Der Kurs der Kryptowährung Bitcoin ist am Dienstagmorgen um zeitweise 18 Prozent eingebrochen. Was steckt dahinter?


Kryptowährungen sind die wohl volatilste Anlageklasse überhaupt. Man sollte sich nicht über Kursschwankungen in diesem Ausmaß wundern. Wenn Kurse exorbitant steigen können, fallen sie auch entsprechend schneller, sobald der Markt umdreht. Man kann sicherlich Begründungen für die aktuelle Kurskorrektur suchen und finden. In den Medien wird vor allem auf das Vorgehen Chinas und Südkoreas gegen Miner und Spekulanten verwiesen. Aus markttechnischer Sicht ist eine Bereinigung einfach überfällig gewesen. In den letzten Monaten haben sich die Dinge überschlagen und eine Abkühlung der Kurse, sowie der spekulierenden Gemüter, ist wohl für den Markt durchaus etwas Gesundes.

Der Bitcoin hat viele Fans in Südkorea. Die Regierung denkt offenbar über ein komplettes Verbot der Kryptowährung nach. Was würde das für den Bitcoin bedeuten?


Südkorea ist in der Tat ein wichtiger Handelsplatz, wenn es um Kryptowährungen geht. Zuletzt gab es widersprüchliche Nachrichten, was die dortigen Regulierungen angeht. Ein komplettes Verbot von Währungen ist wohl in der Praxis nicht ganz so einfach. Der Flaschenhals sind oftmals die Börsen. Es ist jedoch für ein einzelnes Land unmöglich, alle Börsen zu regulieren. Einige wichtige Börsen sind zuletzt Richtung Japan ausgewichen, da dort eine freundlichere Regulierung herrscht.

Auch in China droht eine strengere Regulierung. Wie würde sich das auf den Bitcoin-Handel auswirken?


Wir haben in unserem "Crypto Research Report" (mit Demelza Hays, links im Bild) dargelegt, dass die beiden größten Risikofaktoren für Kryptowährungen rechtlicher und technologischer Natur sind. Bislang haben die Regulierungen, welche in China in den vergangenen Jahren schon eingeführt worden sind, dem Kursverlauf nicht nachhaltig schaden können. Um verstehen zu können, was hinter dem Kampf gegen Kryptowährungen steht, ist es wichtig, dass man die Bedeutung des Geldmonopols des Staates versteht: Ein ungedecktes Geldsystem ermöglicht permanente Verschuldung, welche durch Geldmengenausweitung finanziert wird. Dieses, seit der Aufhebung der Golddeckung 1971 überall vorherrschende, System gibt den Staaten extrem viel Macht, sofern die Geldschöpfung nicht von einer wirklich unabhängigen Notenbank eingeschränkt wird. Daher werden Staaten weiter versuchen, konkurrierenden Währungen das Leben schwer zu machen.

Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling sprach kürzlich von einer möglichen Regulierung in Deutschland, etwa im Verbraucherschutz oder in Steuerfragen. Wie würde sich das für deutsche Besitzer von Bitcoin auswirken?


Auch wenn man meinen könnte, dass in China die Uhren unterschiedlich ticken als in Deutschland: Wenn es ums Geldmonopol geht, gibt es Gemeinsamkeiten. Beide Staaten möchten dieses tunlichst behalten. Der Staat hat natürlich die Macht, den Haltern alternativer Währungen das Leben schwer zu machen. Wie weit er dabei gehen kann, hängt letztlich vom Volk ab. Wie Wuermeling zuletzt richtig bemerkt hat, liegt es bei Kryptowährungen nicht in der Macht einzelner Nationalstaaten, das Phänomen verhindern zu können. Die internationale Kooperation der Regulatoren wird wohl voranschreiten, um das Geldmonopol etwas zu verlängern. Was Staaten wahrscheinlich versuchen werden, ist die Rechtsunsicherheit bei Kryptowährungen zu bereinigen sowie die Gewinne "angemessen" zu besteuern. Beides wird die Community zuerst nicht begeistern. Aber auf lange Sicht ist es sicherlich von Vorteil, wenn man sich als Anleger nicht im rechtsunsicheren Raum bewegt. Gerade viele Krypto-assets der dritten Generation verhalten sich viel weniger wie Währungen als etwa Bitcoin - sondern eher als Wertpapiere. Dass der Regulator da aufmerksam und tätig wird, ist selbstverständlich.

