Stattdessen gab es lediglich Empfehlungen, die von den Schweden allerdings weitgehend beherzigt wurden. Unabhängig davon, ob dieser Weg richtig oder falsch war, der Wirtschaft schadete Schwedens Weg nicht. Das zeigt sich auch am schwedischen Leitindex: Der OMX Stockholm 30 (OMX 30) kennt seit dem Höhepunkt der Pandemie im Frühjahr 2020 nur - kurze Korrekturphasen inklusive - eine Richtung, nordwärts.
Robuste Performance des OMX-30
Im bisherigen Jahresverlauf übertraf der Ende September 1986 eingeführte OMX Stockholm 30 hinsichtlich seiner Performance so renommierte Indizes wie den DAX, S&P 500 oder den Nikkei. Konkret bedeutet dies: Seit Januar stieg der OMX 30 um rund 28 Prozent auf ein Allzeithoch von zwischenzeitlich rund 2.405 Punkten. Der Nikkei machte im gleichen Zeitraum in etwa 4 Prozent, der DAX circa 15 und der S&P 500 rund 20 Prozent an Boden gut. Seit dem Tief im März vergangenen Jahres konnte der schwedische Leitindex sogar um mehr als 80 Prozent zulegen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 19 ist der OMX 30 nun aber kein Schnäppchen mehr. Zum Vergleich: Das KGV des Dow Jones liegt bei 24 oder das des DAX bei 15. Dennoch scheint die Bewertung angesichts der Perspektiven der schwedischen Wirtschaft und der Unternehmen nicht übertrieben hoch.
Impulse für den OMX 30
Impulse für das schwedische Börsenbarometer und die darin enthaltenen Werte dürften nicht zuletzt auch aus der Branchengewichtung des Index kommen: 36 Prozent des OMX 30 sind Industrieunternehmen wie etwa AtlasCopco oder Volvo, 22 Prozent stammen aus dem Finanzwesen wie Investor AB, Swedbank oder Svenska Handelsbanken und 13 Prozent sind Technologiekonzerne wie etwa ABB, Ericsson oder Electrolux. Hinzu kommen Pharmawerte wie AstraZeneca oder der Handelsriese Hennes & Mauritz. Allesamt Sektoren mit einem hohen Exportanteil, die vom Abflauen der Pandemie und dem Anstieg der weltweiten Konjunktur profitieren. Dies kommt Schwedens Unternehmen stark entgegen, erzielen schwedische Konzerne im Schnitt doch gerade mal rund 12 Prozent ihrer Umsätze im Inland.
Politische Vorgaben stützen OMX 30
Profitieren könnte der Stockholmer Leitindex zudem von der robusten Wirtschaftsentwicklung im Inland. Die OECD rechnet in diesem Jahr mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von annähernd 4 Prozent und für 2022 mit einem Plus von rund 3,5 Prozent. Das schwedische National Institute of Economic Research geht sogar von einem Wachstum von 4,7 Prozent in diesem Jahr aus. Im vergangenen Jahr war das BIP um 2,8 Prozent gesunken.
Dem OMX 30 und den darin enthaltenen Werten spielt aber auch die gesetzliche Aktienrente in Schweden in die Hände. Grund: Das Rentenmodell in Schweden enthält eine staatliche Grundrente, die ergänzt wird durch eine Betriebsrente und eine private Altersvorsorge. 2,5 Prozent des Bruttoeinkommens müssen die Schweden in Vorsorgefonds abführen. Dabei können sie zwischen dem staatlichen AP7-Fonds und anderen Fondslösungen wählen. Die Fondsprodukte investieren zu hohen Anteilen in die globalen Aktienmärkte, aber auch in den größten skandinavischen Aktienmarkt selbst.
OMX 30 zu Unrecht unter dem Anlegerradar
Für europäische und deutsche Anleger sind Aktienmärkte wie der OMX 30 häufig von geringerer Bedeutung. Zu Unrecht. Denn: Zahlreiche positive Aspekte dürften für ein Investment in den schwedischen Markt sprechen - etwa die robuste Inlandswirtschaft, die niedrige Volatilität der Währung, die starke Exportneigung oder auch die durch den Staat geförderte Aktienkultur. Für Anleger, die auf einen Vermögensaufbau mit Aktien setzen, könnten Investitionen in schwedische Papiere als Beimischung im Depot - entweder in Einzelwerte oder ETFs - durchaus einen Blick wert sein. Zwar können Korrekturen an der Börse nie ausgeschlossen werden, doch mit einem klaren Risikomanagement könnten in Schweden durchaus attraktive Renditemöglichkeiten zu erzielen sein.
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Markus C. Zschaber gilt als ein sehr erfahrener Geldmanager und ist Gründer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft, die seit nunmehr 26 Jahren die Vermögen von privaten und institutionellen Anlegern betreut. Mehrfach wurde er bereits als Portfoliomanager ausgezeichnet, sein Gesicht ist den meisten Anlegern bereits seit 1998 durch den Nachrichtensender n-tv bekannt, bei dem der Experte regelmäßig Interviews gibt. Während der Finanzkrise und der anhaltenden Corona-Krise steht er den politischen Gremien auch als externer Berater zur Verfügung und ist bei vielen Diskussionen rund um das Thema Staatenverschuldung, Inflation und EZB-Politik mit eingebunden. Für Börse Online erläutert der Kölner Vermögensverwalter die interessanten Themen rund um den Anlage- und Kapitalmarkt. Nähere Informationen zur V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft finden Sie hier: https://zschaber.de/