An der Börse Japan kracht es gewaltig. Doch wenige Tage später scheint das Schlimmste schon wieder überstanden. Was war da passiert? Und wie steht es jetzt um Warren Buffetts legendäre Japan-Investments? Die Chancen überwiegen das Risiko – so profitieren Sie maximal.
Es war der vorläufige Höhepunkt außergewöhnlich dramatischer Tage in Japan. Am Mittwoch, den 14. August, kündigte Premier Fumio Kishida seinen Rückzug von der Spitze der Regierungspartei LDP an — und ebnete damit den Weg für einen neuen Regierungschef. Es war dann doch der eine oder andere Skandal zu viel innerhalb seiner Regierungstruppe.
Passiert ist das gerade mal eine gute Woche, nachdem es am Finanzmarkt Tokio zu einem Beben historischen Ausmaßes gekommen war. Sowohl der breite Topix-Index als auch der Leitindex Nikkei 225 stürzten am Montag, den 5. August, binnen weniger Stunden um mehr als zwölf Prozent ab. Es war das größte Minus an einem Tag seit dem Schwarzen Montag im Jahr 1987. Tags darauf ging es dann wieder nach oben: der Topix um 9,3 Prozent, der Nikkei um 10,2 Prozent.
Drama pur. Vielleicht nicht so schrill und exzentrisch wie traditionelles japanisches Kabuki-Theater, wo es untermalt von hypnotischer Musik nur so wimmelt von Geistern und Dämonen in wallenden Kostümen und grellem Make-up — dafür aber mindestens genauso eindrücklich.
Japan – Konsumlust dank steigender Löhne – auch Dr. Jens Ehrhardt ist optimistisch
Die Geister am Finanzmarkt hat wohl die Bank of Japan (BOJ) hervorgelockt. Am 31. Juli gab man bekannt, die Leitzinsen weiter zu erhöhen und das Anleihekaufprogramm bis 2026 zu halbieren. Und das Ganze in recht harschem Ton, was eine extreme Aufwertung des Yen provozierte und wiederum eine massive Auflösung von Carry Trades zur Folge hatte. Die dann folgende Sorge um dadurch wohl sinkende Exportgewinne japanischer Unternehmen führte schließlich zum finalen Akt des Dramas — den Nikkei-Crash, der dann noch etwas schriller ausfiel, weil auch die Konjunkturdaten aus den USA verunsicherten.
Und trotzdem: Für Experten wie Kei Okamura, Anlageprofi beim Geldverwalter Neuberger Berman, liefert dies alles keinen Grund für schwindenden Optimismus. „Die Schwankungen lassen sich als Wachstumsschmerzen einer großen Volkswirtschaft im Umbruch interpretieren“, sagt er. Für ihn sind übergeordnet andere Aspekte weit wichtiger: „Es ist die ermutigende Mischung aus Reallohnwachstum, stabiler Inflation und Corporate-Governance-Reformen“, alles wichtige Faktoren, die positiv stimmen, dass Japan die Zeit der verlorenen Jahrzehnte wirtschaftlicher Stagnation hinter sich lässt.
Die steigenden Reallöhne im Juni — der erste Anstieg seit 27 Monaten — seien ein frühes Anzeichen dafür, dass sich der private Verbrauch zu erholen beginnt. Japanischen Small- bis Mid-Cap-Aktien, die den Großteil ihrer Einnahmen auf dem Inlandsmarkt erzielen, dürfte dies deutlichen Rückenwind geben.
Ein weiteres Zeichen dafür, dass die Fundamentaldaten der japanischen Wirtschaft auf gesunder Basis stehen, sind die aktuellen Quartalszahlen: 60 Prozent der japanischen Unternehmen, die ihre Gewinne für das zweite Quartal bereits bekannt gegeben haben, konnten ihre Prognosen nach oben korrigieren.
Gelassen in Sachen Japan bleiben auch alte Investment-Hasen wie etwa Fondsmanager Jens Ehrhardt. „Japan, da hat es uns erwischt“, sagt er in einem Interview mit dem „Handelsblatt“. „Aber ich war vorher von Japan überzeugt und bleibe das auch.
Der Markt wird sich erholen. Die Unternehmen dort zeigen gute Gewinnentwicklungen. Außerdem sind die Aktien nicht teuer. Im FMM-Fonds habe ich jetzt zehn Prozent Japan-Aktien.“
Milliardär Warren Buffett liebt diese Japan-Aktien
Stockt Buffett seine Investments auf? Auch Warren Buffett, der seit einiger Zeit mit Japan-Investments für Aufsehen sorgt, dürfte entspannt bleiben. Seine Holding Berkshire Hathaway hält bislang durchschnittlich je acht Prozent an den Handelshäusern Marubeni, Itochu, Mitsui, Sumitomo und Mitsubishi Corp. Die nach dem Kursrutsch jetzt günstigeren Bewertungen der Aktien sind vielleicht gar eine Chance für ihn, noch einmal nachzukaufen.
Doch ob er schnell genug ist? Kurz nach dem Crash lag das KGV dieser Aktien ungefähr wieder auf dem Niveau der Monate April bis Juni 2023, als Buffett seine Anteile aufstockte. „Es sind Schnäppchen, wenn er sie billiger kaufen kann“, kommentiert Buffett-Kenner Mineo Bito, Chef des Vermögensverwalters Bito Financial.
Marubeni und Mitsui fielen am Schwarzen Montag in Tokio mit am stärksten und verloren in der Spitze fast ein Drittel an Wert. Hintergrund ist die Befürchtung, dass ein stärkerer Yen ihre Einnahmen im Ausland schmälert. Sollte Berkshire indes beschließen, die Beteiligungen jetzt aufzustocken, dann wäre genügend Cash vorhanden. Der Bargeldbestand liegt nach dem Verkauf des Apple-Aktienpakets bei einem Rekordwert von fast 277 Milliarden Dollar. Das „Orakel von Omaha“ gab seine Beteiligungen an den japanischen Unternehmen erstmals im Jahr 2020 bekannt und wies darauf hin, dass Berkshire nicht mehr als jeweils 9,9 Prozent der Aktien erwerben würde — es sei denn, er erhielte eine ausdrückliche Genehmigung der Unternehmensvorstände.
Doch nicht nur aus dem Ausland scheint das Interesse an Japan-Aktien zu wachsen. Ein Faktor, der den Tokioter Aktienmarkt nachhaltig beleben könnte, sind nämlich neue steuerliche Anreize für inländische Anleger. Die Regierung hat das steuerfreie NISA-Programm für Privatpersonen überarbeitet, um mehr Investitionen in den heimischen Aktienmarkt zu fördern. Denn noch liegt der Anteil japanischer Haushalte, der in Aktien investiert ist, bei lediglich zehn Prozent. Das ist zu wenig verglichen mit 39 Prozent in den USA und 20 Prozent in der Eurozone. Doch das lässt viel Raum für Wachstum und damit für Kurspotenzial.
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