Die Aktie von ProSiebenSat.1 hat in den vergangenen fünf Jahren 62 Prozent an Wert verloren. Doch steht man jetzt unter Umständen vielleicht besser da? Und lohnt sich hier jetzt ein Investment?
Vorstandschef Bert Habets kündigt harte Personalschnitte an – und erwartet nach dem Tod von Silvio Berlusconi neue Dynamik im Aktionärskreis
Bei der Senderkette ProSiebenSat.1 stehen mit der künftigen Fokussierung auf das Unterhaltungsgeschäft deutliche Personaleinschnitte an. Der neue Chef Bert Habets kündigte bei einem Pressegespräch in Frankfurt einen mindestens dreistelligen Stellenabbau an. „Die Verkleinerung, auf die wir uns vorbereiten, ist signifikant umfangreicher als die früheren Umstrukturierungen in der Gruppe“, sagte Habets laut Nachrichtenagentur Reuters. Eine konkrete Zahl nannte der Niederländer nicht.
Habets äußerte sich auch zum Tod des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Dessen Familie ist über die Medienholding MFE mit knapp 29 Prozent größter ProSiebenSat.1-Aktionär, noch vor der tschechischen PPF-Gruppe der Millardärin Renata Kellnerova, die rund 13 Prozent hält.
Beide Aktionäre stünden klar hinter der Strategie, Unterhaltung stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Man prüfe Kooperationen, etwa mit der MFE. Wie sich der Tod des am 12. Juni verstorbenen Berlusconi auswirken könne, hänge davon ab, was dessen fünf Kinder letztlich entschieden, sagte Habets. „Alles, was wir dazu sagen können, wäre spekulativ. Aber die Tatsache, dass es neue Dynamik geben wird, ist für jeden klar.“
"Aktie jetzt vorteilhafter"
Vorstandschef bei MFE ist Berlusconis Sohn Pier Silvio. MFE hatte immer wieder die Absicht geäußert, zusammen mit ProSiebenSat.1 einen europäischen Medienkonzern zu schaffen. Die deutschen Medienaufseher haben die MFE-Beteiligung allerdings wegen des „Staatsferne-Gebots“ und möglicher politischer Einflussnahme auf die Sender kritisch gesehen. Thorsten Schmiege, Chef der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien, gab gegenüber €uro am Sonntag jetzt Entwarnung: „Nachdem Berlusconis Kinder aus erster Ehe, Marina und Pier Silvio, die die Geschäfte übernehmen, unseres Wissens nach keine politischen Ämter innehaben, ist das Thema Staatsferne im konkreten Fall nicht mehr relevant.“
Unterdessen hat die Invest-mentbank Oddo BHF die ProSiebenSat.1-Aktie von „Halten“ auf „Kaufen“ hochgestuft bei einem Kursziel von elf (zuvor: zehn) Euro. Die Aktie zeige inzwischen eine wesentlich vorteilhaftere Entwicklung, auch mit Blick auf die erwartete Belebung des Werbegeschäfts im zweiten Halbjahr.
Im ersten Quartal war der operative Gewinn (Ebitda) der deutschen Senderkette um 50 Prozent auf 53 Millionen Euro eingebrochen. Der Umsatz sank um 13 Prozent auf 816 Millionen Euro. Im Gesamtjahr 2023 soll der Umsatz bei 4,1 Milliarden Euro stagnieren und der Gewinn von 678 auf rund 600 Millionen Euro zurückgehen.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: ProSiebenSat.1 Media.