Heizölkäufer müssen derzeit wieder tief in die Tasche greifen, obwohl der Rohölpreis zuletzt gesunken ist. Während der als Produkt sehr ähnliche Treibstoff Diesel seit Wochen billiger wird, bewegen sich die Heizölpreise aufwärts, wie aus Zahlen des Portals Esyoil hervorgeht. Am Freitag meldete es beim Kauf von 3.000 Litern einen durchschnittlichen Preis für 100 Liter von 153,80 Euro - ein Drei-Monats-Hoch. Am 6. Juli kostete der Liter Heizöl im Schnitt noch weniger als 140 Euro.

Ganz anders bei Diesel: Laut ADAC-Daten sank der Preis für den Kraftstoff seit Mitte Juni um etwa 15 Cent pro Liter. Als wichtigster Treiber beim Rückgang des Diesel-Preises gilt der gesunkene Erdölpreis. Hatte die für Europa wichtige Nordsee-Ölsorte Brent Anfang und Mitte Juni noch um die 120 Dollar pro Fass (159 Liter) gekostet, lag sie am Montag-Morgen bei 97 Dollar.

Nachfrage nach Heizöl steigt


Warum dieser Rohöl-Rückgang beim Heizöl nicht angekommen ist, ist nicht klar. Eine Möglichkeit wäre eine steigende Nachfrage: Nach Angaben des Wirtschaftsverbands Fuels und Energie stellen zahlreiche Betriebe aus Angst vor ausbleibenden Gas-Lieferungen derzeit auf Heizöl um ("Fuel Switch"). Insbesondere die Unternehmen, die sowohl mit Gas als auch mit Öl arbeiten können, ordern derzeit verstärkt Heizöl.

Auch die Internationale Energieagentur (IEA) sieht eine Verschiebung von Gas zu Öl. Die im Zuge des Ukraine-Kriegs verursachte Gas-Krise mit einem starken Preisanstieg für Erdgas habe dazu geführt, dass Industrieunternehmen und Kraftwerke ihre Anlagen verstärkt mit Öl betreiben, heißt es im jüngsten Monatsbericht. Auch die kommende Gas-Umlage dürfte zu mehr "Öl-Fans" führen.

Niedrigwasser im Rhein erhöht Frachtkosten


Hinzu kommt das Niedrigwasser im Rhein. Schon seit Wochen können Schiffe wegen des Niedrigwassers nur einen Bruchteil des Heizöls transportieren, das sie üblicherweise an Bord haben. Die Frachtpreise für Schiffe haben sich wegen der hohen Nachfrage in den vergangenen Wochen verdreifacht.

Mitten in der Energiekrise könnte der Rhein möglicherweise bald ganz unschiffbar werden - und Energie noch knapper und teurer werden. Nach Einschätzung von Hans-Heinrich Witte, Präsident der Wasserstraßen- und Schiffsverwaltung des Bundes, wird Deutschlands wichtigste Wasserstraße aber trotz der aktuellen Dürre voraussichtlich befahrbar bleiben. Theoretisch sei die Einstellung des Schiffsverkehrs möglich, "aber ich halte es nicht für wahrscheinlich", so Witte.

Ölhändler des vor allem vom Niedrigwasser betroffenen Südwesten Deutschlands versuchen derzeit, Heizöl aus dem Norden per LKW herbei zu schaffen. Dort ist das begehrte Gut deutlich günstiger (siehe esyoil-Grafik mit Durchschnittspreisen vom 14.08.22). Allerdings stehen derzeit sowohl LKWs als auch Fahrer nicht in ausreichender Menge zur Verfügung. Die Preise für Heizöl werden sich daher wohl nicht schnell wieder abwärts bewegen.

mmr mit dpa und rtr