Der Stuttgarter Lkw-Hersteller kündigt eine Fusion seiner Japan-Tochter mit Toyota an. Das neu entstehende Unternehmen soll das Asiengeschäft stärken – und dürfte den Börsenwert ordentlich steigern.
Erinnern Sie sich an die Fusion von Daimler und Chrysler? Die 1998 vom damaligen Mercedes-Chef Jürgen Schrempp als „Hochzeit im Himmel“ bezeichnete Übernahme der Amerikaner, die zu einer „Welt AG“ führen sollte, scheiterte grandios, zum Schaden der Aktionäre. Auch eine Beteiligung der Stuttgarter am japanischen Autokonzern Mitsubishi im Jahr 2000 war fünf Jahre später schon wieder Geschichte. Immerhin ging diese Trennung ohne Verluste über die Bühne — und aus der gemeinsamen Zeit blieb Daimler die Lkw-Tochter Mitsubishi Fuso Truck & Bus Corporation. Damit hatten die Schwaben wenigstens im wichtigen asiatischen Markt eine Lkw-Präsenz erhalten.
Jetzt gibt die inzwischen eigenständig im DAX notierte Daimler Truck noch einmal richtig Gas und kündigte eine Allianz mit Hino Motors an, der Lastwagentochter des Toyota-Konzerns aus Japan. Dass 25 Jahre nach Daimlers Chrysler-Desaster bei der Vorstellung der japanischen Brummi-Allianz erneut die Formulierung „Fusion unter Gleichen“ fiel, sollte Anleger nicht erschrecken. Denn tatsächlich passen diesmal die Kulturen zusammen, dürften die Töchter von Toyota und Daimler eine neue, starke Familie bilden. Bisher besteht der Deal zwar nur aus einer Absichtserklärung vom vergangenen Dienstag, dafür sind aber schon etliche Details des künftigen gemeinsamen Weges vorgezeichnet worden.
Das steckt hinter dem Daimler-Truck-Deal
Die neue, auf mehrere Milliarden Euro Wert geschätzte Gesellschaft aus Fuso (Daimler) und Hino (Toyota) soll beiden Konzernen zu gleichen Teilen gehören und gesondert an der Börse Tokio notiert werden, wo die Aktien auch anderen Investoren angeboten werden. Die Mutterkonzerne wollen aber auf jeden Fall die Mehrheit an der neuen Tochter behalten, auch die bisherigen Minderheitsaktionäre der japanischen Lkw-Hersteller dürften mit im Boot bleiben.
Nippons neues Brummi-Schwergewicht dürfte nicht nur den bisherigen Marktführer Isuzu von seiner Position in der Region verdrängen, die mitgebrachten Sparten ergänzen sich auch ideal. Fuso hat seinen Schwerpunkt auf mittleren und kleinen Lkw und Transportern, die auch in Indien sowie in Portugal gefertigt werden, ist auch im Busgeschäft gut vertreten, Hino hingegen deckt die Sparte der schweren Lastwagen und Sattelschlepper ab.
Diese Chancen bringt Anlegern der Daimler-Truck-Deal
Wichtigste Triebfeder für die Fusion sind jedoch die Herausforderungen der Zukunft: Gerade der Transportbereich gilt als einer der größten Verursacher von klimaschädlichem CO2, der Druck auf die Logistiker, die Emissionen ihrer Flotten zu reduzieren, wächst stark. In Europa arbeitet Daimler Truck bereits mit Volvo Trucks an einer gemeinsamen Lösung für Elektrobeziehungsweise Brennstoffzellenantriebe. Die immensen Kosten, auch den Lkw-Transport in Asien zu dekarbonisieren, können sich Daimler und Toyota so mit ihrer Tochter teilen, das gemeinsame Know-how, etwa bei Plattformen oder Antriebssträngen, bringt zusätzliche Wettbewerbsvorteile. So ist Fuso schon länger mit seinem elektrischen Leicht-Lkw eCanter erfolgreich, Hino stellte unlängst einen Brennstoffzellen-Sattelschlepper vor. Dainler Truck hatte zwar erst im September vergangenen Jahres den Start einer eigenen Mercedes-Lastwagenprodution in China gefeiert, Partner im Reich der Mitte ist schon seit vielen Jahren der chinesische Lkw-Hersteller Foton. Doch obwohl Absatz und Umsatz von Daimler in Asien noch gestiegen waren, brach der bereinigte operative Gewinn der Sparte um 60 Prozent ein.
Branchenkenner werten die neue Japan-Connection auch als Stärkung der Position von Daimler-Chef Martin Daum gegenüber Foton, die zur staatlichen Beijing Automotive Group (BAIC) gehören. Kritiker der Kooperation mit Foton bemängten, dass Daimler sich damit noch abhängiger von chinesischen Investoren mache, schließlich hält nach dem Geely-Gründer Li Shufu (Volvo Cars) mit fast zehn Prozent auch BAIC mit rund fünf Prozent einen großen Anteil am dem DAX-Konzern. Weil im Fuso-Hauptquartier in Kawasaki schon jetzt ein Designzentrum von Daimlers globaler Lkw-Entwicklung ist, zudem auch die kleinen E-Lkw dort entwickelt werden, sparen sich die Schwaben entsprechende Investitionen in China, von der Volvo-Daimler-Kooperation profitieren die schweren Brummis von Hino. Der Daimler-Truck-Aktie kommen die verbesserten Gewinnaussichten wohl erst langfristig zugute, ein Kauf ist das Papier aber auch jetzt schon.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Daimler Truck.