Die wichtigste Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom glänzt mit guten Quartalszahlen. T-Mobile US hat im zweiten Quartal mehr verdient als erwartet und wird nun auch fürs Gesamtjahr optimistischer. Die Analysten von J.P.Morgan bestätigen ihren guten Ausblick. Die T-Aktie rutscht im frühen Freitags-Handel dennoch ab. Die Hintergründe.
Der Telekomanbieter T-Mobile US hat auf dem hart umkämpften US-Markt im zweiten Quartal unter dem Strich 2,2 Milliarden Dollar verdient und ist damit wieder profitabel. Im Jahr zuvor hatten hohe Kosten im Zusammenhang mit der Sprint-Fusion das Unternehmen noch in die roten Zahlen gerissen. Der Serviceumsatz kletterte um 2,8 Prozent auf 15,7 Milliarden Dollar und fiel damit in etwa aus wie erwartet.
Bei den Vertragsneukunden verzeichnete T-Mobile US nach Abzug von Kündigungen fast 1,6 Millionen mehr und damit deutlich mehr als von Fachleuten erwartet. 760.000 davon entfielen auf Mobilfunk-Verträge – der höchste Wert eines zweiten Quartals in den vergangenen acht Jahren und deutlich mehr als das, was die Wettbewerber Verizon und AT&T in den Tagen zuvor gemeldet hatten.
Sprint-Übernahme beginnt zu wirken
Nach dem überraschend guten Quartal will die wichtige Tochter der Deutschen Telekom im laufenden Jahr noch eine Schippe drauflegen. Neben einer höheren Zahl an Neukunden schaut Unternehmens-Chef Mike Sievert auch beim operativen Ergebnis etwas optimistischer in die Zukunft. Bereits jetzt machen sich die Synergien aus der Fusion mit dem kleineren Konkurrenten Sprint deutlich positiv in der Bilanz bemerkbar.
Wie die Telekom-Tochter am Vorabend mitteilte, dürfte sie 2023 zwischen 5,6 und 5,9 Millionen Vertragskunden neu von sich überzeugen. Bislang rechnete Sievert mit 5,3 bis 5,7 Millionen Verträgen mehr. Auch beim operativen Gewinn ohne die Verzerrung durch die Endgeräte-Vermarktung (ber Core Ebitda) wurde der Manager etwas optimistischer. Bei der Kennziffer handelt es sich um das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ohne Finanzierungsprogramme, die T-Mobile bei der Integration der ehemaligen Sprint-Kunden übernommen hatte.
Auf das Gesamtjahr dürften sich die Synergien mit der übernommenen Sprint positiver auswirken und sich nun am oberen Ende der bisherigen Spanne von rund 7,5 Milliarden Dollar (6,8 Milliarden Euro) einpendeln.
Unterdessen hält Sievert bereits Ausschau nach neuen Wachstumsfeldern, nachdem die Entwicklung auf dem Mobilfunkmarkt allmählich an Dynamik verliert. T-Mobile fokussiert sich darauf, Internet-Kunden zu Hause mit Internet zu versorgen. Dabei nutzt das Unternehmen seinen Vorsprung bei der 5G-Abdeckung und kann damit auch ländliche Gebiete erreichen. Im abgelaufenen Quartal kamen 509.000 Neukunden hinzu und damit mehr als von Analysten gedacht. Insgesamt zählt T-Mobile mittlerweile rund 3,7 Millionen Internetkunden und damit etwa halb so viel wie es im Jahr 2025 sein sollen.
An der Börse wirkten sich die guten Zahlen von T-Mobile US zunächst nicht in Kurssteigerungen aus. Im Gegenteil: Die T-Mobile-Aktie rutschte im nachbörslichen US-Handel um etwa zwei Prozent ab, weil der Markt mehr Umsatz erwartet hatte. Auch die T-Aktie knickte im frühen Xetra-Handel leicht ein, hat sich aber mittlerweile ins Plus vorgearbeitet und notiert am Freitag-Mittag bei 19,85 Euro.
Analyst bleibt zuversichtlich
Das Unternehmen war im vergangenen Jahr der Wachstumstreiber der Bonner Mutter. Jeweils rund zwei Drittel der Erlöse und des operativen Gewinns steuerte die US-Sparte zum Konzernergebnis der Deutschen bei.
Die US-Bank J.P.Morgan hat die Einstufung für die Telekom-Tochter auf "Overweight" mit einem Kursziel von 200 Dollar belassen. Analyst Philip Cusick attestierte dem Mobilfunk-Konzern in einer am Freitag vorliegenden Reaktion starke Quartalsergebnisse. Mit der leichten Prognoseerhöhung sei die bullische Anlagestory intakt. Cusicks unverändertes Kursziel gilt jetzt aber bis Ende 2024 statt bisher Ende 2023.
Positive Auswirkungen der Neugewichtung von Nasdaq 100
Sein Kollege Akhil Dattani rechnet zudem damit, dass im Herbst ein neuer Aktienrückkauf starten dürfte und damit erst später als von einigen Anlegern erhofft. Bislang hat die Deutsche-Telekom-Tochter rund 83,5 Millionen Aktien für 11,8 Milliarden Dollar zurückgekauft, 3,5 Milliarden Dollar davon allein im abgeschlossenen Quartal. Bis Ende September kann T-Mobile noch 2,2 Milliarden Dollar für weitere Aktienrückkäufe ausgeben.
Auch für die Deutsche Telekom bleibt Dattani zuversichtlich. Der J.P.Morgan-Analyst beließ die Einstufung auf "Overweight" mit einem Kursziel von 29,50 Euro – vom aktuellen Niveau aus betrachtet ein Potenzial von fast 50 Prozent. Die Zahlen von T-Mobile US hätten die Erwartungen im zweiten Quartal leicht übertroffen, schrieb er in einer aktuellen Studie.
Die Aktie der Deutschen Telekom zählt zu einem kleineren Anteil auch zu den Gewinnern der Neugewichtung des Nasdaq 100. Grund dafür ist, dass T-Mobile US nun mit einem Anteil von etwa einem Prozent auf Rang 20 des Nasdaq 100 rangiert.
BÖRSE ONLINE hält sowohl die T-Aktie als auch die T-Mobile-Aktie längerfristig für kaufenswert – auch wenn sich die Chartsituation zuletzt etwas eingetrübt hat.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Telekom.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Telekom.