Eine Zahl, die seine Motivation belegt und das profunde Wissen rund um DAX und Co erklärt: 4000. In etwa so viele Meetings hat Manfred Piontke in seiner Investmentkarriere bereits mit deutschen Firmenchefs absolviert. Auch seine Managerkollegen vom MPPM Deutschland, Thomas Meyer und Volker Glaser, suchen immer wieder das direkte Gespräch mit den Verantwortlichen in einem Unternehmen, derzeit vor allem per Videokonferenz. Informationen aus erster Hand sind für die überzeugten Stockpicker entscheidend, um Marktstellung, Wachstumsaussichten sowie Kurschancen auszuloten. "Vor allem aber wollen wir verstehen, in was wir investieren", beschreibt Piontke das Anlageprinzip der Fondsboutique mit Sitz in Eppstein.

Das Universum des MPPM Deutschland Fonds umfasst 500 Unternehmen, der Selektionsprozess ist streng. Nur die 25 bis 30 aussichtsreichsten Werte schaffen es in das Portfolio. Das Chance-Risiko-Profil muss stimmen. "Wir wollen faire Wetten eingehen. Wegen der Aussicht auf ein Plus von zehn Prozent riskieren wir nicht eine Downside von 40 Prozent", erklärt der Experte. Weniger wichtig sind den Fondslenkern Branchenherkunft oder Marktkapitalisierung eines Unternehmens. Bislang haben sie meist richtig entschieden. Allein in den vergangenen drei Monaten legte der Fonds um mehr als 30 Prozent zu. Innerhalb eines Jahres erzielte er rund 22 Prozent.

Doch was ist, wenn sich ein Geschäftsmodell nicht auf Anhieb erschließt - etwa von Unternehmen, die mit dem digitalen Wandel Geld verdienen wollen? Verzichten die Manager in einem solchen Fall auf ein Engagement? "Nein, wir beißen uns dann rein", erklärt Piontke. Die Mühe lohnt sich. Immer wieder identifiziert das Managementteam Aktien, die stark laufen. Wie zum Beispiel Niiio Finance Group. Das Unternehmen bietet Banken Softwarelösungen an. Seit Kauf im Januar dieses Jahres legte der Titel um über 60 Prozent zu. Auch der Einstieg bei EQS spielt Gewinne ein. Die Aktie des Technologieanbieters für die Bereiche Digital Investor Relations, Corporate Communications und Compliance legte seit Aufnahme ins Portfolio um 40 Prozent zu.

Neben Internetwerten finden sich im Portfolio auch Unternehmen, die der "Old Economy" angehören wie beispielsweise Helma Eigenheimbau oder K + S. Die Haltedauer solcher Werte ist in der Regel lang.

Das Verständnis des Geschäftsmodells ist jedoch nur ein Teil des umfassenden Auswahlprozesses. Jeder Kaufentscheidung geht die intensive Beschäftigung mit den Bilanzkennzahlen des Unternehmens voraus. Anhand von Kennziffern wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Cashflow, Buchwert oder Return on Capital Employed ermitteln die Manager für jede Aktie einen fairen Wert. Evotec oder Shop Apotheke haben diesen bereits überschritten. Seit dem Einstieg legten die Aktien jeweils um über 200 Prozent zu. Das Momentum hält an, dennoch baut das Fondsmanagement Positionen konsequent ab.

Cash für den Einstieg

Wie auch viele andere Fonds hatte der MPPM Deutschland in den mittlerweile insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard investiert. "Wir konnten uns die Dimension der Verfehlungen bei einem DAX- Unternehmen nicht vorstellen", erklärt Piontke. Doch der MPPM Deutschland kam mit einem blauen Auge davon. "Wir haben noch mit Gewinn verkauft."



Um den Fonds erfolgreich steuern zu können, analysieren die Manager auch die allgemeinen Marktentwicklungen. Das Fazit fällt derzeit nur bedingt positiv aus. "Wir teilen den aktuellen Corona-Optimismus nicht; die Gewinnschätzungen etwa in der Automobilbranche für das laufende Jahr fallen unserer Meinung nach zu hoch aus." Die Fondslenker halten derzeit eine Cashquote von rund elf Prozent. Die Mittel werden eingesetzt, wenn sich im Zuge von Schwankungen wieder günstige Gelegenheiten ergeben. Anspruch der Fondsmanager ist es, in diesem Jahr zweistellig zuzulegen. Das Ziel haben sie Mitte Februar schon erreicht.