsstarken Region am Golf von Mexiko spielt die Metropolitan Transit Authority of Harris County (METRO) eine zentrale Rolle. Bei der Steuerung eines komplexen Systems aus Bussen, Bahnen und Fahrgästen setzt dieses Unternehmen seit annähernd 20 Jahren auf die Technologie von Init Innovation.
Mit etwas Verzögerung konnte der Anbieter von Telematik-Lösungen für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) jetzt einen neuen Großauftrag in Houston eintüten - im Februar 2020 hatte Init vom METRO-Management den mündlichen Zuschlag für ein neues Ticketingsystem erhalten. Das Projekt umfasst mehr als 1700 Busse sowie 200 Fahrschein-Entwerter. Nicht nur die mögliche Ausweitung der zunächst knapp 30 Millionen Euro schweren Order ist positiv für die Karlsruher. Zudem könnte sich der Auftrag als eine Art Türöffner bei weiteren ÖPNV-Betreibern in den Staaten entpuppen.
Weltweit profitiert Init vom Wandel der Mobilität und deren Bedeutung beim Kampf gegen den Klimawandel. "Die Konjunkturprogramme in Deutschland, der EU und den USA beinhalten Pläne für den ÖPNV und insbesondere für die Nachhaltigkeit der Verkehrsinfrastruktur", stellt Robert-Jan van der Horst, Analyst bei Warburg Research, fest. Er verweist darauf, dass die Badener früh das Potenzial von strombetriebenen Bussen erkannt haben. Seit Dezember ist die entsprechende Init-Software im norwegischen Bergen im Einsatz. Sie überwacht die Elektroflotte der Stadt und sorgt dafür, dass 112 E-Busse rechtzeitig die Ladestation ansteuern. Van der Horst nennt weitere Wachstumstreiber: "Kontaktloses Bezahlen und Fahrgastzähl- und -leitsysteme sollten sich nach den Erfahrungen der Pandemie einer steigenden Nachfrage erfreuen." In der Tat hat die Steuerung der Menschenmassen an Bedeutung gewonnen.
Ausgebremst durch Pandemie
Allerdings geht Corona nicht spurlos an Init vorbei. Verzögerungen bei der Realisierung von Großaufträgen wie in Houston würgen das Wachstum ab. Vorstandschef Gottfried Greschner rechnet im laufenden Jahr mit einem stabilen Umsatz und Ergebnis. Doch bereits 2022 will er wieder auf die Wachstumsspur wechseln. Greschners längerfristige Zielsetzung sieht eine jährliche Umsatzsteigerung von durchschnittlich 15 Prozent vor.
Der am 11. Mai anstehende Quartalsbericht könnte zeigen, dass Init die Auftragsbremse nicht nur in Texas gelöst hat. Acht Tage später findet die virtuelle Hauptversammlung statt. Die dabei zur Abstimmung stehende Dividende für 2020 von 0,55 Euro je Aktie entspricht einer Rendite von 1,6 Prozent. Sie liefert ein Zusatzargument dafür, den Spezialwert auf "Kaufen" hochzustufen.