Die Milliarden-Schäden durch Hurrikan "Ian" wurden beim weltgrößten Rückversicherer Munich Re durch den starken US-Dollar im dritten Quartal deutlich abgefedert. Im laufenden Quartal helfen die guten Ergebnisse der Erstversicherungs-Tochter Ergo, dass der Konzern seine Gewinnziele erreicht. Die Munich Re Aktie gehört am Dienstag zu den größeren Gewinnern im Dax. Das alte Allzeithoch ist nicht mehr weit.
Während der Konzern wegen des Wirbelsturms in den USA eine Belastung von 1,6 Milliarden Euro verbuchte, brachte vor allem der starke Dollar im Verhältnis zum Euro Währungsgewinne von fast 850 Millionen Euro. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 527 Millionen Euro und damit fast anderthalbmal so viel wie ein Jahr zuvor, wie der Dax-Konzern am Dienstag in München mitteilte. Im vierten Quartal sollen vor allem positive Sondereffekte in der Kapitalanlage dazu führen, dass die Munich Re in diesem Jahr wie geplant einen Gewinn von 3,3 Milliarden Euro erreicht.
Dabei baut der Vorstand auch auf gute Ergebnisse der Erstversicherungstochter Ergo. Das Unternehmen aus Düsseldorf verdiente im dritten Quartal 446 Millionen Euro, mehr als dreimal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Das lag neben einem positiven Währungsergebnis vor allem an einem Sondereffekt in der deutschen Lebens- und Krankenversicherung. Die Munich Re hatte Eckdaten zum Quartal und eine Schätzung der Hurrikanschäden bereits im Oktober veröffentlicht.
Die Münchener Rück braucht die Erstversicherungs-Tochter Ergo und Extra-Gewinne aus Kapitalanlagen, um den angepeilten Gewinn in diesem Jahr zu schaffen. "Auch wenn Hurrikan Ian und das wirtschaftliche Umfeld es deutlich schwerer machen, halten wir unser Jahresziel von 3,3 Milliarden Euro weiter fest im Blick", sagte Finanzvorstand Christoph Jurecka am Dienstag. Es werde aber "deutlich schwerer zu erreichen" sein.
Hohe Zinsen sichern Konzern-Gewinnziel
Der weltgrößte Rückversicherer sei auf erwartete Sondereffekte vor allem in der Kapitalanlage angewiesen, die das Ergebnis im vierten Quartal aufbessern sollen. Der Hurrikan, der im US-Bundesstaat Florida und benachbarten Regionen im September Schäden von rund 60 Milliarden Dollar angerichtet haben dürfte, schlägt bei der Münchener Rück mit 1,6 Milliarden Euro zu Buche.
Nach neun Monaten hinkt der Rückversicherer daher mit einem Nettogewinn von 1,9 (Vorjahreszeitraum: 2,1) Milliarden Euro etwas hinter dem Vorjahr her. In der Rückversicherung schrieb die Münchener Rück trotz der Hurrikan-Schäden im dritten Quartal mit 81 (232) Millionen Euro unter dem Strich noch schwarze Zahlen, weil in der Lebens-Rückversicherung weniger Corona-Schäden anfielen. In der Schaden- und Unfall-Rückversicherung rechnet die Münchener Rück im Gesamtjahr bei einer Schaden-Kosten-Quote von 97 Prozent mit operativ schwarzen Zahlen. Die Quote dürfte allerdings drei Prozentpunkte schlechter ausfallen als bisher erwartet.
Ergo wirft mehr Gewinn ab
Die Rückversicherung soll in diesem Jahr auf 2,5 Milliarden Euro Gewinn kommen, das sind 200 Millionen weniger als gedacht. Der Erstversicherer Ergo soll im Gegenzug 200 Millionen Euro mehr Gewinn abwerfen. Das ergibt sich aus einem Bilanzierungseffekt in der Leben-Sparte infolge der steigenden Zinsen.
Wegen der steigenden Preise in der Rückversicherung rechnet die Münchener Rück mit deutlich höheren Beiträgen als bisher. Die Bruttobeiträge in der Rückversicherung sollen mit rund 48 Milliarden Euro um drei Milliarden höher ausfallen als geplant. Im Konzern wird mit 67 (bisher 64) Milliarden gerechnet.
Munich Re-Aktie im Aufwind
Die Aktie von Munich Re gewinnen am Dienstag-Vormittag mehr als zwei Prozent auf 277,40 Euro und gehört damit zu den Tagessiegern im Dax. Analysten lobten das Zahlenwerk des Versicherers.
Einschätzungen zur Aktie von Munich Re
Das Analysehaus Jefferies hat die Einstufung für Munich Re nach den endgültigen Quartalszahlen auf "Buy" mit einem Kursziel von 280 Euro belassen. Der Rückversicherer habe vor allem vom Geschäft mit Lebensversicherungen auf dem Heimatmarkt profitiert, schrieb Analyst Philip Kett in einer aktuellen Studie. Das sei verständlich angesichts höherer Anleiherenditen.
Deutlich optimistischer ist JPMorgan. Die US-Bank hat die Einstufung für Munich Re auf "Overweight" belassen und prognostiziert ein Kursziel von 325 Euro. Die Solvabilität des Rückversicherers bleibe stark, schrieb Analyst Kamran Hossain am Dienstag. Gegenwärtig stünden die Vorzeichen auf steigende Preise für Rückversicherungen im kommenden Jahr. Hiervon dürften die Münchener profitieren.
Auch BÖRSE ONLINE ist zuversichtlich für die Münchener Rückversicherung gestimmt. Wenn die Widerstandszone oberhalb von 280 Euro überwunden wird, dürfte die Munich-Re-Aktie auch das bisherige Allzeithoch vom Februar 2020 bei 284,20 Euro in Angriff nehmen. Das zuletzt ausgegebene Kursziel liegt bei 330 Euro. Engagierte Anleger bleiben natürlich dabei.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Munich Re.
(Mit Material von Reuters und dpa-AFX)