Covid-19 war in den USA im vergangenen Jahr die dritthäufigste Todesursache nach Herzerkrankungen und Krebs. Die Sterblichkeit war bei über 85-Jährigen besonders hoch, teilte die amerikanische Seuchenbehörde CDC mit.
Landesweit gab es im Jahr 2020 3,35 Millionen Todesfälle. Davon sind 378 000 Menschen an den Folgen des Coronavirus gestorben. Inzwischen sind mehr als 586 000 Amerikaner dem Virus zum Opfer gefallen. Aufgrund der alternden Bevölkerung in den Vereinigten Staaten wird den Bestattungsunternehmern auch dann das Geschäft nicht ausgehen, wenn die Sonderkonjunktur durch die Covid-19-Welle abebbt. Im Gegenteil: In den kommenden Dekaden wird die Anzahl der Todesfälle allein wegen der demografischen Struktur weiter zunehmen.
Angesichts der durch Corona verursachten schrecklichen Lage hatte das Bestattungsunternehmen Hillenbrand aus Batesville in Indiana im vergangenen Jahr alle Hände voll zu tun. Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres, das noch im Dezember 2020 endete, erhöhte sich der Umsatz um 22 Prozent auf 693 Millionen Dollar, während Analysten nur mit 647 Millionen Dollar gerechnet hatten. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz auf vergleichbarer Basis abermals um 18 Prozent. Der Auftragsbestand kletterte per Ende März um 30 Prozent auf 1,5 Milliarden Dollar, auch das ein trauriger Rekord.
Trotz höherer Inflationsraten und entsprechend gestiegener Transportausgaben "haben unsere Teams erfolgreich proaktive Schritte unternommen, um die höheren Kosten auszugleichen", sagte Vorstandschef Joe Raver.
Eines der wertvollsten Tochterunternehmen ist die Firma Batesville mit 100 Produktions- und Vertriebsbüros, die Urnen und Särge an andere Bestatter liefert. Die Nachfrage nach Särgen bei Batesville ist laut Vorstandschef Raver stark gestiegen. Zum Sortiment gehören zudem Memorabilien an die Verstorbenen. Hillenbrand ist indes mehr als ein großes Beerdigungsunternehmen. Der Mischkonzern mit 11 000 Beschäftigten ist mit Töchtern auf der ganzen Welt breit diversifiziert. Dazu gehört etwa auch der Stuttgarter Maschinenbauer Coperion.
Im Juli 2019 schluckte Hillenbrand den Kunststofftechnikkonzern Milacron für zwei Milliarden Dollar einschließlich Schulden. Sowohl deren Heißkanal- als auch Spritzgussanlagen werden derzeit gut nachgefragt. Im Januar verkaufte Raver den Pumpenhersteller Abel Pumps an den Konzern Idex für 103 Millionen Dollar in Cash. Mit diesem Schritt will er seine Schlüsselbereiche stärken. Im selben Monat veräußerte er Red Valve für 63 Millionen Dollar in Cash. Ferner steht der Maschinenbauer Terra Source Global zum Verkauf.
Mit dem Umbau verbessert sich die finanzielle Flexibilität, die Schulden sinken. Allein im zweiten Quartal wurden 182 Millionen Dollar getilgt und 16 Millionen Dollar an die Aktionäre ausgeschüttet. Die Dividendenrendite liegt bei etwa 1,9 Prozent. Seit zwölf Jahren in Folge steigt sie schon. Die Hillenbrand-Aktie befindet sich im Höhenflug, das Gewinnvielfache von 13 ist für US-Verhältnisse äußerst attraktiv.
Weltbekannte Referenzobjekte
Der Wettbewerber Matthews International graviert unter anderem Schriftzüge auf Bronzeguss- und Granitplatten zum Andenken an die Verstorbenen. Die Schriftzüge zieren viele Grabstätten von Prominenten wie die des "King of Rock ’n’ Roll", Elvis Presley, auf seinem Anwesen Graceland in Memphis, Tennessee. Durch die höhere Zahl der Sargverkäufe gehen zur Zeit mehr Schilder weg. Darüber hinaus steigt der Verkauf von Feuerbestattungsöfen, Mausoleen und Friedhofsdenkmälern. Im ersten Quartal, das ebenfalls im Dezember 2020 endete, kam der Umsatz um sechs Prozent auf 387 Millionen Dollar voran. Im zweiten Jahresviertel erhöhte sich der Erlös um elf Prozent auf den Rekordstand von 417 Millionen Dollar.
Matthews, gegründet 1850 in Pittsburgh, ist mit ebenfalls rund 11 000 Beschäftigten in 25 Ländern aktiv. Vorstandschef Joseph Bartolacci ist angesichts der starken Cashflows zuversichtlich, die hohen Schulden von rund 800 Millionen Dollar weiter senken zu können. Er will zudem eigene Aktien zurückkaufen.
Ähnlich wie Hillenbrand expandierte Matthews in andere Branchen. Zum Konzern gehört der Verpackungsspezialist SGK, der Kunden wie Nestlé, Aldi, Lidl oder Ferrero betreut. Erst am 11. Mai kaufte Matthews in Kanada zu: Terrella Energy Systems mit Sitz in Vancouver, eigentlich ein Spezialist für Wasserstoffbrennstoffzellen, stellt auch Grafitplatten her. Durch die Übernahme des 2012 gegründeten Start-ups erhofft sich Vorstandschef Bartolacci einen Vorsprung in der Fertigungskapazität. Die Fabrik befindet sich in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona. Beim Bau von Energiespeichern und der Zulieferung der Autoindustrie will er nun schneller vorankommen.
Fast noch unentdeckt
Der Vorteil für Anleger: Die breit diversifizierten Unternehmen Hillenbrand und Matthews werden nur von vier Analysten beobachtet. Jeweils zwei raten, die Aktien zu kaufen, zwei zum Halten. Matthews kann bei der Dividende mit immerhin 2,2 Prozent Rendite punkten. Matthews hat zudem deutlich mehr Spielraum bis zum alten Höchstkurs, der im Dezember 2016 bei 77 Dollar lag.
Auf einen Blick
Bestatter
Wachstum voraus Der globale Bestattungsmarkt war 2020 rund 103 Milliarden Dollar schwer. Bis 2030 dürften es 201 Milliarden Dollar werden.