Seit Monaten bemüht sich die Deutsche Lufthansa gemeinsam mit der Reederei MSC um die italienische Staats-Airline ITA. Nun macht der Partner einen Rückzieher, die Lufthansa müsste den großen Deal alleine stemmen. An der Börse ist man zuversichtlich, dass das gelingt. Die Lufthansa-Aktie nähert sich ihrem Jahreshoch.
Das Hin-und-Her bei der Nachfolger-Airline von Alitalia geht weiter. Die neue rechtsgerichtete Regierung will die defizitäre Italia Trasporto Aereo S.p.A., kurz ITA Airways, nun doch schnell loswerden. Zumindest die Mehrheit. Dadurch steigen die Chancen, dass die Lufthansa zum Zuge kommt. Wobei sich der bisherige Partner MSC Cruises allerdings künftig vermehrt aufs Kerngeschäft Kreuzfahrten konzentrieren will.
MSC nicht mehr an ITA interessiert
Die Reederei hat nun Medienberichte betätigt, wonach sie nicht mehr an einem Einstieg bei der italienischen Staatsairline ITA interessiert ist. Einem Insider zufolge wollte MSC gemeinsam mit der Lufthansa einen Anteil von 80 Prozent für 850 bis 900 Millionen Euro übernehmen, die Lufthansa zunächst 20 Prozent, die Reederei 60 Prozent. Ein Lufthansa-Sprecher hatte in der vergangenen Woche gesagt: "Wir sind nach wie vor an ITA interessiert."
Vor dem Rückzieher von MSC waren bereits die Verhandlungen um eine Minderheitsbeteiligung einer Gruppe unter der Führung des US-Private Equity-Fonds Certares, der von Air France-KLM und Delta Air Lines unterstützt wird, gescheitert. Nun geht es laut der Zeitung Corriere della Serra um eine Veräußerung an Lufthansa allein. Die Deutschen haben demnach Interesse an 65 bis 70 Prozent der Anteile, der Rest verbleibe im Staatsbesitz.
Lufthansa müsste wohl mindestens halbe Milliarde aufbringen
Lufthansa hatte stets betont, dass sie nur für eine echte Privatisierung zur Verfügung stehe. Laut dem Bericht hat die ITA in den vergangenen Monaten weiter an Wert verloren. Die von Lufthansa angestrebte Mehrheitsübernahme werde nun auf einen Wert von rund 600 Millionen Euro taxiert. Lufthansa und MSC hatten zuletzt ein Angebot von 850 Millionen Euro für 80 Prozent von ITA unterbreitet.
An der Börse sieht man dem ITA-Deal gelassen entgegen. Die Lufthansa-Aktie erreicht bei 7,49 Euro den höchsten Stand seit dem Verlaufs-Jahreshoch bei 7,92 Euro im Februar. Zuletzt gibt der MDax-Wert wieder leicht nach.
Einschätzung zur Lufthansa-Aktie
Charttechnisch hat sich das Bild für die Lufthansa zuletzt deutlich aufgehellt. Mit dem 'Golden Cross', bei dem die 50-Tage-Linie die 200er von unten schneidet, deutet sich in den kommenden Monaten weiteres Aufwärtspotenzial an. Mit der Übernahme der Mehrheit an der ITA würde die Fluggesellschaft im wichtigen italienischen (Urlaubs-)Markt stärker Fuß fassen. BÖRSE ONLINE hat ein Kursziel von 8,00 Euro ausgegeben. Engagierte Anleger bleiben dabei, ziehen hren Stop-Loss nun auf 6,00 Euro nach.
Auch die britische Investmentbank HSBC gibt ihre bisherige Skepsis gegenüber der Lufthansa auf und hat die MDax-Aktie heute von "Reduce" auf "Hold" heraufgestuft. Das Kursziel wurde auf 6,75 Euro angehoben. Der ab sofort zuständige Analyst Achal Kumar verwies auf die starke Bilanz und Barmittelschöpfung. Allerdings blieben die wirtschaftlichen Herausforderungen für Deutschland ein Risiko.
Die Lage der großen europäischen Fluglinien beschrieb Kumar in einer am Dienstag vorliegenden Branchenstudie als "nicht ganz so düster". Sie hätten nach einem überraschend starken dritten Quartal ihre Jahresgewinnziele angehoben. Der Fokus liege aber auf 2023. Die Geschäftsentwicklung für das kommende Jahr sei immer noch schwer vorherzusagen. Die Nachfrage-Erholung erscheine zwar deutlich, doch die entscheidende Frage bleibe, wie sich das schwache Konjunkturumfeld auswirken werde. (Mit Material von Reuters und dpa-AFX)
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Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Lufthansa.