Nestle verspricht sich von dem Deal eine Basis für weiteres Wachstum in Nordamerika und auf anderen Märkten in aller Welt. "Mit Starbucks, Nescafe und Nespresso führen wir drei herausragende Marken der Kaffeewelt zusammen", erklärte Nestle-Chef Mark Schneider. Kaffee ist einer der Geschäftsbereiche, den der ehemalige Fresenius-Chef nach seinem Wechsel an die Spitze des weltgrößten Lebensmittelproduzenten zum Wachstumsfeld auserkoren hatte. Starbucks-Chef Kevin Johnson betonte: "Dieser Zusammenschluss im globalen Kaffeegeschäft wird durch die Reichweite und den Ruf von Nestle das Starbucks-Erlebnis Millionen weiteren Menschen weltweit nahebringen."

Die Transaktion soll bis zum Jahresende abgeschlossen werden und ab kommendem Jahr gewinnsteigernd sein, erklärte Nestle. Das Starbucks-Geschäft steht für einen Jahresumsatz von zwei Milliarden Dollar. Nestle wird neben dem Kaufpreis zudem Lizenzgebühren an Starbucks zahlen.

An der Schweizer Börse kam der Deal gut an. Mit seinem drittgrößten Zukauf sichere sich Nestle eine starke Marke zu einem recht vernünftigen Preis, erklärte Bernstein-Analyst Andrew Wood. Nestle-Aktien stiegen um ein Prozent. Die Titel von Starbucks legten im vorbörslichen US-Handel knapp drei Prozent zu. Der Konzern aus Seattle erfreute seine Anleger außerdem mit der Ankündigung, bis zum Ende des Geschäftsjahres 2020 etwa 20 Milliarden Dollar in Form von Aktienrückkäufen und Dividendenzahlungen auszubezahlen.

KONSOLIDIERUNGSWELLE ROLLT - JUNGE STEHEN AUF SPEZIALITÄTEN



Nestle mit Sitz in Vevey am Genfersee ist im Geschäft mit warmen Getränken bereits heute weltweit die klare Nummer eins und erwirtschaftet Analysten zufolge mehr Umsatz als die fünf nachfolgenden Anbieter zusammen. Dennoch holen die Rivalen auf. So brachte die Beteiligungsgesellschaft JAB Holdings der deutschen Milliardärsfamilie Reimann, mit einer ganzen Reihe von Übernahmen wie Douwe Egberts, Peet's Coffee & Tea und Keurig Green Mountain eine Konsolidierungswelle ins Rollen, die nach Meinung von Experten anhalten dürfte. Hintergrund seien die veränderten Konsumgewohnheiten der jüngeren Kunden, die mit Starbucks aufgewachsen seien und kleinere Marken bevorzugten. Für exotische Bohnen und andere Spezialitäten seien sie bereit, tiefer in die Tasche zu greifen, damit die Anbieter höhere Margen einstreichen könnten als bei Standard-Nahrungsmitteln.

Auch Nestle ist auf diesen Zug aufgesprungen. So kauften die Schweizer die texanische Chameleon Cold-Brew und eine Mehrheit an der kleinen, aber gehobenen Kaffeehaus-Kette Blue Bottle Coffee. Der italienische Kaffeeriese Lavazza hat nach eigenen Angaben Übernahmeangebote sowohl von Nestle als auch JAB in der Vergangenheit zurückgewiesen.

Nestle übernimmt im Zuge der Transaktion rund 500 Starbucks-Beschäftigte. Die Sparte soll in Seattle beheimatet bleiben. Vermögenswerte, etwa Produktionsstätten, werden im Rahmen der Transaktion nicht übertragen. Nestle könnte künftig aber die Herstellung für Starbucks in Märkten übernehmen, in denen die Amerikaner nicht vor Ort sind. Zudem planen die beiden Firmen eine enge Zusammenarbeit bei Produktentwicklung und Markteinführung.

rtr