Auf Seite 2: Kommt jetzt der Crash?





Kommt jetzt der oft prophezeite Crash oder ist der derzeitige Rücksetzer nur eine Korrektur - eine Gelegenheit zum Einstieg?


Wenn ich wetten müsste, würde ich meinen, der Rücksetzer bei den Kryptowährungen könnte durchaus noch einige Wochen anhalten. Kurzfristige Prognosen sind jedoch in Wirklichkeit recht wertlos. Aus Sicht eines Anlegers macht es unter Umständen Sinn, einen überschaubaren Anteil des Vermögens in einigen Kryptowährungen zu halten. Es gibt Kryptowährungen, welche das Potenzial haben, über ihre disruptive Technologie stark im Wert zu steigen. Man muss allerdings die Volatilitäten im Griff haben. Dies geht am sinnvollsten durch eine vernünftige Gewichtung im Rahmen einer Gesamtveranlagung. Viele der Altcoins sind jedoch im besten Fall unnütz und im schlimmsten Fall Betrug. Da werden viele mit der Zeit komplett verschwinden. Wenn man auf den derzeitigen Spekulationszug aufspringt und Altcoins tradet, muss man jedenfalls bereit sein, sein eingesetztes Kapital zu verlieren.

2017 ist der Bitcoin-Kurs um mehr als 1.300 Prozent gestiegen, notierte zeitweise bei 20.000 US-Dollar. Wie geht es 2018 weiter?


Bitcoin steht vor deutlichen Probleme hinsichtlich der Skalierbarkeit: Die Transaktionskosten sind mittlerweile für kleine Beträge nicht mehr attraktiv. Auch der Stromverbrauch der Miner ist ein Thema, das könnte bei weiterem Wachstum des Netzwerkes Schwierigkeiten geben. Andererseits ist es nach wie vor das robusteste und vermutlich zensurresistenteste Netzwerk, was schon ein wesentlicher Vorteil in dem derzeitigen Umfeld ist. Bitcoin wird daher nicht so schnell verschwinden. Auch institutionelle Investoren, welche weltweit derzeit in den Startlöchern sind, werden Bitcoin als liquideste Anlageklasse weiterhin stützen. Ein deutliches Plus auf Jahressicht ist doch deutlich wahrscheinlicher als ein Minus. Die Volatilität wird Bitcoinhaltern wohl oder übel bleiben.

Die Kursanstiege bei den Altcoins waren 2017 noch sagenhafter als bei Bitcoin. Bei Ripple etwa stand ein Plus von satten 36.000 Prozent. Derzeit befindet sich die Cyber-Devise aber im Rückwärtsgang. Was ist da los?


Ripple zählt zu einer anderen "Gattung" von Kryptowährungen als Bitcoin. Wir unterscheiden im "Crypto Research Report" zwischen Tauschwährungen, "Infrastukturwährungen" und anderen wie beispielsweise Funding Coins. Außerdem ist die Währung nicht dezentral, sondern zentral. Daher kann sie viel schneller gehandelt werden. Ripple steht stark im Rampenlicht und war kurzzeitig sogar die zweitgrößte Kryptowährung. Als in allem stehen wir Ripple aus verschiedenen Gründen eher kritisch gegenüber und würden nur maximal einen kleinen Teil des Krypto-Portfolios hier allokieren.


Zur Person: Mark Valek ist seit 2013 Partner bei der Vermögensverwaltung Incrementum in Liechtenstein. Gemeinsam mit Demelza Hays hat er im Dezember den "Crypto Research Reports" veröffentlicht, ein Schwesterbericht des bekannten "In Gold We Trust Reports".